Die Deutschen
nehmen.«
Souchon: »Aber meine Herren, können Sie verantworten, daß Frauen und Kinder vernichtet würden?«
Artelt: »Es liegt in Ihrer Macht, ein Blutbad zu verhindern. Wenn Sie es verantworten können, daß Infanteristen auf Matrosen schießen, dann könnten wir auch Gegenmaßnahmen verantworten.« Souchon sieht sich schließlich gezwungen, die Räte anzuerkennen und die Verhafteten des iii . Geschwaders in Freiheit zu setzen. Er verspricht, keine auswärtigen Truppen heranzuholen und bereits anrückende wieder zurückzubeordern. Als am Abend trotzdem auswärtige Einheiten in Kiel einmarschieren, schließen sie sich den Aufständischen an oder werden entwaffnet. Am Abend des 4. November ist Kiel in der Hand von 40000 aufständischen Matrosen und Marinesoldaten.
Chronik November 1918
Die deutsche Revolution. Berlin, 9.–10. November 1918
1918 5. November: Die Kieler Arbeiter beginnen zu streiken.
In Lübeck und Brunsbüttel werden Arbeiter- und Soldatenräte gebildet; die Offiziere entwaffnet und die politischen Gefangenen befreit.
In München fordert eine von der uspd einberufene Demonstration die Errichtung eines »deutschen Volksstaates« und den sofortigen Friedensschluß.
6. November: In Hamburg, Bremen, Bremerhaven, Wilhelmshaven, Cuxhaven, Flensburg und anderen Küstenstädtenwerden Arbeiter- und Soldatenräte gebildet.
Die »Revolutionären Obleute« Berlins beschließen den Aufstand für den 11. November. Liebknechts Antrag, die Erhebung auf den 8. November vorzuverlegen, wird abgelehnt.
7. November: Ausbreitung der Revolution nach Schwerin, Hannover, Braunschweig, Oldenburg und anderen norddeutschen Städten sowie Frankfurt am Main und München, wo der bayerische König flieht.
8. November: Ausbreitung der Revolution nach Köln, Essen, Düsseldorf, Magdeburg, Halle, Dresden, Leipzig, Gotha, Koblenz, Darmstadt, Mainz, Nürnberg, Passau, Augsburg und weitere Städte West-, Mittel- und Süddeutschlands. Proklamierung des Freistaates Bayern durch den Arbeiter-, Soldaten- und Bauernrat Münchens. Eine Regierung unter Kurt Eisner (uspd) wird gebildet.
Rosa Luxemburg wird in Breslau aus der Haft befreit. Aufruf des Vollzugsausschusses der Revolutionären Obleute Berlins und der Spartakusgruppe zur Machtergreifung durch die Räte am 9. November.
In einem Sonderzug im Wald von Compiègne werden der deutschen Delegation die Waffenstillstandsbedingungen überreicht und die Annahme ultimativ binnen 72 Stunden gefordert.
9. November: Mit einem Generalstreik und bewaffneten Massendemonstrationen bricht in Berlin die Revolution aus. Mittags 12 Uhr verkündet der Reichskanzler Max von Baden die Abdankung Kaiser Wilhelms ii. und übergibt das Reichskanzleramt an Ebert.
Um 13 Uhr proklamiert Scheidemann vom Reichstagsgebäude aus die »freie deutsche Republik«.
Gegen 16 Uhr fordert Liebknecht in einer Rede vom Balkon des Schlosses die »sozialistische Republik« als Ziel des revolutionären Kampfes.
Ausbreitung der Revolution nach Erfurt, Eisenach, Plauen, Brandenburg, Görlitz, Breslau, Posen und Königsberg; am folgenden Tag nach Frankfurt an der Oder, Gleiwitz, Oppeln, Beuthen, Danzig – und schließlich über das gesamte Reichsgebiet.
10. November: Die örtlichen Räte proklamieren Maßnahmen zur Verbesserung der wirtschaftlichen und sozialen Lage der Arbeiter und Demokratisierung der Verwaltung.
Die Vollversammlung der Delegierten der Berliner Arbeiter- und Soldatenräte im Zirkus Busch fordert den sofortigen Frieden, »rasche und konsequente Vergesellschaftung der kapitalistischen Produktionsmittel« und die »sozialistische Republik«.
Die Delegierten wenden sich gegen Liebknecht und bestätigen die »Revolutionsregierung«, die sich »Rat der Volksbeauftragten« nennt.
Spät nachts verhandelt Ebert über ein Geheimtelefon mit General Groener von der ohl über die Entsendung konterrevolutionärer Truppen nach Berlin. Die ohl unter Führung Hindenburgs befiehlt allen militärischen Führungsstellen, mit Reichskanzler Ebert im Kampf gegen den Bolschewismus zusammenzuarbeiten.
Die deutsche Revolution. Berlin, 9.–10. November 1918
6. November 1918: Die revolutionären Obleute der Berliner Großbetriebe beschließen, mit den Aktionen nicht vor dem 11. November zu beginnen, da die technischen Voraussetzungen für einen bewaffneten Aufstand noch nicht genügend vorbereitet seien. Besprechung zwischen General Groener, dem Ersten Quartiermeister und Nachfolger des Generals Ludendorff, in
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