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Die Deutschen

Die Deutschen

Titel: Die Deutschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Artur Müller
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den Streiks von 30000 Bergarbeitern in Oberschlesien beginnt eine neue Streikwelle. Neben wirtschaftlichen Forderungen werden auch Forderungen nach Weiterführung der Revolution gestellt.
    23. November: Der Vollzugsrat der Berliner Arbeiter- und Soldatenräte verzichtet zu Gunsten des Rates der Volksbeauftragten auf die Exekutivgewalt.
    30. November: Die Volksbeauftragten legen die Wahlen zur Nationalversammlung auf den 16. Februar 1919 fest. Dieser Termin wird später auf den 19. Januar vorverlegt.
    6. Dezember: Mit dem Einmarsch der Gardekavallerie-Schützendivision in Berlin beginnt der Versuch eines konterrevolutionären Putsches.
    Konterrevolutionäre Unteroffiziere und Soldaten schießen auf eine Demonstration; 14 Arbeiter werden getötet.
    Die Putschisten verhaften vorübergehend den Vollzugsrat der Arbeiter- und Soldatenräte, während eine Soldaten- und Studentendemonstration Ebert die Präsidentschaft anträgt. Ähnliche Putschversuche werden bis zum 13. Dezember in Essen, Braunschweig, Hamburg, Chemnitz und Würzburg durchgeführt.

    Putschversuch in Berlin, 6. Dezember 1918

    Anfang Dezember 1918. Geheime Gespräche zwischen dem Volksbeauftragten Ebert und dem General Groener. Beide sind daran interessiert, die Macht der Arbeiter- und Soldatenräte zu brechen, Berlin von den »Spartakisten« zu säubern und den Zustand wiederherzustellen, den sie generell als »Ruhe und Ordnung« bezeichnen. Zu diesem Zweck wird geplant, zehn aus dem Felde zurückkehrende Divisionen mit scharfer Munition in Berlin einrücken zu lassen. Für die Aktion wird ein generalstabsmäßiger Plan ausgearbeitet, der nicht nur die Truppenteile, ihre Stärke, ihre Aufmarschzeiten und Bestimmungsorte festhält, sondern auch folgende Maßnahmen vorsieht:
    »1. Wer ohne Waffenschein noch Waffen in Besitz hat, wird erschossen.
    2. Wer Kriegsmaterial einschließlich Kraftwagen behält, wird standrechtlich abgeurteilt.
    3. Deserteure und Matrosen haben sich innerhalb von zehn Tagen beim nächsten Ersatztruppenteil oder Bezirkskommando zu melden.
    4. Wer sich unberechtigt eine Beamteneigenschaft zulegt, wird erschossen.
    5. Alle unsicheren Stadtteile werden durchsucht.
    6. Über Arbeitslose und Notstandsarbeiten erfolgen gesonderte Bestimmungen.
    7. Die Autorität der Offiziere gilt wieder in vollem Umfang. (Abzeichen, Grußpflicht, Orden, Waffentragen, Abzeichen für Feldheer.)
    8. Die Behörden und Truppen übernehmen die ihnen gesetzlich zustehenden Befugnisse. Alle Ersatztruppen werden sofort aufgelöst.« Für den 16. Dezember ist der erste Reichsrätekongreß in Berlin angekündigt. Der von Groener mit Ebert abgesprochene Plan soll zwischen dem 10. und 15. Dezember ausgeführt werden. Man will vor dem Zusammentritt der Räte »reinen Tisch machen«.
    Der Putschplan scheint klar. Aber einige Truppenteile der Berliner Garnison schlagen zu früh los. Oder sollte das dazu dienen, die Berufung der zehn Divisionen nach Berlin zu rechtfertigen? Es ist nie völlig klar geworden.
    6. Dezember. Um 17 Uhr marschieren unter Führung von Offizieren Truppenteile des Garde-Grenadierregiments »Kaiser Franz« demonstrativ durch die Straßen und besetzen das preußische Abgeordnetenhaus, in dem der Vollzugsrat des Arbeiter- und Soldatenrates eben eine Sitzung abhält. Ein Teil der Mannschaften, mit einem Unteroffizier an der Spitze, dringt in die Sitzung ein und erklärt den Vollzugsrat für verhaftet, angeblich auf Befehl der Regierung Ebert-Haase. Die Putschisten erklären weiter, sie seien gekommen, um den Vollzugsrat zu beseitigen und Ebert als Präsidenten der Republik auszurufen.
    Gleichzeitig wird von einem anderen Teil der Truppen die Redaktion der »Roten Fahne« besetzt. Die Redaktionsräume werden durchsucht, Treppen, Hof und Hauseingang abgesperrt, die Maschinen angehalten. Man fahndet nach Liebknecht und der »Gruppe der Spartakusleute«. Auch hier beruft man sich auf einen Befehl der Regierung Ebert-Haase.
    Zur selben Zeit wird auf demonstrierende, unbewaffnete Soldaten, die aus einer Versammlung in den Germaniasälen die Chausseestraße hinunterziehen – die Demonstration war dem Polizeipräsidenten am Tage vorher mitgeteilt worden – mit Maschinengewehren geschossen. 14 Tote bleiben liegen, darunter eine Frau, die Verwundeten sind zahlreich.
    Während dies alles geschieht, erscheinen bewaffnete Regimenter vor dem Reichskanzlerpalais, ein Soldat tritt an die Spitze, Ebert erscheint auf dem Balkon und wird unter den Hurrarufen der

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