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Die Diagnose: Thriller (German Edition)

Die Diagnose: Thriller (German Edition)

Titel: Die Diagnose: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Gapper
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hatte. Er besaß eine natürliche Autorität, der andere sich unterwarfen, ohne dass sie es merkten. Es klang, als würde er einem aufmerksamen Publikum einen Vortrag halten, und nicht, als würde er sich verteidigen.
    »Was ist mit diesen CDOs passiert?«, fragte die Senatorin fügsam.
    »Dieses Frühjahr stürzten hypothekenbesicherte Wertpapiere zusammen mit den Immobilienpreisen ins Bodenlose, auf eine Weise, wie es niemand vorausgesehen hatte. Im Mai wurde der Führungsstab darüber informiert, dass es bei den CDO-Tranchen schwere Verluste gab. Ich glaube, ersten Hochrechnungen zufolge würden sie bei fünf Milliarden Dollar liegen. Unsere jetzigen Schätzungen …«, Greene blickte auf ein Blatt Papier und las leidenschaftslos eine Zahl ab, »belaufen sich auf 21,6 Milliarden Dollar.«
    Die Senatorin sah Greene mit offenem Mund an. »Und Sie hatten keine Ahnung davon, bevor Sie diese Milliarden verloren haben? Sie sind vollkommen im Dunkeln getappt?«
    Greene hatte die rechte Hand halb zur Faust geballt und stieß damit nach vorn, um seine Worte zu betonen. »Lassen Sie mich darauf antworten, denn es ist absolut die richtige Frage. Als ich den Posten als Vorstandsvorsitzender übernommen habe, habe ich unsere Bilanzen gründlich unter die Lupe genommen. Dabei habe ich festgestellt, dass wir zu viel Fremdkapital aufgenommen hatten und dass wir einige der Wertpapiere, die wir eingekauft hatten, nicht ganz beherrschten. Dem habe ich sofort Einhalt geboten.«
    Die Senatorin staunte immer noch, doch Greene war es gelungen, die Aufmerksamkeit geschickt von sich abzulenken. Er war zum Sachverständigen geworden, der seinen Zuhörern die Komplexität der Finanzmärkte erklärte, und nicht derjenige, der sich für die Sauerei zu verantworten hatte.
    »Wer hat Seligman geleitet, während die Bank dies tat und die Regierung um zehn Milliarden Dollar anbettelte, um im Geschäft zu bleiben? Wer hatte die Verantwortung inne?«
    Greene zögerte und wandte den Blick ganz leicht zur Seite in Harrys Richtung, als wollte er es nicht aussprechen. Die Kamera zoomte auf Harry, der am Boden zerstört war. Er setzte sich aufrecht hin, und seine Zunge schoss wie bei einem Reptil zwischen den Lippen hervor, um sie zu befeuchten. Dann beugte er sich, während Greene immer noch schwieg, zum Mikrofon vor.
    »Ich, Senatorin«, krächzte er.
    Sie schüttelte angewidert den Kopf. »Es klingt, als hätte es sehr gute Gründe dafür gegeben, dass Sie das Amt niedergelegt haben, Mr Shapiro. Sie haben Ihre Bank an die Wand gefahren.«
    Ich sah über Harrys Schulter hinweg, dass Felix sich konzentrierte, während er auf eine Erwiderung wartete. Harry sah aus, als würde er jeden Augenblick die Kontrolle verlieren, doch er riss sich unter sichtlicher Mühe zusammen. Während er dies tat und bevor er etwas sagen konnte, verzog Greene das Gesicht und fasste über die unsichtbare Barriere, um Harry, anscheinend voller Mitgefühl, die Hand auf die Schulter zu legen.
    »Harry hat getan, was er zum damaligen Zeitpunkt für richtig hielt«, sagte Greene. »Er war nicht der einzige Vorstandsvorsitzende an der Wall Street, der einen Fehler gemacht hat.«
    Harry blieb steif sitzen, und ich hörte das Rascheln der Fotografen im Hintergrund, die ihre Aufnahmen für die Zeitungen am nächsten Tag machten. Die Kamera zoomte zurück, um Harry und Greene zu zeigen, die aufstanden und im Nu von verschiedenen Grüppchen von Ratgebern umgeben waren. Underwood tauchte an Greenes Seite auf. Nora ging zu Harry und nahm seine Hand, als wäre er ein Kind, das vor Schaden geschützt werden müsste, während er trostlos in die Ferne blickte.
    Ich wollte nach der Maus greifen, um die Aufzeichnung anzuhalten, doch meine Hand verharrte, als das letzte Bild gezeigt wurde. Ein paar Meter hinter Harry entdeckte ich Anna. Sie war wohl mit Nora und Harry zu der Anhörung gekommen, doch sie war nicht nach vorn gegangen. Sie unterhielt sich mit einer Frau mittleren Alters mit spitzer Nase und hagerem Gesicht, die ich nicht kannte. Sie standen nah beieinander, als würden sie sich gut kennen, und das Letzte, was ich sah, bevor die Aufzeichnung zu Ende war und das C-SPAN-Logo den Bildschirm füllte, war, dass sie eine Hand hob und Annas Arm streichelte. Es wirkte wie eine tröstliche Geste.

12
    Der Freund meines Vaters hatte seine Anwaltskanzlei im Rockefeller Center, hoch über den hupenden Taxis und unzähligen Touristen der Innenstadt. Ein schwankender Aufzug katapultierte mich mit

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