Die Deutschen
zeitweilig 130000 Berliner Metallarbeitern gegen eine vom staatlichen Sonderschlichter verfügte sechs- bis achtprozentige Lohnsenkung. Ergebnis: Lohnabbau in zwei Etappen.
1931 2.–9. Januar: 75000 Bergarbeiter auf 42 Schachtanlagen im Ruhrgebiet treten in den Streik.
Am 8. Januar treten etwa 10000 Bergarbeiter in Oberschlesien solidarisch in den Ausstand.
Die Regierung Brüning erläßt eine Notverordnung über die »Beilegung von Schlichtungsstreitigkeiten öffentlichen Interesses«. Auf dieser Grundlage können Schiedssprüche ohne Verhandlung gefällt werden. Für die Ruhrbergarbeiter wird rückwirkend vom 1. Januar eine Lohnsenkung von 6 Prozent verfügt.
17. Juli: Eine neue Notverordnung schränkt die Pressefreiheit weiter ein.
10. Oktober: Reichspräsident Hindenburg empfängt die Führer der nsdap, Hitler und Göring, zu einer Aussprache über die Ziele ihrer Partei. Gleichzeitig verhandelt General Schleicher, Leiter des Ministeramtes im Reichswehrministerium, mit Hitler.
11.–12. Oktober: Vertreter der nsdap (Hitler, Frick u. a.), der dnvp (Hugenberg), des »Stahlhelms« (Duesterberg, Seldte), des Reichslandbundes und des Militärs (Generaloberst Seeckt) bilden, unterstützt von führenden Industriellen und Bankiers, die »Harzburger Front«.
16. Dezember: Als »Abwehrbewegung gegen den Faschismus« wird die »Eiserne Front« aus spd, Gewerkschaften, Arbeitersportverbänden und dem Reichsbanner gebildet. Sie spielt jedoch nicht die Rolle, die ihrer zahlenmäßigen Stärke entspräche.
19. Dezember: Der Reichsarbeitsminister verordnet, daß1932 keine Betriebsrätewahlen stattfinden dürfen.
1932 Januar: 6013612 Arbeitslose in Deutschland. Die Löhne fallen.
27. Januar: Hitler hält einen Vortrag vor dem Industriellenklub in Düsseldorf, in dem er verspricht, den »Bolschewismus« auszurotten und die Pläne der deutschen Industriellen zu unterstützen.
27. Februar: Der Parteivorstand der spd veröffentlicht einen Aufruf zur Unterstützung Hindenburgs bei der Reichspräsidentenwahl. Parole: »Schlagt Hitler! Wählt Hindenburg!«
10. April: Im zweiten Wahlgang zur Reichspräsidentenwahl wird Hindenburg mit 19,3 Millionen Stimmen wieder zum Reichspräsidenten gewählt. Hitler erhält 13,4, Thälmann (kpd) 3,7 Millionen Stimmen.
24. April: Die Landtagswahlen in Preußen, Bayern, Württemberg, Anhalt und die Bürgerschaftswahlen in Hamburg bringen weiteres Anwachsen der nsdap. Im preußischen Landtag erhöhen sich ihre Mandate sprunghaft von 6 auf 162. Die spd verliert von ihren bisherigen 137 Sitzen 43. Auch die kpd verliert.
30. Mai: Der Reichspräsident entzieht dem Reichskanzler Brüning das Vertrauen; die Regierung muß abtreten. Franz von Papen bildet ein neues Kabinett.
4. Juni: Nach der Auflösung des Reichstags durch die neue Regierung entwickeln sich im Wahlkampf heftige Straßenkämpfe zwischen Faschisten und Antifaschisten.
20. Juli: Durch einen Staatsstreich der Reichsregierung wird die sozialdemokratisch geführte Preußenregierung abgesetzt und Papen zum Reichskommissar für Preußen ernannt. Er verhängt den Belagerungszustand. Die spd reicht eine Klage beim Staatsgerichtshof ein.
Der Staatsstreich in Preußen. 20. Juli 1932
In den ersten Monaten des Jahres 1932 häufen sich die Beweise, daß die Nationalsozialisten einen gewaltsamen Umsturz planen, während Adolf Hitler seine und seiner Partei Legalitätspolitik beschwört. Die Wehrverbände der nsdap, sa und ss, zählen um diese Zeit 400000 Mann, also das Vierfache des Hundertausendmannheeres der deutschen Republik.
Die Straßen der deutschen Großstädte werden mehr und mehr zu blutigen Kampfstätten und die Versammlungslokale zu Orten mörderischer Überfälle.
Die deutschen Länder, an ihrer Spitze Preußen und Bayern, verlangen das Verbot der nationalsozialistischen Wehrverbände.
Am 14. April gibt Innenminister Groener einen Erlaß bekannt, der die Auflösung der »sa, ss und ihrer Unterorganisationen« anordnet. In der Begründung heißt es: »Diese Organisationen sind eine Art Privatarmee, die einen Staat im Staate bildet, eine ständige Quelle der Beunruhigung für die Zivilbevölkerung … Es ist ausschließlich Sache des Staates, organisierte Streitkräfte zu unterhalten. Die Duldung solcher Organisationen führt unvermeidlich zu Zusammenstößen und schafft Verhältnisse, die vom Bürgerkrieg nicht weit entfernt sind.«
Zehn Tage später finden die Wahlen zum preußischen Landtag statt. Die Nationalsozialisten
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