Die Deutschen
mit Waffen und Munition in geordneten Zügen, mit Lebensmitteln auf sechs Tage versehen, zu erscheinen. Unsere Freunde Bruhe, Au, Willmann, Rau, Rasina und andere werden zu Euch treten und Euch sagen, was das Vaterland von Euch erwartet. Sie sind bereit, sich an Eure Spitze zu stellen. Struve ist bereits in Donaueschingen angekommen und wird der Versammlung mit Rat und Tat zur Seite stehen.« Aber die Gesinnungsgenossen sind voller Bedenken. Alte Freunde beschwören Hecker, von dem wahnsinnigen Unternehmen abzustehen. Hecker erklärt bei dem Auszug aus Konstanz die geringe Beteiligung mit dem regnerischen Wetter. Er trägt die blaue Arbeiterbluse, zwei Pistolen im Gürtel, den Säbel umgeschnallt, auf dem Kopf den grauen Hut mit der Hahnenfeder. Fünfzig Mann folgen ihm. In Engen sind es 400 Mann. In Donaueschingen stoßen noch einige Hundert dazu. Am Abend des 15. April verläßt Hecker mit seiner »Armee« die Stadt, stößt in die Rheinebene vor und hofft auf ein Treffen mit badischen Truppen und auf ihren Übertritt auf die Seite der Revolution. Diese Spekulation war nicht so falsch, denn unter den Soldaten gab es viele, die den Wunsch hatten, gepeinigt durch ein hartes und hochmütiges Offizierskorps, den Gehorsam zu verweigern; auch hatte Fickler es an Propaganda unter den Soldaten nicht fehlen lassen. Aber am Ende war der Befehl doch stärker.
Um diese Zeit findet sich Frau Herwegh bei Hecker ein und berichtet, daß ihr Gatte mit 2000 Männern der »Deutschen Legion« aus Paris an der französischen Grenze stehe. Hecker lehnt eine Vereinigung mit der Legion vorerst ab. Vier Tage später sagt er zu Frau Herwegh: »Sagen Sie Herwegh, rufen könne ich ihn nicht; aber wenn er kommen wolle, und recht bald und in recht großer Zahl, soll mir’s lieb sein.«
Das Wetter ist schlecht, die Gebirge sind verschneit und vereist. Am 17. April kommt Hecker mit seinen völlig erschöpften Männern in dem Dorfe Bernau an. Hinter ihnen besetzen württembergische Truppen des Bundes die Schwarzwaldpässe. Da treffen zwei Abgeordnete des Fünfziger-Ausschusses aus Frankfurt im Lager ein und bieten volle Amnestie an, wenn Hecker und die Seinen die Waffen sofort niederlegen. Gleichzeitig wird eine Proklamation des Ausschusses bekannt, in der der Sieg der Reaktion als Ergebnis solcher Bestrebungen prophezeit wird.
Hecker schreit: »Wir bedürfen keiner Amnestie! Wir bieten im Namen des deutschen Volkes den 34 Bedrückern Amnestie an, für den Fall, daß sie binnen 14 Tagen der unrechtmäßigen Herrschaft entsagen.« Der Frankfurter Ausschuß versucht durch weitere Emissäre, das glimmende Feuer in Baden zu löschen.
Hecker rückt indes weiter vor und erreicht Schopfheim, wo Kriegsrat gehalten wird. Er plädiert für den Weg nach Lörrach, Müllheim, Freiburg, in der Hoffnung auf Zuzug aus Frankreich und der Schweiz und immer noch in dem Glauben, daß große Teile der Truppen zu den Aufständischen übergehen würden, wenn sie erst mit ihnen in Berührung kämen.
Am Mittag des 19. April stößt man nach Rändern vor, und hier werden die Heckerschen Freischaren von den regulären Truppen geschlagen.
Die badischen Soldaten werden von Friedrich von Gagern befehligt, der eigentlich holländischer General und nur im Urlaub in seiner Heimat ist. Er erklärt: »Ich werde alles aufbieten, um die Aufständischen mit Gründen der Vernunft zurückzubringen, so daß es zur Anwendung von Waffen nicht zu kommen braucht. Denn jede durch Waffen niedergeschlagene Bewegung ist ein gefährlicher Anreiz zu reaktionären Bestrebungen.«
Es kommt vor dem Kampf zu einer persönlichen Begegnung zwischen Hecker und Gagern und zu einer Diskussion. Schließlich sagt Gagern: »Sie sind ein gescheiter und braver Mann, aber ein Fanatiker.« Hecker braust auf: »Es gibt auch einen Fanatismus auf der anderen Seite, dem Sie dienen. Übrigens bin ich nicht hier, um mit Ihnen darüber zu streiten, sondern ich frage Sie, ob Sie mir sonst noch etwas mitzuteilen haben.« – »Daß ich sogleich mit aller Strenge einschreiten werde«, entgegnet Gagern. »Wir werden einem Angriff zu begegnen wissen«, ruft Hecker. Man trennt sich, und die Kampfhandlungen beginnen mit dem Tod des Generals von Gagern. Am Ende werden die Freischaren zerstreut, und Hecker muß fliehen. Einer der Revolutionäre, Sigel, versucht mit 2000 Mann nach Freiburg zu ziehen, wo zahlreiche Männer mit großer Begeisterung zu den Aufständischen übertreten.
Aber auch dieser Aufstandsversuch wird
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