Die Deutschen
gleichfalls einen Abgeordneten zu wählen haben, haben den Mut, dem Kuratorium der Universität und dem ganzen Lande zu erklären, daß sie die Aufhebung der Landesverfassung durch königliches Patent rechtlich für unmöglich halten, sich weiterhin durch den Eid, den sie auf die Verfassung geleistet haben, gebunden fühlen und deshalb an der Wahl eines Abgeordneten für die Universität nicht teilnehmen könnten – und dies um so weniger, als es ihnen als Lehrer der Jugend nicht anstünde, mit Eiden zu spielen.
Dies war ein Wort zur rechten Zeit, das der unverantwortlichen Gewalt des Fürsten das Pflichtgefühl und Rechtsbewußtsein des ehrlichen Mannes und aufrechten Staatsbürgers gegenüberstellte. Dieses Wort hat um so mehr Bedeutung, als es der reinen Überzeugung entsprang und keinerlei andere Motive, wie Ehrgeiz oder Popularitätssucht, hatte. Das Wort der »Göttinger Sieben« fand und findet heute noch begeisterte Anerkennung. Das Gedächtnis jener Männer verdient festgehalten zu werden: es sind die Professoren Albrecht, Dahlmann, die beiden Brüder Grimm, Gervinus, Ewald und Weber. Der König betrachtet die Wissenschaft mit zynischer Borniertheit. So macht er kurzen Prozeß: mit einem Befehl, dem keine Untersuchung vorausging, entsetzt er die Sieben ihrer Ämter und weist drei von ihnen, Dahlmann, Jacob Grimm und Gervinus, aus Hannover aus, weil sie den Protest vorbereitet und dadurch sich des Verbrechens der »Aufwiegelung« schuldig gemacht hätten.
Die neugewählte Versammlung, die am 20. Februar 1838 zusammentritt, verhält sich schwankend. Einige Städte, wie Osnabrück, haben die Wahl verweigert oder unter Vorbehalt gewählt. Am 25. Juni gewinnt der Antrag des Göttinger Abgeordneten Conradi eine Mehrheit, daß »diejenige Verfassung, welche vor dem Regierungsantritt Seiner Majestät rechtmäßig bestanden, nicht anders befriedigend aufgehoben oder abgeändert werden könne als unter Zustimmung der nach dem Staatsgrundgesetze begründeten Repräsentation«. 28 Abgeordnete richten gleichzeitig eine Petition an die Bundesversammlung. Sie lehnt zwar die Eingabe wegen mangelnder Legitimation der Petenten ab, fordert aber doch die hannoversche Regierung zu einer Erklärung in der Sache auf. Vereinzelte Versuche einer Steuerverweigerung scheitern. Am 15. Februar 1839 schließlich erklärt der König den Rechtszustand von 1819 einfach für wiederhergestellt und annulliert den Fortschritt von 20 Jahren mit einem Federstrich.
Chronik 1838–1848
Revolution in Wien. 13.–15. März 1848
1838 Jahresanfang: Mit der Herausgabe der Statuten des »Bundes der Gerechten« findet die Gründung der ersten selbständigen deutschen Arbeiterorganisation ihren Abschluß.
15. Februar: Das preußische Kammergericht spricht drei Todesurteile gegen Handwerksgesellen wegen Zugehörigkeit zu Arbeitervereinen in der Schweiz aus.
8. August: Die Zentraluntersuchungskommission vollendet ein Gesamtverzeichnis aller politisch verdächtigen Personen in Deutschland, das »Schwarze Buch«.
1839 Jahresanfang: Die von dem Schneidergesellen Wilhelm Weitling verfaßte Schrift »Die Menschheit, wie sie ist und wie sie sein sollte« erscheint in Paris als Programm des »Bundes der Gerechten«. Sie fordert eine Gesellschaftsordnung auf der Grundlage der Gütergemeinschaft und der menschlichen Brüderlichkeit.
12. Mai: Der Aufstand des von August Blanqui 1837 gegründeten utopischkommunistischen Geheimbundes »Gesellschaft der Jahreszeiten« in Paris unter Beteiligung von Mitgliedern des »Bundes der Gerechten« wird niedergeschlagen. Die darauffolgende Welle von Verhaftungen und Ausweisungen deutscher Handwerker aus Paris bringt die Entwicklung des »Bundes der Gerechten« vorübergehend zum Stillstand.
1840 7. Februar: In London gründen aus Paris ausgewiesene Mitglieder des »Bundes der Gerechten« den »Deutschen Bildungsverein für Arbeiter«. Der Verein widmet sich der revolutionären Propaganda und erhält internationalen Charakter.
24.–26. Juni: Das Gutenbergfest in Leipzig, an dem mehrere Tausend Personen teilnehmen, wird zu einer Demonstration für Pressefreiheit.
September-Oktober: In verschiedenen deutschen Staaten werden zahlreiche Mitglieder des »Bundes der Gerechten« und des »Bundes der Geächteten« verhaftet.
1843 8. Juni: Weitling wird in Zürich festgenommen und nach einjähriger Gefängnishaft aus der Schweiz ausgewiesen. Der Untersuchungsbericht erregt in Deutschland großes Aufsehen, da er die weite
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