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Die Deutschen

Die Deutschen

Titel: Die Deutschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Artur Müller
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schließlich niedergeworfen. Und die »Deutsche Legion« entschließt sich unter diesen Umständen zur Rückkehr in die Schweiz. Doch die übermüdete Schar wird von württembergischen Truppen zerstreut. Eine Reihe von Führern wird gefangen, andere bleiben tot auf dem Kampffeld; dem Rest, darunter auch Herwegh, gelingt die Flucht.
    Die Leichtfertigkeit, mit der dieser Putsch begonnen und durchgeführt wurde, wirkt sich auf die Wahlen zur deutschen Nationalversammlung aus. Es triumphierten Parolen wie: »Die Reform und nicht die Republik! Die guten Bürger vorangestellt und nicht die Schreier!«
    Der Republikaner Robert Blum erklärt: »Hecker und Struve haben das Volk verraten durch ihre wahnsinnige Erhebung; es ist mitten im Siegeslauf aufgehalten – das ist ein entsetzliches Verbrechen.«

    Chronik Mai 1848
    Der Berliner Zeughaussturm.
    14. Juni 1848

    1848 Anfang Mai: Die ersten Parlamentswahlen in Deutschland werden durchgeführt: für die Frankfurter Nationalversammlung, in Preußen gleichzeitig für die verfassunggebende Nationalversammlung. In die Frankfurter Nationalversammlung werden vor allem Professoren, Advokaten, Beamte und Grundbesitzer gewählt; nur vier Abgeordnete sind Handwerksmeister. Bei den Wahlen bilden sich die während der ganzen Revolution bestehenden Parteiungen heraus.

15. Mai: Bewaffnete Arbeiter, Studenten und Bürger in Wien erzwingen die Anerkennung ihres Politischen Zentralkomitees und die Berufung eines nach allgemeinem und gleichem Wahlrecht gewählten Reichtags. Der Kaiser flieht nach Innsbruck, um von dort die Konterrevolution vorzubereiten. Ein von den Demokraten beherrschter Sicherheitsausschuß übernimmt als revolutionäre Nebenregierung einen Teil der öffentlichen Macht in Wien.
    18. Mai: Eröffnung der deutschen Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche.
    22. Mai: Eröffnung der verfassunggebenden preußischen Versammlung in der Singakademie zu Berlin.
    Der Berliner Zeughaussturm. 14. Juni 1848

    Am 1. Mai 1848 finden die Wahlen zur verfassunggebenden Versammlung in Preußen statt. Die Klasse des Feudaladels, die bisher in Preußen unumschränkt geherrscht hat, erlebt eine schwere Niederlage. Auf dem Lande werden vielerorts Tagelöhner ins Parlament gewählt; in Hof- und Militärkreisen spricht man abschätzig vom »Tagelöhnerparlament«.
    Am 18. Mai wird die Konstituante eröffnet, und der König liest gelangweilt die Thronrede vom Blatte ab, ohne den Helm vom Kopf zu nehmen. Über den Verfassungsentwurf des Ministers Camphausen sind die Liberalen und Demokraten erbittert, weil er ein Oberhaus vorsieht; die Hofkreise hingegen nehmen Anstoß, weil das allgemeine Wahlrecht beibehalten werden soll.
    Im April erscheint in Berlin der junge Schriftsteller Stephan Born, ein Freund von Marx und Engels, Mitglied des »Bundes der Kommunisten«. Rasch erwirbt er sich das Vertrauen der Buchdrucker, leitet im April einen Buchdruckerstreik und gründet ein Zentralkomitee der Arbeitervereine. Born organisiert auch den ersten deutschen Arbeiterkongreß in Berlin. In ganz Preußen werden in dieser Zeit Arbeitergesellschaften gegründet: die Fabrikarbeiter trennen sich von den Handwerkern. Zwei Entwicklungen beginnen sich abzuzeichnen: der Sturz des Ministeriums Camphausen und ein neuer Aufstand der Volksmassen. Die Krone und ihre Vertreter sind wachsam; es werden Truppen zusammengezogen, und die Garnison von Berlin wird verstärkt.
    Am 7. Juni kehrt der Prinz von Preußen, der »Kartätschenprinz« der Märzrevolution, aus seinem Londoner Exil wieder nach Berlin zurück. So paradox es klingt: er ist als Abgeordneter von Wirsitz ins Parlament gewählt worden. Er erscheint in Generalsuniform und hält sogar eine Rede – sein erster und letzter Auftritt im Parlament. Den Abgeordneten liegt ein Antrag vor: »Die hohe Versammlung wolle in Anerkennung der Revolution zu Protokoll erklären, daß die Kämpfer des 18. und 19. März sich wohl ums Vaterland verdient gemacht haben.« Nach langen Reden kommt man mit 196 zu 177 Stimmen zu dem Ergebnis: Das Verdienst der Kämpfer sei unbestritten, die Versammlung habe aber nicht Urteile abzugeben, sondern die Verfassung zu vereinbaren.
    Am Pfingstmontag, dem 12. Juni, treffen sich die Handwerkervereine Berlins und Spandaus mit Frauen und Kindern zu einem »Verbrüderungsfest«, an dem auch bürgerliche Kreise teilnehmen. Trotzdem liegt eine dumpfe und angespannte politische Stimmung über der Stadt. Das Volk beobachtet mit großem Mißtrauen

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