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Die Diagnose: Thriller (German Edition)

Die Diagnose: Thriller (German Edition)

Titel: Die Diagnose: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Gapper
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weg gestanden haben. An der Kleidung sind keine Schmauchspuren. Er hat zweimal geschossen, aber das andere Geschoss haben wir nicht gefunden. Muss einmal vorbeigeschossen und ihm beim zweiten Mal erwischt haben. Hier, sehen Sie.«
    Sie schob das Foto näher zu mir und tippte darauf, als hätte ich beim ersten Mal nicht genug gesehen. Zögernd studierte ich noch einmal Greenes Gesicht. Diese kalten, starren Augen sagten mir, was für einen Fehler ich gemacht hatte: Ich hatte dazu beigetragen, dass dieser Mann unter Qualen gestorben war.
    »Wir können Ihnen gern die Waffe zeigen«, sagte Pagonis unbarmherzig. »Mike?«
    Hodge erhob sich wieder, und sie bedachte mich erneut mit ihrem dünnen, harten Lächeln, während wir auf seine Rückkehr warteten. Ich erwiderte ihren Blick ausdruckslos, doch innerlich war ich in Aufruhr. Ich dachte an die Waffe, die ich in der Notaufnahme in der Hand gehalten hatte, als Nora sie mir gereicht hatte − eine Beretta Cheetah, hatte Pete O’Meara mir erklärt, wie mir jetzt einfiel. Meine Fingerabdrücke sind darauf , dachte ich. Deswegen hat Pagonis mich hergeholt. Ich wusste doch, dass da noch mehr war als Harrys Aussage. Sie wissen alles, was passiert ist − die Anzeichen, die ich ignoriert habe.
    Die Minuten verstrichen, während wir auf Hodge warteten. Pagonis sah aus, als würde sie mein Unbehagen spüren und es genießen. Ich hörte seine Schritte im Flur und sah den vertrauten Umriss in seiner rechten Hand, als er wieder hereinkam – eine Waffe, die sicher in einem Asservatenbeutel verstaut war, um Verunreinigungen zu vermeiden.
    »Da wären wir«, sagte sie, als Hodge sie auf den Tisch legte. »Eine Glock. Shapiros Fingerabdrücke sind darauf, und er hatte Schmauchspuren an den Händen.«
    Ich zog sie schweigend zu mir heran. Es war nicht dieselbe Waffe. Die Form war ähnlich, doch die hier war ein wenig größer und von einem stumpfen Grau, und der Lauf war eckig, wie die Waffen der New Yorker Polizei. Gott sei Dank , dachte ich. Ich hatte mich doch nicht in Nora getäuscht: Sie hatte die Waffe sicher verwahrt, wie ich ihr gesagt hatte. Dann dachte ich an Harry. Wie war er in den Besitz dieser Waffe gekommen? Nora hatte keine zweite Waffe erwähnt, wo kam sie her?
    »Sie sind Seelenklempner im Episcopal?«, fragte Pagonis.
    »Oberarzt der Psychiatrie, ja.«
    »Shapiro sagt, Sie hätten ihn im Krankenhaus aufgenommen, richtig?«
    »Ich fürchte, darüber kann ich Ihnen keine Auskunft geben.«
    »Haben Sie ihn als gefährlich eingestuft?«
    »Auch das fällt unter die ärztliche Schweigepflicht.«
    »Aber Sie haben ihn wieder entlassen«, sagte Hodge mit mattem Blick.
    Ich überlegte, ob er allen Psychiatern misstraute oder nur mir gegenüber eine besondere Feindseligkeit empfand. Vermutlich Ersteres: Die meisten Polizisten waren der Meinung, wir würden nichts anderes tun, als uns bescheuerte Ausreden für Straftäter auszudenken.
    »Ich habe Ihnen bereits gesagt, dass ich darüber nicht sprechen kann«, sagte ich ungehalten. »In New York State gibt es strenge Gesetze über die ärztliche Schweigepflicht.«
    »Was Sie gemacht haben, war sehr praktisch«, sagte Pagonis, ohne auf meinen Einwand zu achten. »Sie nehmen ihn im Krankenhaus auf, stellen fest, dass er nicht ganz richtig ist im Kopf, und lassen ihn wieder raus. Zwei Tage später zieht er los und richtet die Waffe auf Greene. Dann ruft er seine Frau in New York an und erzählt es ihr. Als Nächstes ruft er die Polizei in East Hampton an und stellt sich. Beide Anrufe wurden aufgezeichnet. Für mich sieht das nach einem Plan aus und kein bisschen durchgeknallt, aber Sie haben dem Typen die perfekte Verteidigung geliefert.«
    Ihre Stimme triefte vor Zynismus, und ich konnte es ihr nicht verübeln. Harry hatte in Riverhead versucht, sich von der Verantwortung für sein Tun freizusprechen, indem er die Schuld auf mich und meine Behandlung geschoben hatte. Ich hatte genauso reagiert wie Pagonis.
    »Detective«, sagte ich. »Ich kann Ihnen nicht helfen.«
    Bevor Pagonis aufstand, bedachte sie mich mit einem langen, kalten Blick. »Okay, wir unterhalten uns wieder. Hier ist meine Karte«, sagte sie und reichte sie mir. »Rufen Sie mich an, wenn Sie es sich anders überlegen. Mike bringt Sie zur Tür.«
    Im Erdgeschoss zog Hodge die Aufzugtür auf und sah mir hinterher, wie ich zu meinem Wagen ging. Meine Finger zitterten so stark, dass es mir erst beim dritten Anlauf gelang, den Schlüssel ins Zündschloss zu

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