Die Deutschen
Rede. Zur gleichen Zeit ordnet die Interalliierte Kontrollkommission die Auflösung der beiden Freikorps an, die nach dem Truppenübungsplatz Döberitz verlegt worden waren. Es sind dies die von Kapitän zur See Ehrhardt geführte »Marinebrigade« und die »Baltikumbrigade« unter General von der Goltz.
Am 1. März nimmt General von Lüttwitz die Parade der Brigade Ehrhardt ab. Die »Deutsche Zeitung« berichtet darüber:
»Auf dem Felde von Döberitz steht im Schmuck der Waffen die 2 . Marinebrigade unter ihrem Führer Kapitän Ehrhardt. Eine Kerntruppe bester Art, bewährt im Kampf gegen den äußeren und inneren Feind. Festgefügt in Vaterlandsliebe, Disziplin, Kameradschaft und Treue gegen ihren Führer, hat die Brigade auf ihrem Zuge von Wilhelmshaven über Berlin, Braunschweig, München nach Oberschlesien der jetzigen Regierung zur Aufrechterhaltung der Ordnung unschätzbare, selbstlose Dienste geleistet. Am 17. Februar bestand sie ein Jahr. Heute beabsichtigt die Regierung im Gefühl ihrer Sicherheit die Auflösung! Die Parade zur Wiederkehr des Gründungstages nahmen am 1. März Exzellenz von Lüttwitz und Exzellenz von Trotha ab. Mit klingendem Spiel und wehenden Fahnen zogen die Sturmkompagnie, die Bataillone, Artillerie, Maschinengewehr- und Scheinwerferzüge in vorzüglicher Verfassung vorüber. Dann Feldgottesdienst unter blauem Frühlingshimmel – wie einst. Nachmittags Sportfest und abends frohes Beisammensein – alles wie einst. Auch das Wetter – Hohenzollernwetter. Nur einer fehlte.«
General von Lüttwitz versprach der Truppe, er werde nicht dulden, daß man sie nach Hause schicke.
Abgeordnete der Rechtsparteien fordern nach Rücksprache mit Lüttwitz von der Reichsregierung die Abhaltung von Reichstags- und Präsidentenwahlen. Aber das ist nur ein Propagandamanöver, um das deutsche Volk »aufzuklären«. Zur gleichen Zeit arbeiten Dr. Kapp und seine Leute Denkschriften aus, verfassen Aufrufe und bilden insgeheim eine »neue Regierung«.
Am 9. März melden die Abgeordneten dem General Lüttwitz, daß ihre Intervention bei der Reichsregierung gescheitert ist. Der General lächelt nur verächtlich.
Am 10. März bittet Lüttwitz den Reichspräsidenten Ebert um eine Unterredung. Er stellt ohne nähere Begründung seine Bedingungen: Einstellung der Entlassungen bei der Truppe; der Chef der Heeresleitung, General Reinhardt, ist zu ersetzen; die Brigade Ehrhardt bleibt unter seinem Befehl.
Der anwesende Reichswehrminister Noske lehnt diese Forderungen entschieden ab. Lüttwitz läßt sich keineswegs einschüchtern und verlangt weiter: Neuwahlen zum Reichstag, Präsidentenwahlen durch das Volk, Bildung eines Kabinetts von Fachministern und Weigerung, die »Kriegsverbrecher« auszuliefern.
Noske bleibt hart: »Die Zeit ist gekommen, wo Sie die Wahl haben, zu gehorchen oder Ihren Abschied zu nehmen. Ich warne vor einem Auflehnungsversuch, bei dem die Offiziere die Mannschaften keineswegs mehr hinter sich haben und der das Reich ruinieren wird. Wenn Sie Gewalt gebrauchen, werden wir den Generalstreik ausrufen.«
Damit ist die Unterredung beendet. Ebert und Noske erwarten zuversichtlich das Abschiedsgesuch des Generals von Lüttwitz.
Als zwei Tage verstreichen, ohne daß etwas geschieht, enthebt Noske Lüttwitz seines Postens. Gleichzeitig erläßt er Haftbefehl gegen Dr. Kapp, den Oberst Bauer, Hauptmann Pabst und andere Verschwörer. Aber alle befinden sich bereits im Schutz der Marinebrigade Ehrhardt in Döberitz.
Am 12. März schickt Noske den Admiral von Trotha, der kein Freund der Republik ist, zur Inspektion nach Döberitz. Der Admiral meldet sich dort telefonisch an und bemerkt dann bei seinem Besuch nichts Auffälliges. Er meldet dem Minister: »In Döberitz alles ruhig!« Eine Stunde später befindet sich die Marinebrigade Ehrhardt auf dem Marsch nach Berlin.
In der Nacht vom 12. zum 13. März versammelt Reichswehrminister Noske die leitenden Offiziere des Ministeriums, unter ihnen General von Seeckt. Der Minister berichtet über die letzten Bemühungen, mit General von Lüttwitz und Ehrhardt zu einem Ausgleich zu kommen. Da diese vergeblich gewesen seien, müßten nunmehr die Waffen sprechen. Noske bittet die anwesenden Offiziere, ihre Meinung zu äußern. Als erster spricht General Reinhardt (dessen Entlassung Lüttwitz gefordert hatte): »Angesichts der Kollision zwischen Fahneneid und Kameradschaft wird jedem von uns das Handeln schwerfallen. Dennoch müssen wir mit der Waffe in
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