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Die Deutschen

Die Deutschen

Titel: Die Deutschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Artur Müller
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begannen jetzt zu erkennen, welchen Weg sie einschlagen mußten; die Armee, stärker geeint denn je, mit gehobenem Selbstgefühl infolge des Sieges über kleinere Aufstände und in ausländischen Kriegen – diese Armee brauchte man nur in ständige kleine Konflikte mit dem Volk zu bringen, und sie konnte, war der entscheidende Augenblick erst einmal gekommen, mit einem großen Schlage die Revolutionäre zermalmen und mit den Anmaßungen der bürgerlichen Parlamentarier Schluß machen … Zu Beginn des Herbstes war die Stellung der verschiedenen Parteien zueinander so gereizt und kritisch geworden, daß eine Entscheidungsschlacht nicht mehr zu vermeiden war. Das erste Gefecht in diesem Krieg zwischen den demokratischen und revolutionären Massen und der Armee fand in Frankfurt statt
    März 1848. Der dänische König Friedrich vii . läßt für Dänemark, einschließlich Schleswig-Holstein, eine Gesamtverfassung verkünden und versucht, Schleswig Dänemark einzuverleiben. Das ist wider alles Herkommen und auch gegen die Buchstaben altehrwürdiger Verträge. Bürger und Bauern Schleswig-Holsteins, die »auf ewig ungeteilt« zusammenbleiben wollen, erheben sich, setzen eine provisorische Regierung ein, geben sich eine demokratische Verfassung mit dem allgemeinen und direkten Wahlrecht und wenden sich um Hilfe an den »Deutschen Bund«. Und ganz Deutschland antwortet so unmißverständlich, daß der König von Preußen die Forderungen der Herzogtümer als berechtigt anerkennen muß. Damit wird die Frage des Bestandes der Herzogtümer zu einer Frage der Zukunft Deutschlands. Die provisorische Regierung in Kiel beschließt den bewaffneten Widerstand, und Dänemark ist bereit, Schleswig mit Waffengewalt zur Unterwerfung zu zwingen. England und Rußland stehen auf Dänemarks Seite. In Berlin wird die Mobilmachung befohlen. Nun ist Preußen gezwungen, für die Revolution zu kämpfen, die es in seinen eigenen Grenzen blutig niederzuschlagen gedenkt. General Wrangel, »beschränkt, verschlagen und brutal«, führt den Oberbefehl. Preußen führt den Krieg hinhaltend. Im Mai beschwört die russische Kaiserin im Namen ihres Gatten den König von Preußen: »Nur nicht weiter! Um Gottes willen! Was wird sonst geschehen? Den Untergang Dänemarks kann Rußland nicht ruhig mit ansehen, es darf ihn nicht dulden, es kann nicht dulden, daß Dänemark in Deutschland aufgehe! Bedenke das und halte ein!« Und der Zar warnt seinen königlichen Bruder vor der Revolution: »Bedenke, mit welchen Schwierigkeiten Deutschland noch zu kämpfen hat, um in seinem eigenen Innern Ordnung und Sicherheit herzustellen …«
    Der preußische König bedenkt es sehr wohl, dazu bedarf es nicht erst der Mahnung Rußlands. Und während am 9. Juni die Nationalversammlung in Frankfurt »die Sache der Herzogtümer als Angelegenheit deutscher Nation« erklärt, befiehlt der preußische König dem General Wrangel, die besetzten Gebiete in Jutland zu räumen, und entsendet gleichzeitig diplomatische Unterhändler nach Malmö, um mit Dänemark in Verhandlungen einzutreten. Friedrich Wilhelm kommt es vor allem darauf an, »einen erprobten und vortrefflichen Teil der Armee disponibel zu machen«; er erklärt: »Man kann nicht wissen, wann man der Truppen hier bedarf.«
    Dänemark bricht am 24. Juli die Verhandlungen ab, auf dem Papier geht der Krieg weiter, ohne daß er eigentlich weitergeführt wird. Das Reichsparlament, die Nationalversammlung in Frankfurt, kann und will die »Machenschaften des Königs von Preußen« nicht decken, es will der Revolution in Schleswig-Holstein »treu zur Seite stehen«, um Deutschlands beginnendes Nationalbewußtsein nicht schon in seinen Anfängen zerstören zu lassen.
    Aber es gibt in Frankfurt auch eine »Reichsregierung« und einen »Reichsverweser«. Und diese Institutionen paktieren bereits mit dem preußischen König, denn eine drohende Revolution in Deutschland beunruhigt sie ebenso wie den König von Preußen.
    Am 26. August werden die Verhandlungen in Malmö wiederaufgenommen, das vom deutschen Volk gewählte Reichsparlament wird übergangen, ein Vertrag wird abgeschlossen, gegen den Willen und ohne Information der Nationalversammlung: der Staatsstreich des Königs ist perfekt.
    Ganz Deutschland ist in Erregung. Das Volk scheint bereit, loszubrechen. Anfänglich will die Nationalversammlung die Sistierung des Waffenstillstandes beschließen, aber in der endgültigen Beratung am 16. September wird dann der Waffenstillstand

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