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Die Diagnose: Thriller (German Edition)

Die Diagnose: Thriller (German Edition)

Titel: Die Diagnose: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Gapper
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denen, Sie bräuchten Ihren Anwalt, und sonst nichts. Bei solchen Methoden überrascht es nicht, dass ihre Aufklärungsquote bei siebenundneunzig Prozent liegt. Viele Menschen gestehen alles Mögliche an diesem Ort, bevor sie dazu kommen, einen Anwalt anzurufen. Und wissen Sie was? Die zeichnen nichts auf. Sie schreiben das Geständnis nieder und bringen den armen Tropf dazu, es zu unterzeichnen. Der hat keine Chance.«
    Ich dachte an das ordentliche niedergeschriebene Geständnis, das Pagonis mir vor dem Riverhead Gefängnis gezeigt hatte, in dem gestanden hatte, dass ich Harry entlassen hatte. Es hatte nicht nach Harrys Handschrift ausgesehen.
    »Ich habe ihnen nichts gesagt.«
    »Gut, das ist immer das Beste. Also, ich habe mit der Staatsanwaltschaft gesprochen, die so hilfreich war wie immer − mit anderen Worten: überhaupt nicht −, und mit Henry Barber, Harrys Anwalt. Er ist ein alter Freund, und er hat den einen oder anderen Hinweis fallen lassen. Sieht wohl so aus, als würden sie die Tötung eingestehen und auf extreme Affektstörung plädieren. Sagt Ihnen das was?«
    »Kommt mir bekannt vor.« Wir waren in der Facharztausbildung auch über die rechtlichen Aspekte unseres Berufes unterrichtet worden, doch da hatte ich gerade Rebecca kennengelernt und hatte nicht besonders gut aufgepasst. »Aber vielleicht könnten Sie es mir noch einmal erklären.«
    »Das ist quasi eine abgemilderte Version der Berufung auf Schuldunfähigkeit«, sagte Joe. »Wenn er verrückt wäre, sagen wir mal, wenn er halluzinieren würde oder schizophren wäre, würde er in einer staatlichen psychiatrischen Klinik eingesperrt werden statt im Gefängnis. Um eine Affektstörung zu haben, muss der Angeklagte nicht verrückt sein. So etwas überkommt einen innerhalb von Sekundenbruchteilen, und dann weiß man nicht, was man tut. Etwa ein Mann, der nach Hause kommt und seine Frau mit einem anderen im Bett erwischt und ihn umbringt. Da Harry gestanden hat, würde ich mich an seiner Stelle auch darauf berufen.«
    »Was bringt es?«
    »Wenn die Geschworenen der Argumentation folgen, bricht es Totschlag auf Körperverletzung mit Todesfolge runter. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Staatsanwaltschaft sich auf einen Deal einlassen würde. So könnte Shapiro zehn Jahre kriegen statt lebenslänglich, vielleicht sogar weniger. Aber Geschworene mögen es nicht. Es deutet an, der Angeklagte sei nicht verantwortlich gewesen für sein Tun, und Harry ist nicht gerade ein sympathischer Typ, aber es könnte funktionieren. Ihr bestes Argument ist die Tatsache, dass er aus dem Krankenhaus entlassen wurde. Sie können sagen, der Typ war labil, er hat starke Medikamente genommen. Er war ins Krankenhaus eingewiesen worden, um ihn vor sich selbst zu schützen. Das ist gut für sie.«
    »Richtig«, sagte ich grimmig.
    »Also, das ist die strafrechtliche Seite, und danach kann dann eine Zivilklage folgen. Greenes Familie kann das Krankenhaus und Sie wegen schuldhaft verursachten Todes anzeigen. Sie wartet, bis Shapiro verurteilt worden ist, dann hat die Polizei schon mal alle Beweise ausgegraben. Dann behauptet sie, Sie seien verantwortlich dafür, weil sie ihn fahrlässig entlassen hätten. Es gibt eine Arzt-Patienten-Beziehung, und es ist Schaden angerichtet worden, also müssen sie Ihnen nur die Vernachlässigung der ärztlichen Sorgfaltspflicht nachweisen und beiläufig auf die Tötung verweisen. Die gute Nachricht ist, dass so etwas sehr lange dauern kann, also, wer weiß, was bis dahin passiert? Die Klage könnte auch außergerichtlich beigelegt werden. Versicherungen sind risikoscheu. Sie kämpfen nicht gern.«
    Mir war, als prasselten die schlechten Nachrichten nur so auf mich ein. Ich hatte erwartet, dass etwas in der Art auf mich zukommen würde, doch es so sachlich dargelegt zu bekommen, als könnte ich nichts tun, um mein Schicksal abzuwenden, war ein Schock. Doch das Schlimmste hatte Joe sich bis zum Schluss aufgehoben.
    »Der Aspekt der Vernachlässigung der ärztlichen Sorgfaltspflicht kann noch zu einem weiteren Punkt führen«, sagte er. »Mrs Greene könnte sich bei der Ärztekammer des New York State beschweren, Sie hätten sich fahrlässig verhalten, und darauf einwirken, dass Ihnen die ärztliche Approbation entzogen wird. Ich glaube nicht, dass das passiert, Ben«, fügte er hinzu, denn er sah mich besorgt die Stirn runzeln. »Sie sind jung und haben vielleicht einen kleinen Fehler gemacht. Solange das Krankenhaus auf Ihrer Seite

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