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Die Deutschen

Die Deutschen

Titel: Die Deutschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Artur Müller
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Arbeitertruppen in mehrere, kaum ein paar Hundertschaften starke Gruppen auseinandergesprengt worden. Diese verstreuten Formationen strebten intensiv nach einer Vereinigung. Das zu verhindern, war das Ziel der Sicherheitspolizei und Reichswehr. Die Sipo, durch Kontingente von süddeutschen Zeitfreiwilligen verstärkt, verfügte über reichliche artilleristische Kampfmittel. Beim Abmarsch von Wettin sah ich das Aussichtslose unserer Lage klar vor Augen. Ich wollte schon dort unsere Truppen auflösen. Es war absolut unmöglich, eine Anweisung von einer Parteiinstanz zu bekommen. Unsere Truppe in Beesenstedt auseinandergehen zu lassen, hielt ich für falsch. Einmal war die Gegend absolut nicht geeignet, um unsere Waffen, Minenwerfer und andere militärische Ausrüstung nach erfolgter Auflösung zu verstecken. Dafür kam fast nur das Mansfeldsche Gebiet mit seinen zahlreichen Schächten und anderen Industrieanlagen in Frage. Zum anderen empfing ich Meldung von uns entgegenrückenden Kampfgenossen. Gelang es uns, auf sie zu stoßen, so durfte ich hoffen, mein gestecktes Ziel zu erreichen. Ein guter Tagesmarsch konnte uns mit den Genossen verbinden. Gegen Mittag verließen wir Beesenstedt und wagten den letzten Versuch, uns durch den immer enger werdenden Ring der Sipo und Reichswehr durchzuschlagen. Nach einer Stunde, als wir schon einige Kilometer vorgestoßen waren, sichtete ich mit dem Feldstecher in einer Entfernung von etwa 3000 Metern in Schützenlinie anrückende Grüne. Sofort brachten wir unsere Maschinengewehre in Stellung und fanden geeignete Deckung hinter dem Bahndamm einer kleinen Werkbahn. Wir hatten kaum Deckung genommen, als bereits die ersten Granaten und Sehrappnells in unsere Reihen platzten. Die Arbeitersoldaten verteidigten sich gegenüber dem überraschenden Angriff mit Todesverachtung und beispiellosem Mut; bei unserem Mangel an Munition aber war ein längerer Kampf aussichtslos. Das schwere Artilleriefeuer des Gegners brachte uns größte Verluste. Nicht einer von uns glaubte, daß er lebend aus diesem Hexenkessel herauskomme. Mehr als zwanzig tapfere Genossen blieben am Platz und opferten dem Befreiungskampfe der Arbeiter ihr Leben. Andere Kämpfer entgingen der Vernichtung nur, indem sie sich schwimmend oder in Kähnen über die in unserem Rücken befindliche Saale retteten
    Der offizielle Regierungsbericht meldete über dieses Gefecht: »Die von zwei Seiten bei Beesenstedt gestellten Banden, die sich inzwischen auf etwa 500 Kämpfer verstärkt hatten, verloren im Gefecht, das sich nunmehr entwickelte, ihre gesamte Gefechtbagage (31 Fahrzeuge) sowie fast restlos ihre Waffen (5 Maschinengewehrpistolen, 150 Gewehre, einen Panzerkraftwagen, einen Lastkraftwagen und zwei leichte Minenwerfer). Der Gegner verlor hierbei 18 Tote und 19 Gefangene, die teilweise verwundet waren. Auch hier hatte Hoelz persönlich geführt, unterstützt von Schneider. Eine Anzahl Aufrührer entkam über die Saale. Sechzig von ihnen wurden am anderen Tage durch die anhaltische Schutzpolizei an der preußischen Grenze bei Unterpreisen gefangengenommen, Vierzig andere wurden in der Gegend von Löbejun festgenommen.«

    Chronik 1922–1923
    Der Hitler-Putsch in München. 8.–9. November 1923

    1921 2. Mai-Ende Juni: Kämpfe in Oberschlesien zwischen Arbeitern und nationalistischen »Selbstschutzverbänden«.
    9. Juni: Der Vorsitzende der USPD-Fraktion im bayerischen Landtag, Karl Gareis, wird durch Rechtsextremisten ermordet. Zweitägiger Generalstreik.
    Juli: Gründung der »Organisation Consul« aus ehemaligen Mitgliedern der Brigade Ehrhardt.
    26. August: Der Abgeordnete Erzberger (Zentrum) wird von Angehörigen der Organisation Consul bei Griesbach im Schwarzwald ermordet. Der Mord löst große Erregung aus; in vielen Städten finden Massendemonstrationen und Proteststreiks statt.
    1922 1.–7. Februar: Aus lokalen Streiks entwickelt sich ein großer Eisenbahnerstreik mit 800000 Teilnehmern.
    18. Februar–2. März: Lohnkampf von 22.000 Mansfelder Berg- und Huttenarbeitern für eine Lohnerhöhung von 20 Mark pro Schicht endet mit einem Teilerfolg.
    Ende Februar-Ende Mai: Streik der Süddeutschen Metallarbeiter für die Verteidigung der Sechsundvierzigstundenwoche und Erhöhung der Löhne, wird mit einem Kompromiß beendet.
    4. Juni: Attentat auf Philipp Scheidemann (SPD).
    18. Juni: Anschlag auf Ernst Thälmann (KPD).
    24. Juni Ermordung des als »Erfüllungspolitiker« und Unterzeichner des Rapallovertrages in

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