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Die Diagnose: Thriller (German Edition)

Die Diagnose: Thriller (German Edition)

Titel: Die Diagnose: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Gapper
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ehrlich war, hatte ich zu keinem Zeitpunkt gewusst, was wirklich in seinem Kopf vor sich ging, vom ersten Augenblick an nicht. Ich war von Anfang an blind gewesen. Die Vollzugsbeamten am Käfig riefen, die Zeit sei um, und machten sich daran, die Insassen Reihe für Reihe wegzuführen.
    Harry streckte mir die Hand hin. »Ich weiß nicht, ob ich Sie noch mal wiedersehe, Doktor.«
    »Ich weiß es auch nicht.« Ich nahm seine Hand und spürte seinen festen, entschlossenen Griff.
    »Danke für Ihre Hilfe.«
    »Ich glaube nicht, dass ich eine Hilfe war, Mr Shapiro.«
    »O doch«, sagte er und wandte sich verhalten lächelnd ab.
    Auf dem Parkplatz warteten ein Mann und eine Frau von etwa Mitte vierzig neben einem schwarzen Sedan. Er hatte ein rötliches Gesicht und dickliche Wangen, runde Schultern und einen Bauch, der sich über dem Gürtel wölbte − vermutlich einer, der in der Highschool Football gespielt hatte und dann auseinandergegangen war. Seine Partnerin war in besserer Verfassung: Ihre Halsmuskeln waren straff, als würde sie Gewichte stemmen. Sie hatte lockiges Haar, und ihre Hautfarbe ließ auf griechische oder italienische Vorfahren schließen.
    »Dr. Cowper?«, sprach sie mich an, als ich zu meinem Wagen ging und den Schlüssel rausholte. Sie hatten neben mir geparkt; sie hatten gewusst, welches mein Auto war.
    »Ja.«
    »Okay«, sagte sie in ruhigem Tonfall. »Ich bin Detective Pagonis, und dies ist Detective Hodge. Wir sind von der Mordkommission des Suffolk County. Wir haben gehört, dass Sie hier sind, und dachten, wir fahren mal rüber. Wir würden Ihnen gern ein paar Fragen stellen. Sie sind Shapiros Seelenklempner, nicht wahr?«
    »Warum sagen Sie das?«
    Hodge verzog das Gesicht, hielt aber den Mund. Hier hatte Pagonis wohl das Sagen.
    »Hey, kommen Sie schon, Doktor. Sie haben ihn gerade besucht, oder? Das hat er uns jedenfalls erzählt. Es steht in seiner Aussage.«
    Sie griff durchs offene Beifahrerfenster in ihren Wagen und holte unter der Windschutzscheibe einen Stapel Unterlagen heraus. Es war die Fotokopie eines langen Dokuments, ordentlich von Hand geschrieben und auf der letzten Seite von Harry unterzeichnet. Pagonis zeigte auf einen Absatz irgendwo in der Mitte.
    Ich wurde im Episcopal-Krankenhaus von Dr. Ben Cowper psychiatrisch behandelt. Dr. Cowper zeichnete dafür verantwortlich, dass ich auf eine geschlossene psychiatrische Station eingewiesen und am Montag, den 27. April entlassen wurde.
    Pagonis zog die Papiere wieder weg.
    »Verstehe«, sagte ich möglichst unbeeindruckt. »Wie kann ich Ihnen helfen?«
    »Wir haben nur ein paar Fragen, auf dem Revier in Yaphank. Es ist nicht weit und liegt auf dem Weg zurück in die Stadt. Dauert nicht lange. Sie sind nicht verhaftet.«
    Bis sie es sagte, hatte ich diese Möglichkeit gar nicht in Betracht gezogen, doch beim Anblick meines Namens in Harrys Geständnis ging mir auf, dass es nicht ganz ausgeschlossen war. Meine ganze Welt geriet ins Wanken, doch mir fielen keine Ausflüchte ein, ihrer Bitte nicht nachzukommen.
    »Sie verstehen aber schon, dass ich Ihnen keine Auskunft über die Behandlung von Mr Shapiro geben kann. Ich bin zur Verschwiegenheit verpflichtet.«
    »Vorläufig«, sagte sie abschätzig. »Wir nehmen die Schnellstraße. Sie können hinter uns herfahren.« Sie stieg auf der Beifahrerseite ein, während Hodge sich hinters Steuer setzte.
    Zwanzig Minuten später bogen wir von der Schnellstraße auf eine flache Straße mit niedrigen Gebäuden auf beiden Seiten. Ich konzentrierte mich ganz darauf, einen sicheren Abstand vom Heck ihres Wagens einzuhalten, doch als sie rechts auf einen Parkplatz vor einem zweistöckigen Gebäude mit der Aufschrift SUFFOLK COUNTY POLIZEI abbogen, ließ ich den Blick über die Umgebung schweifen. Am Eingang hing das Sternenbanner, und ich sah Polizisten durch einen gelblich-weiß erhellten Empfangsbereich gehen. Ich wollte schon bremsen, doch Hodge fuhr weiter um das Gebäude herum an mehreren Autoreihen vorbei und parkte auf der Rückseite.
    »Wir können hier rein. Zu unseren Büros ist es hier durch schneller«, sagte Pagonis und führte mich zu einem Nebeneingang auf der Rückseite des Gebäudes.
    Die Ecke war abgelegen, hier war sonst niemand, und ich fühlte mich umso mehr wie ein Verdächtiger. Hodge drückte einen roten Knopf neben einer Stahltür, und ich hörte, wie sich irgendwo im Gebäude der Aufzug in Bewegung setzte. Er zog die Tür knirschend auf, und wir traten in die Aufzugkabine,

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