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Die Deutschen

Die Deutschen

Titel: Die Deutschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Artur Müller
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Segen dem constitutionellen Fürsten, dem Führer des Gesammten Deutschen Volkes, dem neuen Könige der freien wiedergeborenen deutschen Nation!
    Berlin, den 21. März 1848,

    Und der König reitet durch die Stadt, hält an fast jeder Straßenecke, redet von Einheit, Freiheit, deutscher Treue und von der Konstitution.

    Chronik März/April 1848
    Der Aprilputsch, in Baden. 1848

    1848 19. März: In Offenburg rufen die Führer der badischen Demokraten auf einer großen Volksversammlung zur Bildung demokratischer Vereine und ihrem Zusammenschluß auf nationaler Ebene auf. Als Ziel wird die Gründung einer föderativen deutschen Republik proklamiert.
    20. März: Beginn des polnischen Aufstandes in der preußischen Provinz Posen.
    21. März-Mai: In den mittleren und östlichen Provinzen Preußens, vor allem in Schlesien, beginnen unter den Landarbeitern und Bauern immer heftigere Unruhen. Die Revolutionäre fordern Verzicht auf feudale Abgaben und Dienste, Rückgabe abgetretener Ländereien, Landzuteilungen und Lohnerhöhungen. Die Erhebungen werden meist lokal mitHilfe von Militär niedergeschlagen. Doch müssen viele Gutsbesitzer die Einstellung der Dienste und Abgaben akzeptieren.
    24. März: Die Annektion von Schleswig Holstein durch den König von Dänemark beantwortet das Volk mit offenem Widerstand, bittet um militärischen Beistand der deutschen Staaten und um die Aufnahme in den Deutschen Bund.
    26. März: In Berlin fordern die Arbeiter auf einer Massenkundgebung ein demokratisches Wahlgesetz, ein Arbeitsministerium, Versorgung der Arbeitsinvaliden und Erziehung auf Staatskosten. Gleichzeitig beginnen die Maschinenbauer, die Buchdrucker und Schriftsetzer mit der Gründung gewerkschaftlicher Organisationen.
    21. März–3. April: Tagung des Vorparlaments in der Paulskirche zu Frankfurt am Main.
    Ende März–Mai: In dieser Zeit finden in Deutschland etwa 30 Streiks mit den Forderungen nach Lohnerhöhung und Arbeitszeitverkürzung statt. Mit diesen Aktionen erobern sich die Arbeiter praktisch das Streikrecht.
    12.–Ende April. Der Demokrat Hecker ruft in Konstanz die Republik Baden aus. Da die militärischen Aktionen der Republikaner zu planlos und uneinheitlich bleiben, gelingt es den vom Bundestag eingesetzten Truppen, die Erhebung niederzuwerfen. Am 19. April wird die Freischar Heckers bei Rändern geschlagen, am 27. April die von Herwegh aus deutschen Emigranten aufgestellte Deutsche Legion aufgerieben. Hecker flieht in die Schweiz.

    Der Aprilputsch in Baden. 1848

    Am 5. März 1848 waren 51 Männer in Heidelberg zusammengetreten, um die »Lage des Vaterlandes« zu beraten. Am Ende wurde ein Siebener-Ausschuß eingesetzt, um die Versammlung eines Vorparlamentes einzuleiten, das seinerseits die baldige Einberufung des deutschen Parlamentes betreiben sollte. Der Zusammentritt jener Männer entsprang rein privater Initiative, und auch der Siebener-Ausschuß war durch keine Regierung, Institution oder Organisation bevollmächtigt. Es ist erstaunlich, daß der Siebener-Ausschuß und seine Arbeit vom deutschen Bundestag und allen Regierungen nicht nur toleriert, sondern als politische Autorität anerkannt wird. In den letzten Märztagen treffen die rund 500 Vertreter des Vorparlamentes aus allen Teilen Deutschlands in Frankfurt am Main ein. Überall reicher Festschmuck; Freiheitsbäume vor den Häusern, in welchen Abgeordnete erwartet werden; riesige schwarzrotgoldene Fahnen. In den Straßen ausgelassener Jubel, Freudenschüsse ohne Anlaß und Ende. Als am 28. März Sylvester Jordan in Frankfurt einzieht, der Mann, der in Kassel 6 Jahre als Hochverräter im Kerker saß, huldigt ihm das Volk wie einem Souverän. Tags darauf ehren die Frankfurter Bürger durch einen Fackelzug den bayerischen Politiker und Märtyrer Eisenmann, der 15 Jahre unschuldig im Kerker des Königs gewesen war. Eine ähnliche Auszeichnung erfahren auch besonders volkstümliche Abgeordnete, wie zum Beispiel Friedrich Hecker, der bald eine revolutionäre Rolle spielen wird.
    Am frühen Morgen des 31. März versammeln sich die Abgeordneten im Römersaal, um das Büro des Vorparlamentes zu wählen. Senator Schmidt aus Bremen eröffnet als Alterspräsident die Versammlung. Er war bereits 37 Jahre, als er 1815 auf dem Wiener Kongreß die Bundesakte mitberiet. Sein Wunsch: »Wir räumen der Jugend den Webstuhl der Zeit, zu wirken Deutschlands lebendiges Kleid.« Aber am Ende präsidiert doch ein alter Mann, dem freilich vier Vizepräsidenten zur Seite

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