die Detektivin in Jeans
am besten erhaltenen Beispiele für die hohe Wohnkultur der
Mitte des 19. Jahrhunderts. Ein Denkmal von hohem kulturellem Wert“, begann er
seinen Vortrag.
Er fuhr fort: „Der Trierer
Erzbischof Arnold von Isenburg — er regierte von 1242 bis 1259 — erbaute es als
Zollburg. 1688 wurde die Burg zerstört. 1823 fiel sie durch Schenkung an den
preußischen Kronprinzen, den späteren König Friedrich Wilhelm IV. Dieser, ein
Romantiker, war von der Lage und dem herrlichen Blick über das Rheintal derart
angetan, daß er spontan den Wunsch äußerte, auf dieser Burg zu wohnen. So
begann man 1825 zunächst den Zufahrtsweg herzurichten. 1836 setzte dann der
entscheidende Wiederaufbau unter der Leitung des Architekten von Lassaulx
ein...“
Die Klasse fing an zu gähnen
und mit den Füßen zu scharren. Der lange Aufstieg hatte sie ermüdet. Die Sonne
brannte auf den ungeschützten Schloßhof. Die Mädchen und Jungen waren hungrig,
durstig und erschöpft.
Herrn Geislers Vortrag
interessierte sie nicht. Außerdem waren die meisten von ihnen schon mehrmals, vor
allem als Kleinkinder mit ihren Eltern, hier oben gewesen.
Natürlich würden sie ein
Referat über Entstehung und Geschichte des Schlosses ausarbeiten müssen. Doch
das kümmerte sie jetzt noch nicht. Wozu gab es schließlich einen Prospekt mit
allen erforderlichen Daten am Kartenschalter zu kaufen?
Herr Geisler spürte die sich
ausbreitende Langeweile und Unruhe.
„Na ja“, er lächelte säuerlich.
„Hm, der Schloßführer möchte sicher auch noch etwas zu erklären haben.
Überlassen wir also ihm die Einzelheiten.“ Er blickte sich nach dem jungen
Kollegen Barth um. „Wann beginnt die Führung?“
„Sofort, wenn Sie es wünschen.
Die junge Dame wartet schon auf uns.“
Es war eine Studentin, die sie
durchs Schloß führte.
Die Klasse drängelte durch die
Säle und Kemenaten. Länger verweilten sie nur in der Pergola und in den
schattigen Arkaden. Sie bestaunten die Steinputten, das dicke Mauerwerk der
Befestigungsanlagen, beugten sich über die schweren Bruchsteine und überlegten,
wie sie wohl ohne die heutigen modernen Hilfsmittel den steilen Berg
heraufgebracht worden waren.
„Wir machen jetzt Essenspause“,
ordnete Herr Geisler an, nachdem sie sich wieder im Vorhof des Schlosses
eingefunden hatten. „Sind alle beisammen — oder fehlt jemand?“
Man blickte sich um. Es schien
niemand zu fehlen.
„Gut, ihr habt jetzt etwa eine
Stunde für euch. Um 16 Uhr möchte ich unten am Bahnhof sein. Unser Zug fährt
16.15 Uhr.“
Die Jungen liefen johlend
auseinander.
Die Mädchen schlenderten
hinterher.
„Macht keine Dummheiten!“ rief
Herr Geisler ihnen nach. „Und seid pünktlich zurück. Wir sammeln uns hier.“
Die Klasse kümmerte sich nicht
um seine Ermahnungen. Sie stürmte zum Imbißverkauf an einem Seitenfenster des
Schloßrestaurants.
Gruppen bildeten sich.
Die Pärchen sonderten sich ab.
Sie wanderten mit ihren Pommes frites, Grillwürstchen und Colas waldeinwärts,
um allein zu sein.
Sandra und Joschi lagerten mit
ihrer Clique auf dem weichen Moos unter den alten hohen Fichten.
Nachdem sie gegessen hatten,
fingen die Jungen ein Würfelspiel an.
Die Mädchen gingen zum Schloß
zurück, um sich in der Restauranttoilette die Hände zu waschen und ihr Make-up
aufzufrischen.
Sie unterhielten sich gerade
mit Frau Klabusch, die sich ebenfalls vor einem Spiegel kämmte, als Doris,
Gesines Tischnachbarin in der Schule, die Tür zum Waschraum aufriß. „Hat jemand
die Klabusch gesehen?“
Frau Klabusch drehte sich um.
„Ich bin hier. Was gibt es?“
„Können Sie bitte mal kommen?
Gesine Bollerhey ist es schlecht geworden.“
„Zuviel gegessen, was? Oder
eiskaltes Cola runtergestürzt.“ Frau Klabusch steckte ärgerlich ihren Kamm ein
und ließ den Verschluß ihrer Tasche zuschnappen.
„Sie hat sich gar nichts
gekauft. Sie versucht sich zu übergeben, aber es kommt nichts, so leer ist ihr
Magen“, verteidigte Doris die Mitschülerin.
Frau Klabusch wandte sich zur
Tür. „Wo ist sie?“
Doris lief voraus, um ihr den
Weg zu Gesine zu zeigen.
„Bestimmt hat sie einen
Sonnenstich weg“, vermutete Ingrid aus Sandras Clique.
„Die hat doch immer einen weg“,
witzelte ein anderes Mädchen.
Als sie zu den Jungen
zurückgingen, kam Doris erneut angerannt. Atemlos fragte sie: „Wißt ihr, ob‚s
im Imbiß Kekse gibt? Oder hat jemand von euch noch welche dabei?“
„Trockene Kekse bei der Hitze!
Ich glaube, du spinnst!“
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