die Detektivin in Jeans
gemein!“ Sie fing an zu weinen.
„Du lügst! Deine Oma wird sich
freuen, wenn sie das erfährt.“
Gesine weinte heftiger.
„Dein Heulen juckt mich nicht.
Das ist doch nur Schau. Laß dich bloß nicht mehr bei uns blicken, das sage ich
dir, du gemeines Biest.“
Sandra drehte sich um und ließ
Gesine stehen.
Gesine kam ihr nachgelaufen.
„Ich schwöre, daß ich das Geld nicht habe! Bitte, sag meinen Großeltern nichts
von dem verschwundenen Geld. Mein Opa regt sich immer gleich auf, und dann
bekommt er einen Asthmaanfall. Ich habe das Geld wirklich nicht.“
Sandra glaubte ihr nicht.
Dennoch erzählte sie ihrer
Großmutter nicht, daß Gesine sich ihrer Meinung nach verraten habe. Denn nach
sorgfältiger Überlegung mißtraute Sandra ihrer eigenen Urteilsfähigkeit.
Von Joschi wußte Sandra auf
Anhieb zu sagen, wann er log. Bei Gesine erschien ihr das nachträglich
zweifelhaft. Sandras ausgeprägtes Rechtsempfinden gab ihr zu bedenken, daß
jeder Mensch sich gegenüber einer solchen Anschuldigung unterschiedlich
verhalten konnte. Ein endgültiges Urteil über Gesine zu fällen, wagte sie
deshalb nicht.
Teilte sie ihrer Großmutter
jedoch ihre Beobachtungen mit, würde Herr Seibold nicht ruhen, bis die Sache
aufgeklärt war. Das würde bedeuten, daß Gesines Großeltern von dem Verdacht
gegen Gesine erfuhren. Vielleicht entstand dadurch ein größerer Schaden, als es
der Verlust von fünfundzwanzig Mark bedeutete. In dieser Hinsicht gab Sandra ihrer
Großmutter recht.
So gab Sandra ihre Eindrücke
von ihrer Unterredung mit Gesine nur an Joschi weiter.
Doch ihre ohnehin nur
oberflächliche Freundschaft mit Gesine wurde nach diesem Vorfall von keinem von
ihnen mehr fortzusetzen versucht.
Gesine weiß
nicht mehr weiter
Drei Wochen später
veranstaltete die 8c einen Wandertag.
Das war üblich vor den
Sommerferien, sehr zum Ärgernis des Klassenlehrers. Herr Geisler fürchtete
diesen Tag mehr als eine unverhoffte Inspektion der obersten Schulbehörde. Denn
selten verlief dieses Unternehmen ohne Zwischenfälle und Unannehmlichkeiten.
Das fing mit Insektenstichen
an. Es setzte sich fort mit verstauchten Knöcheln, mit Magenschmerzen,
hervorgerufen durch übermäßigen Eisgenuß, und endete entweder mit einer
Eifersuchtstragödie oder einem ausgeprägten Sonnenstich mit Ohnmachtsfolge.
Herr Geisler verlegte den Tag
in jedem Jahr auf einen späteren Termin.
Doch länger ließ er sich nun
nicht mehr hinausschieben. In zwei Wochen begannen die großen Ferien. Der
Direktor hatte Herrn Geisler bereits mehrmals an seine Pflicht gemahnt.
Dienstag morgen zog die Klasse
los.
Sie fuhren zunächst mit der
Omnibuslinie zur Stadt hinaus, vorbei am Bootshafen und am Stausee, auf dem
Rudermannschaften trainierten und schnelle kleine Boote mit Wasserskiern im
Schlepp ihre Kurven zogen.
Dann wanderten sie flußaufwärts
und rasteten gegen elf Uhr neben dem Campingplatz auf der Insel, die durch
einen künstlich angelegten Fahrweg mit dem Festland verbunden war. Sie kauften
Proviant im Campingrestaurant und leerten die ersten Cola-Dosen.
Noch ließ sich alles friedlich
an.
„Ich finde die Klasse ungeheuer
diszipliniert“, sagte der neue junge Referendar, Herr Barth, vorsichtig auf die
Befürchtungen des Vorgesetzten anspielend.
„Hoffentlich bleibt sie es“,
seufzte Herr Geisler und beobachtete sorgenvoll eine Schülerin, die den
Junglehrer über ihr Comic-Heft hinweg anschmachtete.
Im selben Moment erscholl ein
durchdringendes Klagegeheul.
Ein Junge hatte seinen Daumen
beim Öffnen einer Cola-Dose aufgerissen. Die Verletzung war nicht arg. Doch er
konnte kein Blut sehen, vor allem nicht sein eigenes.
Als Studienrätin Klabusch die
Wunde mit Antiseptikum abtupfte, wurde er blaß und sank ohnmächtig zusammen.
Herr Barth sprang auf und eilte
der Kollegin zu Hilfe.
Doch der Junge hatte sich
bereits erholt. Vermutlich deshalb, weil sein Unterbewußtsein ihm
signalisierte, daß Mädchen anwesend waren. Ein gewisses Mädchen vor allem, dem
er sich sonst gern als Held präsentierte.
Herr Geisler rief die Klasse
zusammen und schlug vor, aufzubrechen.
Ihr nächstes Ziel war das
Schloß auf dem Hasenberg.
Sie überquerten mit der Fähre
den Fluß und stiegen durch die Weinberge hinauf zu den bewaldeten Höhen.
Bevor sie das Schloß betraten,
versammelte Herr Geisler die Klasse um sich und machte sie mit der Geschichte
des historischen Bauwerkes bekannt.
„Ihr seht hier eines der
imposantesten und
Weitere Kostenlose Bücher