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Die Diagnose: Thriller (German Edition)

Die Diagnose: Thriller (German Edition)

Titel: Die Diagnose: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Gapper
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Wie geht es Ihnen?«
    »Gut, danke. Es tut mir leid, Sie zu stören. Es klingt, als wären Sie beschäftigt.«
    »Ein wenig, ja. Könnten Sie eine Minute dranbleiben? Ich bin gleich für Sie da.«
    »Sicher.«
    Er legte eine Hand über das Handy, doch ich konnte seine gedämpfte Stimme durch den Raum rufen hören.
    »Andrew! … Andrew! Sagen Sie ihm, er muss warten. Wir geben in zehn Minuten eine Stellungnahme ab … Nein, das ist mir egal. Es ist mir egal, und wenn er Gott der Allmächtige ist.«
    Es raschelte, als Felix die Hand wegnahm, und dann sprach er wieder mit mir.
    »Tut mir leid. Hier ist die Hölle los, wie Sie sich sicher vorstellen können.«
    »Rufen die Zeitungen an?«, fragte ich begriffsstutzig.
    »Ein paar. Das passiert, wenn der Vorstandsvorsitzende einer Wall-Street-Bank eines gewaltsamen Todes stirbt. Die Geier kreisen schon.«
    Wenn ich in diesem Augenblick nachgedacht hätte, wenn mein Gehirn nicht erstarrt gewesen wäre vor Schock, hätte ich es begriffen. Der Vorstandsvorsitzende , hatte er gesagt, nicht der Exvorstandsvorsitzende . Doch ich fragte blind weiter, und es dauerte noch ein paar Sekunden, bis Felix die Nachricht unmissverständlich formulierte.
    »Wie geht es Mrs Shapiro?«
    »Nora ist ziemlich durcheinander und steht unter Schock. Sie ist im Augenblick bei der Polizei. Sie denkt, sie kriegt Harry auf Kaution raus. Viel Glück, würde ich sagen.«
    »Kriegt ihn raus? Woraus?«
    »Aus dem Gefängnis, meine ich. Woraus denn sonst?«
    »Aber er ist doch tot, oder? Ich habe es in den Nachrichten gesehen.«
    Bei meinen Worten stieß Felix ein seltsames Gurgeln aus, halb Erheiterung, halb Entsetzen. Dann erklärte er es mir. Das Eigentümliche ist, dass meine erste instinktive Reaktion Erleichterung war, als ich seine Worte hörte. Es stellte sich heraus, dass ich doch nicht zugelassen hatte, dass mein Patient Selbstmord begangen hatte. Ich werde mich nicht umbringen , hatte er mir am Strand in East Hampton versprochen, und er hatte die Wahrheit gesagt − wenn auch nicht die ganze Wahrheit.
    »Harry?«, sagte Felix. »Nein, Harry geht es gut, abgesehen davon, dass er unter Mordverdacht verhaftet wurde. Marcus Greene ist tot. Harry hat ihn gestern Abend erschossen.«

9
    Die Justizvollzugsanstalt Riverhead ragte aus dem Nebel in den kalten Morgen. Ich sah zwei Hänger, die vom Long Island Expressway rückwärts in den Wald gesetzt worden waren, und begegnete dem verdutzten Blick eines Hirsches, bevor ich vor dem Gefängnistor vorfuhr. Es war ein düsterer Ort, ungefähr sechs Etagen hoch, mit wenigen schmalen Schlitzen in den Wänden, um Licht hereinzulassen. Die Mauern schlossen oben mit schimmernden Stacheldrahtrollen ab, eine auf die andere getürmt, und die Fassade war in dem halbherzigen Versuch, es nicht ganz so langweilig aussehen zu lassen, mit Mustern versehen worden. Sorg bloß dafür, dass du nicht hier landest, strahlte das ganze Gebäude aus. Der Wachmann in der blauen Uniform warf einen Blick auf meinen Führerschein und winkte mich durch.
    Drinnen erklärte mir ein Vollzugsbeamter mit stumpfen Augen, ich müsse meinen Gürtel und mein Jackett ausziehen und in einen Spind einschließen. Ich setzte mich zwischen andere Besucher – hauptsächlich Frauen und Kinder, die den Eindruck erweckten, mit diesem Ritual bestens vertraut zu sein – auf einen der Metallstühle, die im Wartebereich am Boden festgeschraubt waren. Zur vollen Stunde kam eine Schicht Besucher heraus, ein Paar scherzte zwanglos mit den Beamten.
    Der Eingang zum Besuchszimmer war ein Käfig mit rot vergitterten Türen auf zwei Seiten. Die Besucher mussten hineingehen, und die Tür wurde hinter ihnen geschlossen, bevor die Wachmänner die andere Tür öffneten. Sie gingen kein Risiko ein. Bevor ich den Käfig betrat, stempelte mir ein Beamter einen kleinen grünen Kreis auf den Handrücken.
    »Was ist das?«, fragte ich.
    »Ultraviolett«, sagte er und hielt eine Taschenlampe drauf, um ihn zum Leuchten zu bringen. »Wir wollen ja nicht, dass die Falschen rausgehen.«
    Das Besuchszimmer war groß und schwach beleuchtet, lange Tische liefen über die ganze Länge des Raums. In der Mitte waren die Tische mit einer Plexiglasscheibe unterteilt, die mit Löchern perforiert waren, damit der Schall durchkonnte. Häftlinge in gelben Overalls mit BESUCHERBEREICH in schwarzen Buchstaben auf dem Rücken saßen auf den Hockern auf der einen Seite und erwarteten ihre Besucher. Wenn Frauen und Kinder näher kamen, standen

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