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Die Deutschen

Die Deutschen

Titel: Die Deutschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Artur Müller
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Auto. Er war fast der einzige von den mitteldeutschen Kämpfern, der sich nach Rußland in Sicherheit brachte …
    Das Ergebnis der Versammlung war der einmütige Beschluß, den Generalstreik weiterzuführen … In Eisleben sah ich an diesem Tage bei den Arbeitern keine Waffen. Ohne Zweifel hielt die Arbeiterschaft Waffen versteckt, die sie während des Kapp-Putsches den Einwohnerwehren und Zeitfreiwilligen abgenommen hatte. Ebenso fest steht aber auch, daß die Arbeiter nicht zu den Waffen gegriffen hätten, wenn sie nicht durch das brutale Vorgehen der Sipo dazu gezwungen worden wären. Nach der Versammlung kehrte ich nach Kloster-Mansfeld zurück. Dort war der Sammelpunkt für alle aus dem Streikgebiet einlaufenden Nachrichten.
    Noch in der Nacht vom 22. zum 23. März erfuhr ich durch Meldefahrer, daß die Sipo eine Anzahl von Teilnehmern an der Versammlung in Eisleben verhaftet und schwer mißhandelt hatte.
    Bei dem Versuch, diese Kameraden zu befreien, kam es zwischen den Grünen und der Arbeiterschaft zu den ersten schweren Zusammenstößen, bei denen die Arbeiter noch keine Waffen führten. Das völlig unbegründete und brutale Vorgehen der Sipo veranlaßte aber die Arbeiter, sich zu bewaffnen, um die Freilassung der Verhafteten und den sofortigen Abzug der Polizei zu erzwingen. So lagen die Dinge am Morgen des 23. März.
    Jetzt war meine Hauptaufgabe nicht die Veranstaltung imposanter Versammlungen, ich mußte vielmehr versuchen, die sich spontan bewaffnende Arbeiterschaft zu einheitlichen Kampfhandlungen zusammenzufassen.
    Am Morgen des 23. März entsandte ich Kuriere nach Berlin, Hannover, Braunschweig, Halle und ins Vogtland, um den notwendigen Kontakt mit den Parteiinstanzen herzustellen. Dann organisierte ich unverzüglich eine Sturmkompanie, die den Kern der Arbeiterkampftruppe bilden sollte. Hierfür waren am ersten Tage nur fünfzig Gewehre und drei Maschinengewehre vorhanden.
    Eine Kardinalfrage für die Durchführung militärischer Aktionen ist die Verpflegung der kämpfenden Truppen. Während der Kapp-Tage im Vogtland hatte ich die Erfahrung gemacht, daß Kampfhandlungen, die sich über ein lokales Gebiet hinaus erstrecken, nur durchführbar sind, wenn für die leiblichen Bedürfnisse der Kämpfer gesorgt wird.
    Ich übertrug die Herbeischaffung der notwendigen Gelder vier zuverlässigen Genossen, die für die Truppen Lebensmittel und Kleidungsstücke kauften. Über die Eingänge und Ausgaben wurde Buch geführt …
    Das Hauptquartier der Arbeiterkampftruppe befand sich in der Mitte zwischen den zwei Siponestern: Eisleben auf der einen und Hettstedt auf der anderen Seite. Mit den Kameraden schlug ich mich bis nach Eisleben durch, um gemeinsam mit den dort wohnenden bewaffneten Arbeitern Eisleben von den Grünen zu säubern. In der dritten Nachmittagsstunde stieß ich in Wimmelburg auf Eislebender und Wimmelburger Genossen. Sie hatten kurz vorher ein Gefecht mit der Sipo bestanden und drei Gefangene gemacht.
    In Eisleben war die Sipo auf zwei Gebäude, Seminar und Städtisches Krankenhaus, verteilt. Während unsere Genossen die Grünen im Seminar mit einem Maschinengewehr und zwanzig Gewehren beunruhigten, leitete ich mit etwa neunzig Gewehren den Angriff auf die Sipo im Städtischen Krankenhaus. Wir kamen bis auf fünfzig Meter an den Gegner heran, und es wäre möglich gewesen, durch einen raschen Vorstoß die Ordnungshüter aus dem Gebäude zu werfen. Nach meiner Schätzung hätte dieser Angriff auf unserer Seite mindestens zwanzig bis dreißig Mann Verluste gefordert.
    So wie die Dinge lagen, konnte ich die Kämpfe nur als Vorpostengefechte werten. Das verpflichtete mich, militärische Erfolge nur unter möglichster Vermeidung von größeren Verlusten auf unserer Seite anzustreben. Ich mußte versuchen, die Sipo mit List aus dem Gebäude herauszulocken. Das Kräfteverhältnis war sehr ungleich. Der Gegner verfügte über vierhundert gut bewaffnete Mannschaften, wir Arbeiter hatten kaum neunzig Gewehre.
    Um die Sipo aus Eisleben zu vertreiben, ohne dabei meine kleine Truppe zu opfern, griff ich zu Maßnahmen, die zwar keine Verluste an Menschenleben forderten, mir aber von bürgerlicher Seite und sogar von den in Berlin sitzenden führenden Parteigenossen als Verbrechen angerechnet wurden. Ich sandte zwei Parlamentäre zum Bürgermeister mit der Forderung, sich sofort mit dem Sipomajor Folte in Verbindung zu setzen und dahin zu wirken, daß die Sipo die Stadt schnellstens verlasse, andernfalls

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