Die Deutschen
sind anwesend. Die meisten Redner erheben revolutionär-demokratische, zum Teil republikanische Forderungen und rufen zum Widerstand auf.
22. Juni: Nationalfest der Opposition in Wilhelmsbad/ Kurhessen unter Teilnahme von etwa 10000 Personen. Auch an anderen Orten Westdeutschlands finden solche politischen Demonstrationen statt.
Die Bayerische Regierung verhängt den Belagerungszustand über die Rheinpfalz.
1833 3. April: Handstreich revolutionärer Demokraten gegen die Haupt- und Konstablerwache am Sitz des Bundestages in Frankfurt. Der Putsch findet bei der Bevölkerung kaum Unterstützung und wird niedergeschlagen. Der Bundestag beschließt die militärische Besetzung Frankfurts.
20. Juni: Zur Verfolgung aller oppositionellen Bestrebungen errichtet der Bundestag eine Zentraluntersuchungskommission. Daraufhin setzt in fast allen deutschen Staaten eine ausgedehnte Verhaftungswelle ein. Bis zum Juli 1838 werden etwa 1800 Personen wegen »revolutionärer Umtriebe« gerichtlich verfolgt. Viele Patrioten flüchten nach Frankreich und in die Schweiz.
November/Dezember: Der Student Georg Büchner organisiert in Gießen und Darmstadt eine revolutionäre Geheimorganisation, die »Gesellschaft der Menschenrechte«, nach französischem Vorbild.
1834 April: In Bern wird durch revolutionärdemokratische deutsche Emigranten eine Geheimorganisation »Junges Deutschland« gegründet. Sie schließt sich auf Initiative des italienischen Revolutionärs Mazzini mit dem »Jungen Italien« und dem »Jungen Polen« zum »Geheimbund Junges Europa« zusammen.
Mai-Juni: Das »Junge Deutschland« agitiert unter den deutschen Handwerksgesellen in der Schweiz und gründet zahlreiche Handwerkerbildungsvereine. Revolutionäre Flugschriften werden von den Gesellen nach Deutschland gebracht und verbreitet.
Juli: Revolutionäre deutsche Demokraten, darunter zahlreiche Handwerker, gründen in Paris die Geheimorganisation »Bund der Geächteten«, die Flugschriften und eine Zeitschrift herausgibt, welche vor allem von wandernden Handwerksgesellen in Deutschland verbreitet werden.
3. Juli: Geheime Tagung südwestdeutscher Demokraten auf der Badenburg bei Gießen. Georg Büchner, der überzeugt ist, »daß der Gegensatz zwischen Reichen und Armen die entscheidende Triebkraft der Revolution ist«, veranlaßt die Herausgabe von Flugblättern.
Juli-August: In zwei Auflagen wird die von Büchner verfaßte revolutionäre Flugschrift »Der Hessische Landbote« verbreitet. Die Polizei entdeckt die Organisation und zerschlägt sie.
1837 Büchner flieht in die Schweiz.
Die hessische Verschwörung. 1834–1837
Das Hessen des Jahres 1830, offiziell genannt »Großherzogtum Hessen und bei Rhein«, ist ein zerstücktes Land, das vom württembergischen Neckartal bis ins westfälische Gebirge reicht. Es bildet drei größere Provinzen: Starkenburg, Oberhessen mit dem Vogelsberg und das linksrheinische Rheinhessen. Die Hauptstadt ist Darmstadt, Sitz der Landesuniversität ist Gießen, und Mainz, eine Festung des Deutschen Bundes, ist ein wichtiger strategischer Stützpunkt. Die innere Struktur der einzelnen Provinzen ist völlig verschieden voneinander. In Rheinhessen ist noch die ehemalige französische Herrschaft zu spüren. Dort herrscht Napoleons modernes bürgerliches Gesetzbuch, und die Kleinbauern sind von feudalistischem Zwang befreit. Die Bauern sind Eigentümer ihres Grund und Bodens. Die Rheinschiffahrt blüht.
Welcher Unterschied zwischen ihnen und der Bevölkerung des Vogelsberges! Hier müssen die armen Bauern noch den »Naturalzehnten« abliefern und stöhnen unter den feudalistischen Lasten. Die rückständige landwirtschaftliche Technik verhindert jede Konkurrenz; Teuerung und Mangel sind an der Tagesordnung. Da Preußen seit 1818 alle Landesteile zu einem einheitlichen Zollgebiet (vereint, kommt die oberhessische Industrie völlig zum Erliegen. Ab 1819 macht sich im Großherzogtum eine revolutionäre Bewegung bemerkbar, die weit mehr bedeutet als die Studentenopposition in den anderen Bundesstaaten. Hungerrevolten wechseln mit Steuerverweigerungen. Am 18. März 1820 sieht sich der Großherzog gezwungen, eine Verfassung aus eigener Machtvollkommenheit zu erlassen, Wahlen anzuordnen und die Ständeversammlung einzuberufen. Aber über die Zusammensetzung des Ständeparlaments entscheidet der Steuerzettel, und die Regierung ist nicht dem Parlament, sondern allein dem Großherzog verantwortlich.
Anfang September 1830 erlebt Hessen seine
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