Die Deutschen
ermordet und vergraben, wie man tolle Hunde verscharrt. Das war der Lohn dafür, daß die Arbeiter die Sipogefangenen stets menschlich behandelt und nicht einen einzigen getötet hatten. Alle von uns gemachten Gefangenen sind nach der Niederschlagung des Aufstandes unversehrt zu ihren Truppen zurückgekehrt. Mit zehn Lastautos, zum Teil mit Anhängern, sowie auf Wagen und zu Fuß, rückten wir Mittwoch, den 26. März, in Sangerhausen ein. Meine Absicht war, diesen Ort nur als Durchgangsstation auf dem Marsch nach Halle zu benutzen. Hier in Sangerhausen sollten die Arbeiter vor allem ein ausgiebiges Mittagessen erhalten. Sie waren in den letzten Tagen nur unregelmäßig und unzureichend verpflegt worden. Jeder Gasthof mußte für hundert oder hundertfünfzig Arbeiter kochen.
Kaum eine halbe Stunde nach unserem Eintreffen erhielten wir den unerwarteten Besuch eines mit württembergischen Zeitfreiwilligen besetzten Panzerzuges. Obwohl wir während der vergangenen Nacht im schwersten Kampf gestanden und die Arbeitersoldaten nicht eine Stunde Ruhe gehabt hatten, ergriff jeder mit Begeisterung die Waffen. Die Besatzung des Panzerzuges war ausgeschwärmt und hielt das Gelände um den Bahnhof besetzt. Die tapferen Schwaben verwendeten reichlich viel Munition, während wir die allergrößte Sparsamkeit üben mußten, da wir empfindlichen Mangel daran litten. Nach vierstündigem Gefecht zogen sich die Zeitfreiwilligen in ihren Panzerzug zurück. Wir erbeuteten einige Gewehre und ein Maschinengewehr. Der Gegner hatte erhebliche Verluste, wir einen Toten und mehrere Verwundete.
Erst am Abend konnten die revolutionären Arbeiterkämpfer ihr Mittagessen verzehren. In später Nachtstunde rückte ich mit der Truppe von Sangerhausen ab, um den anbrechenden Sonntag dafür zu benutzen, den erschöpften Kämpfern in Schraplau einen Ruhetag zu gönnen. Den kleinen, von Kalkwerken umlagerten Ort bevölkert eine klassenbewußte Arbeiterschaft, die uns mit Enthusiasmus empfing und bewirtete. Am Abend wurden die Arbeitersoldaten zum erstenmal gelöhnt. Die Löhnung besorgte die zur Truppe gehörige Finanz- und Verpflegungskommission; jeder Mann erhielt fünfzig Mark.
In Schraplau traf ich mit den Genossen Lembke und Bowitzki zusammen; sie leiteten die Aktion bei Teutschenthal. Obwohl Lembke und Bowitzki von der Partei in ihre Funktionen eingesetzt waren, erhielten sie von den Parteistellen keine Anweisungen für die zu unternehmenden Schritte. Wir beschlossen, in der kommenden Nacht alle erreichbaren Kämpfer zusammenzuziehen und sie dann mit den Arbeitern im Leunawerk zu vereinigen, um über Ammendorf nach Halle vorzustoßen und uns durch einen Handstreich in den Besitz der in Halle befindlichen artilleristischen Kampfmittel zu setzen. In der Nacht vom Sonntag zum Montag erfolgte der Marsch der Truppen von Schraplau nach Ammendorf.
Am Montag, dem 28. März, fand das verhängnisvolle Gefecht in Ammendorf statt. Zur festgesetzten Zeit erreichten wir beim Morgengrauen diesen dicht bei Halle liegenden Ort.
Ich entsandte den Genossen Alfred Lembke in das Leunawerk, damit er mit der dortigen Kampfleitung die nötige Verbindung herstelle und alle kampffähigen Arbeiter auf Lastautos nach Ammendorf bringe. Vor allem aber sollte er versuchen, Munition aufzutreiben, denn unsere Vorräte waren vollständig erschöpft.
Mit etwa zweitausend Mann ging ich in einer drei Kilometer breiten Front gegen Halle vor. Zweitausend Meter vor Halle stießen wir auf ausgeschwärmte Sipo. Da uns Munition fehlte, war es nicht ratsam, sich auf einen größeren Kampf mit dem Gegner einzulassen. Ich wartete ungeduldig auf die Ankunft der Leunaarbeiter. Die meisten unserer Genossen hatten kaum ein bis zwei Patronen. Nach zwei Stunden kam Genosse Lembke im Auto vom Leunawerk zurück, brachte tausend Schuß Munition und dazu die Nachricht, daß die Genossen vom Leunawerk sofort frische Kräfte senden. Noch ehe die angekündigte und dringend notwendige Verstärkung eintraf, hatte der Gegner uns umzingelt.
Auf schnellen Lastwagen rückten auf den Straßen Merseburg-Ammendorf, Osendorf-Ammendorf, Bruckdorf-Ammendorf und Halle-Ammendorf Hunderte von Grünen an.
Ich versuchte, mit den am Bahndamm der Linie Halle-Ammendorf liegenden Genossen aus der Umklammerung der Sipo herauszukommen.
Viele der kämpfenden Arbeiter wurden bereits aus Ammendorf abgedrängt. Ich ritt mit dem Pferd eines unserer Meldereiter zu den zurückgehenden Truppen und wies sie an, den Ort unter
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