Die Deutschen
Hansestädte und das Königreich Sachsen.
Bismarck läßt durch seinen Intimus Lothar Bücher eine Verfassung zurechtschneidern, wozu dieser die Verfassung der Nationalversammlung von 1849 und die der Vereinigten Staaten von Amerika als Material benutzt. Mit dem durch die neue Verfassung geschaffenen Gebilde kommt Bismarck den sozialökonomischen Wünschen der Bourgeoisie entgegen, die sich nicht mit dem Proletariat verbünden will, um jene historisch fällige demokratische Revolution durchzuführen, die ihr die politische Priorität gegenüber dem grundbesitzenden Adel und der Übermacht des Militärs garantieren würde. Die deutsche Bourgeoisie läßt sich ihre politische Verantwortung abkaufen und verrät damit die bürgerlichdemokratische Revolution an den Diktator Bismarck. Das Proletariat bleibt in diesem Gefüge heimatlos, geschichtlich dazu bestimmt, eines Tages die Herrschaft Bismarcks zu stürzen und die demokratische Revolution allein durchzuführen.
Chronik 1867–1917
Aufstandsversuch der Matrosen. Juli/August 1917
1867 14. September: Karl Marx veröffentlicht in Hamburg den ersten Band seines Hauptwerkes »Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie«.
1868 Februar-Herbst: Wachsende Streikbewegung der Arbeiter um höhere Löhne und Arbeitszeitverkürzung. Zentren der Streikbewegung sind Berlin, Wuppertal, das Königreich Hannover, Essen und Südwestdeutschland.
27. Oktober: Die Sozialisten August Bebel und Wilhelm Liebknecht rufen auf einer Arbeiterversammlung in Leipzig zur Gründung einheitlicher Gewerkschaftsorganisationen auf. Vier Wochen später werden acht Berufsgewerkschaften gegründet, die sich ein Jahr später zu gesamtnationalen Organisationen zusammenschließen.
1869 April-Mai: Streik von 1800 Zimmerleuten in Berlin. Streikkämpfe in anderen Städten schließen sich an.
29. Mai: Der Norddeutsche Reichstag nimmt die Gewerbeordnung an, die den Arbeitern das Koalitions- und Streikrecht einräumt.
Juli: Großer Berliner Maurerstreik, dem zahlreiche Streiks in der Metallindustrie folgen. Die Streikbewegung erreicht einen neuen Höhepunkt mit etwa 130 Streiks im Jahre 1869.
7.–9. August: Unter Führung von August Bebel wird die Sozialdemokratische Arbeiterpartei in Eisenach gegründet. Das Programm tritt ein für die Abschaffung aller Klassenherrschaft und fordert die »politische Befreiung als Voraussetzung der ökonomischen Befreiung« der Arbeiter und den Kampf für die Republik.
1870 1. Dezember–24. Januar: Bergarbeiterstreik in Waldenburg in Schlesien, der mit etwa 8000 Streikenden der bisher größte deutsche Streik ist. Er muß jedoch ohne Erfolg abgebrochen werden.
19. Juli: Französische Kriegserklärung an den »Norddeutschen Bund«. In Deutschland entsteht eine nationale Bewegung. August Bebel und Wilhelm Liebknecht enthalten sich als einzige Abgeordnete im Norddeutschen Reichstag bei der Abstimmung über die Kriegskredite der Stimme.
4. September: Das bonapartistische Kaiserreich wird durch einen Volksaufstand in Paris gestürzt und die Republik ausgerufen.
9. September: Die Sozialdemokratische Arbeiterpartei tritt für einen ehrenvollen Frieden mit Frankreich ein. In diesem Zusammenhang wird der Braunschweiger Parteiausschuß verhaftet; die Gefangenen werden in Ketten auf die Festung Lötzen gebracht.
1871 Begünstigt durch die Aufhebung des Konzessionszwanges für Aktiengesellschaften und die Kriegskontributionen entstehen in Deutschland innerhalb eines Jahres 207 neue Aktiengesellschaften mit einem Kapital von 757 Millionen Mark Es werden außerdem 17 bedeutende Handels- und Discontobanken mit einem Gesamtkapital von 108 Millionen Mark gegründet.
18. Januar: Im Schloß zu Versailles wird König Wilhelm i. von Preußen zum Deutschen Kaiser proklamiert.
10. Mai: Mit der Unterzeichnung des Frankfurter Friedensvertrages wird der deutschfranzösische Krieg beendet und damit eine neue Periode der internationalen Beziehungen und der europäischen Politik eingeleitet.
25. Mai: August Bebel legt im Reichstag ein Bekenntnis zur Pariser Kommune ab und erklärt, der Kampfruf der Pariser Arbeiter »Krieg den Palästen, Friede den Hütten, Tod der Not und dem Müßiggang« werde zur Parole des gesamten europäischen Proletariats werden.
16. Juli–27. August: Erfolgreicher Streik von weit über 4000 Berliner Maurern um Lohnerhöhung und Zehnstundentag.
29. Oktober-Mitte November: Etwa 8000 Chemnitzer Metallarbeiter streiken für Zehnstundentag und Lohnerhöhung unter
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