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Die Deutschen

Die Deutschen

Titel: Die Deutschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Artur Müller
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Arbeiter und Soldaten von Berlin:
    Sichert die von Euch errungene Macht!
    Mißtrauen ist die erste demokratische Tugend!
    Die rote Fahne weht über Berlin! Würdig habt Ihr Euch an die Seite der Städte gestellt, in denen schon das Proletariat und die Soldaten die Macht übernommen haben. Wie aber die Welt auf Euch geschaut hat, ob Ihr Eure Aufgabe lösen werdet, so sieht die Welt jetzt auf Euch, wie Ihr sie lösen werdet. Ihr müßt in der Durchführung eines sozialistischrevolutionären Programms ganze Arbeit machen. Mit der Abdankung von ein paar Hohenzollern ist es nicht getan. Noch viel weniger ist es getan damit, daß ein paar Regierungssozialisten mehr an die Spitze treten. Sie haben vier Jahre lang die Bourgeoisie unterstützt, sie können nicht anders, als dies weiter tun. Mißtrauet denen, die von Reichskanzler- und Ministerstellen herunter glauben, Eure Geschicke lenken zu dürfen. Nicht Neubesetzung der Posten von oben herunter, sondern Neuorganisierung der Gewalt von unten herauf! Sorget, daß die Macht, die Ihr jetzt errungen habt, nicht Euren Händen entgleitet und daß Ihr sie gebraucht für Euer Ziel. Denn Euer Ziel ist die sofortige Herbeiführung eines proletarischsozialistischen Friedens, der sich gegen den Imperialismus aller Länder wendet, und die Umwandlung der Gesellschaft in eine sozialistische. Zur Erlangung dieses Zieles ist es vor allem notwendig, daß das Berliner Proletariat in Bluse und in Feldgrau erklärt, folgende Forderungen mit aller Entschlossenheit und unbezähmbarem Kampfwillen zu verfolgen:
    1. Entwaffnung der gesamten Polizei, sämtlicher Offiziere sowie der Soldaten, die nicht auf dem Boden der neuen Ordnung stehen; Bewaffnung des Volkes; alle Soldaten und Proletarier, die bewaffnet sind, behalten ihre Waffen.
    2. Übernahme sämtlicher militärischer und ziviler Behörden und Kommandostellen durch Vertrauensmänner des Arbeiter- und Soldatenrates.
    3. Übergabe aller Waffen- und Munitionsbestände sowie aller Rüstungsbetriebe an den Arbeiter- und Soldatenrat.
    4. Kontrolle über alle Verkehrsmittel durch den Arbeiter- und Soldatenrat.
    5. Abschaffung der Militärgerichtsbarkeit; Ersetzung des militärischen Kadavergehorsams durch freiwillige Disziplin der Soldaten unter Kontrolle des Arbeiter- und Soldatenrates.
    6. Beseitigung des Reichstages und aller Parlamente sowie der bestehenden Reichsregierung; Übernahme der Regierung durch den Berliner Arbeiter- und Soldatenrat bis zur Errichtung eines Reichs-Arbeiter- und Soldatenrates.
    7. Wahl von Arbeiter- und Soldatenräten in ganz Deutschland, in deren Hand ausschließlich Gesetzgebung und Verwaltung liegen. Zur Wahl der Arbeiter- und Soldatenräte schreitet das gesamte erwachsene werktätige Volk in Stadt und Land und ohne Unterschied.
    8. Abschaffung aller Dynastien und Einzelstaaten; unsere Parole lautet: einheitliche sozialistische Republik Deutschland.
    9. Sofortige Aufnahme der Verbindung mit allen in Deutschland bestehenden Arbeiter- und Soldatenräten und den sozialistischen Bruderparteien des Auslandes.
    10. Sofortige Rückberufung der russischen Botschaft nach Berlin. Arbeiter und Soldaten! Eine jahrtausendealte Knechtschaft geht zu Ende; aus den unsäglichen Leiden eines Krieges steigt die neue Freiheit empor. Vier lange Jahre haben die Scheidemänner, die Regierungssozialisten, Euch durch die Schrecken eines Krieges gejagt, haben Euch gesagt, man müsse ›das Vaterland‹ verteidigen, wo es sich nur um die nackten Raubinteressen des Imperialismus handelte. Jetzt, da der deutsche Imperialismus zusammenbricht, suchen sie für die Bourgeoisie zu retten, was noch zu retten ist, und suchen die revolutionäre Energie der Massen zu ersticken. Es darf kein ›Scheidemann‹ mehr in der Regierung sitzen; es darf kein Sozialist in die Regierung eintreten, solange ein Regierungssozialist noch in ihr sitzt. Es gibt keine Gemeinschaft mit denen, die Euch vier Jahrelang verraten haben.
    Nieder mit dem Kapitalismus und seinen Agenten!
    Es lebe die Revolution! Es lebe die Internationale!«
    In den Kasernen haben die Revolutionären Obleute wenig Einfluß. Hier führt die spd und ihr Sprecher Otto Wels. Er instruiert die Soldatenräte, für eine paritätisch aus Vertretern der spd und der uspd zusammengesetzte Regierung einzutreten.
    In der Reichskanzlei findet eine Regierungssitzung statt, bei der die Annahme oder die Ablehnung der Waffenstillstandsbedingungen auf der Tagesordnung steht. Eigentlich bedarf es keiner Debatte.

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