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Die Deutschen

Die Deutschen

Titel: Die Deutschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Artur Müller
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Großbourgeosie, Frankreich wird eine konstitutionelle Monarchie. Mit den Vorgängen in Frankreich wird eine revolutionäre Krise in Europa ausgelöst.
    2. September: Unruhen in Leipzig, Dresden und anderen Städten des Königreichs Sachsen. Das Bürgertum fordert eine Verfassung und bürgerliche Freiheiten. Auf dem Lande verlangen die Bauern Beseitigung der Feudallasten.
    6.–7. September: Aufstand in Braunschweig, Vertreibung des durch sein Willkürregime berüchtigten Herzogs Karl und Zerstörung des Schlosses.
    15. September: Unruhen in Kassel zwingen den Kurfürsten von Hessen, die Forderung des Bürgertums nach einer Verfassung zu bewilligen.
    16.–21. September: Unruhen unter den Handwerksgesellen in Berlin und Demonstrationen vor dem Schloß, die durch die Berliner Garnison unterdrückt werden.
    24–26. September: In Hanau in Hessen zerstören Aufständische die Zollämter, man empört sich gegen den wirtschaftlichen Partikularismus. Die Unruhen breiten sich auch auf das Land aus, wo die Bauern Ämter und Schlösser bedrohen und die Beseitigung der Feudallasten fordern.
    Ende September: Bauernerhebungen im Großherzogtum Hessen-Darmstadt. Eine bewaffnete Bauerntruppe, der sich Gesellen und Arbeiter anschließen, wird durch Militär auseinandergetrieben.
    29. November: Aufstand in Warschau und Beginn der polnischen Revolution zur Wiederherstellung eines unabhängigen Nationalstaates. Preußen stellt, um ein Übergreifen des Aufstandes auf die Provinz Posen zu verhindern, eine »Observationsarmee« an der Grenze auf. In Deutschland entsteht eine breite Sympathiebewegung für die polnischen Patrioten.
    25. Dezember: Unruhen in München, vor allem unter den Studenten. Die Universität wird geschlossen, und gegen die liberale Presse werden verschärfte Zensurbestimmungen erlassen.

    Die Pariser Julirevolution von 1830 und ihre Folgen

    16. September 1824. Ludwig xviii. der erste König der wiederhergestellten Monarchie nach der großen Französischen Revolution, liegt im Sterben. Er empfiehlt seinem Nachfolger, er möge, wie er, zwischen den Parteien lavieren und dadurch den Thron erhalten. Er segnet die Familie und tut seinen letzten Atemzug.
    Der Erste Arzt des Hofes spricht die bekannte Formel »Der König ist tot – es lebe der König«; die Flügeltür zu dem anstoßenden Zimmer, in das sich die Prinzen und der Hof zurückgezogen haben, öffnet sich, und der voranschreitende Kammerherr ruft: »Messieurs, der König!« Die Anwesenden sinken vor dem siebenundsechzigjährigen Thronfolger auf die Knie und geleiten dann Karl x . in sein Kabinett, das er eine Stunde später verläßt, um – wie es die Etikette verlangt – mit der königlichen Familie nach Saint-Cloud zu fahren und sich dort »der Trauer zu überlassen«. Der König hat in seinem recht beschränkten Kopf nur einen Gedanken: die vollständige Wiederherstellung der altfranzösischen Monarchie, wobei er keinen Zweifel läßt, daß er sich dabei allein auf die Aristokratie und auf die Kirche zu stützen gedenkt. Kein Wunder, daß zuerst die Emigranten voll entschädigt werden und die Kirche mit rigorosen Gesetzen gegen alle Angriffe geschützt wird. Aber der »dritte Stand« der Revolutionsjahre, der inzwischen zur Bourgeoisie aufgerückt ist und über die Macht des Geldes verfügt, läßt sich weder »rechristianisieren« noch der Herrschaft des Adels unterwerfen. Aus der Bourgeoisie rekrutieren sich die Liberalen; sie drängen auch nach der politischen Macht, die ihnen vorenthalten wird. Der König und seine Paladine versuchen, die Rechte der Liberalen zu beschneiden: die Nationalgarde wird aufgelöst, und der Presse wird der Maulkorb verordnet. Aber wohl gerade deshalb werden bei den Kammerwahlen im Jahre 1828 in allen acht Pariser Wahlbezirken Vertreter der liberalen Partei gewählt, unter ihnen die Bankiers Laffitte und Perier und der berühmte Schriftsteller Benjamin Constant.
    Der König laviert noch zwei Jahre weiter, aber schließlich erläßt er vier »Ordonnanzen«, die »notwendig sind für die Ausführung der Gesetze und die Sicherheit des Staates«.
    Die erste hebt die Freiheit der periodischen Presse auf: kein Journal soll erscheinen können ohne besondere königliche Autorisation, welche alle drei Monate erneuert werden muß; ähnlichen Beschränkungen wird jede Druckschrift unter 20 Blättern unterworfen, bei Zuwiderhandeln erfolgt sofortige Beschlagnahme der Exemplare und Versiegelung der Pressen. Die zweite löst die soeben

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