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Die Deutschen

Die Deutschen

Titel: Die Deutschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Artur Müller
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oder Feigheit feststellen können. Die Genossen wußten, daß ich nie einen Auftrag erteilte, den ich nicht vorher in gleich schwierigen Situationen selbst ausgeführt hatte. Alle besonders gefährlichen und komplizierten Aufgaben erledigte ich, wenn irgend möglich, persönlich. Dadurch sicherte ich mir das unbedingte Vertrauen der Mannschaften.
    In den Vormittagsstunden dieses Tages setzte ich mich durch Kuriere und Radfahrer mit allen Aktionsausschüssen des Mansfelder Gebirgs- und Seekreises in Verbindung. Ich schickte ihnen Aufrufe, in denen ich sie aufforderte, sofort alle verfügbaren kampffähigen Genossen nach Helbra und Kloster-Mansfeld zu entsenden. Der nun Tatsache gewordene Aufstand konnte politisch und militärisch nur dann weittragende Erfolge zeitigen, wenn es mir im mansfeldischen Gebiet gelang, in den nächsten Tagen eine Truppenmacht von mindestens zehntausend Mann zusammenzubringen. Eine Sturmtruppe von einigen hundert Mann kann unter Umständen hervorragende lokale Erfolge erzielen, nie aber Operationen durchführen, die sich über ein Gebiet von hundert und mehr Kilometern erstrecken. Hierfür müssen in erster Linie Reserven vorhanden sein. Es gehört leider immer noch zur politischmilitärischen Anschauung vieler Genossen, zu glauben, es genüge, in ihren Wohnorten die politisch-militärische Macht an sich zu reißen. Die Absicht, mehrere Orte zu einem größeren, einheitlichen Kampfverband zusammenzuziehen, stieß auch in dieser Aufstandsbewegung – genau wie früher – bei vielen Genossen auf Widerstand. Täglich schickte ich Kuriere mit Meldungen, Aufrufen, Berichten an die Parteistellen nach Berlin, Braunschweig, Hannover, Halle und anderen Orten. Ich versuchte dauernd, die notwendige Verbindung mit den Parteiorganisationen herzustellen. Trotz dieser Bemühung erhielt ich keine Informationen von den in Frage kommenden Instanzen. Nur in einem einzigen Fall bekam ich einen schriftlichen Befehl aus Halle, der von führenden Berliner Genossen der kpd und der kapd gezeichnet war, mit dem lapidaren Inhalt, die kpd und die kapd seien damit einverstanden, daß ich die militärische Oberleitung über die kämpfenden Truppen habe und daß ich bis … (der Termin wurde genannt) unter allen Umständen durchhalten müsse.
    In der Mittagsstunde des 24. März fuhr ich mit den Mannschaften auf Lastautos nach Hettstedt. Die Hettstedter Sipo hatte beträchtliche Verstärkung erhalten und beabsichtigte, uns in unserem Hauptquartier zu überfallen. Ich kam dieser Absicht zuvor und begann den Angriff. Die Zugänge zur Stadt waren von den Grünen versperrt. Es entwickelte sich ein scharfes Gefecht, das bis in die Abendstunden dauerte und bei dem es uns gelang, den Gegner in das Zentrum der Stadt zurückzudrängen. Hier ergab sich die Notwendigkeit zu den ersten Sprengungen, die wir ausführten.
    Durch den Feldstecher sah ich, wie auf dem Bahnhof Hettstedt eine Lokomotive unter Dampf gesetzt wurde, obwohl der ganze Betrieb lahmgelegt war. Meine Vermutung, daß die Sipo unter dem Schutz einer Lokomotive einen Vorstoß gegen uns machen wolle, erwies sich als richtig. Mit zwei Mann Begleitung legte ich ein paar fertige Bomben unter die Eisenbahnschienen, um im Augenblick des Heranrollens der Lokomotive die Bomben zur Zündung zu bringen. Infolge meiner geringen Übung und mangelhaften Erfahrung mit Sprengungen hatte ich die Zündschnur für diesen Zweck viel zu kurz gewählt. Ich war kaum dreißig Meter von dem Bahndamm entfernt, als eine furchtbare Detonation erfolgte und neben großen Steinen und Holzsplittern ein über zwei Meter langes Gleisstück in die Höhe schwirrte und knapp einen Meter vor mir sich senkrecht in den weichen Ackerboden spießte. Der Zweck der Sprengung war erreicht. Die Grünen mußten sich unter dem heftig einsetzenden Maschinengewehrfeuer der revolutionären Arbeiter zurückziehen.
    Am Abend zog ich die um die Stadt in Stellung liegende Kompanie zurück, um alle verfügbaren Kräfte für einen Nachtangriff auf Hettstedt zu sammeln …
    Beim Vorrücken nach der von der Sipo besetzten Schule war ich gezwungen, Sprengungen an und in Gebäuden vorzunehmen. Ein Teil des Bahnhofsgebäudes sowie zwei Villen und zuletzt eine in der unmittelbaren Nähe der Sipounterkunft befindliche Druckerei wurden gesprengt. Auch diese vier Sprengungen führte ich, von zwei Genossen unterstützt, selbst aus. Die Sonderrichter schlußfolgerten, ich hätte aus reiner Zerstörungswut gesprengt. Als ob sie keine

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