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Die Diagnose: Thriller (German Edition)

Die Diagnose: Thriller (German Edition)

Titel: Die Diagnose: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Gapper
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vor, doch sie wirkte ein wenig traurig, ihr bohemehaftes Temperament hatte einen Dämpfer bekommen.
    »Wir könnten bei Whole Foods was Indisches probieren«, sagte sie. »Mich müssen Sie nicht irgendwo teuer ausführen.«
    Wir gingen die einundsechzigste Straße hinunter und überquerten den Verkehrsknoten am Columbus Circle. Es gefiel mir, wie ihre blonden Haare schwangen, als sie neben mir ging, hier und da einem Hindernis auswich und beim Überqueren der Straße über die Rinnsteine hüpfte. Es hatte geregnet – der übliche starke Platzregen –, und die Kanalisation war übergelaufen. Wir kamen an den gezackten Türmen des Time Warner Centers vorbei und nahmen die Rolltreppe, die hinunter in das überfüllte Whole Foods führte, wo sich Büroangestellte aus der Innenstadt in Apartmentbewohner der Upper West Side verwandelten, mit einem letzten Anfall von Spitzer-Ellbogen-Aggression.
    Bis ich in der Schlange endlich vorgerückt war, hatte Anna einen Platz im Cafébereich unter der Rolltreppe gefunden. Wie versprochen hatte sie etwas Preiswertes gewählt: eine kleine Schale Gemüse, Reis, Dal und sauer eingelegtes Gemüse. Sie nahm ihre Gabel und schob Reis und Gemüse darauf, was mir die Gelegenheit gab, sie anzusehen. Die Haare hatte sie hinten zusammengebunden, gehalten von einer Schildpattspange, und sie hatte den Blick gesenkt. In dem Augenblick, da sie aufhörte, ihre Gefühle zum Ausdruck zu bringen, wurde ihre Miene unergründlich.
    »Danke hierfür«, sagte ich.
    »Ist mir ein Vergnügen«, meinte sie und trank einen Schluck Wasser. »Ich werde im Augenblick nicht oft um eine Verabredung gebeten, wo ich doch für einen berüchtigten Mörder arbeite.«
    Hatte ich sie um eine Verabredung gebeten? Keine Ahnung. Als sie meine Einladung angenommen hatte, hatte ich mich jedenfalls so darüber gefreut, als wäre es eine, doch damit verbunden war auch eine gewisse Beklemmung. Ich wollte von ihr wissen, wie es zu der Katastrophe gekommen war. Nora und Felix hatten einige Fragen unbeantwortet gelassen, wie zum Beispiel die, wo Nora gewesen war, als Harry Greene erschossen hatte, und was Nora gemeint hatte, als sie davon gesprochen hatte, »von wem« er die Waffe hatte. Ich wünschte mir, es wäre tatsächlich eine Verabredung, doch ich hatte Hintergedanken.
    »Sie haben mir nie Ihren Nachnamen verraten.«
    »Amundsen, wie der Polarforscher. Die Familie meines Vaters stammt aus Finnland, sie ist in den Zwanzigerjahren nach Minnesota gekommen. Mein Urgroßvater war Eisenbahningenieur.«
    Ich probierte es auszusprechen. »Anna A-mund-sen – ein ganz schöner Zungenbrecher.«
    »Mein Name ist wie ich. Ein einziges großes Kuddelmuddel.«
    »Das würde ich nicht sagen.«
    »Nett von Ihnen, aber es stimmt.«
    »Die ganze Sache muss ein schrecklicher Schock sein.«
    »Uff, ja. Kann man so sagen.«
    »Wann haben Sie es erfahren?«
    Mir war unbehaglich zumute, das Gespräch von freundlichem Geplänkel auf das zu bringen, was ich von ihr zu erfahren hoffte. Da ich mitbekommen hatte, wie sensibel sie war, erwartete ich fast, sie würde aufblicken und mich einen Heuchler schimpfen oder Schlimmeres, doch sie dachte ernsthaft über meine Frage nach. Bei der Erinnerung runzelte sie qualvoll die Stirn, und ich fühlte mich noch mieser.
    »Nachdem Sie am Freitag da waren, sind die beiden in die Stadt. Nora ist gefahren. Ich wollte nicht das ganze Wochenende allein sein, also bin ich nach Montauk, um jemanden zu besuchen.«
    »Verstehe«, sagte ich und konnte nicht verhindern, dass ich mich fragte, wer dieser Jemand wohl war, und dann konnte ich nicht verhindern, dass ich knallrot anlief. In Therapiesituationen beherrschte ich das Pokergesicht meisterlich, doch im richtigen Leben gelang es mir nur selten.
    Anna lächelte. »Eine Freundin, Doktor. Ganz unschuldig. Ich war den ganzen Samstag bei ihr. Sie ist Kellnerin und musste abends zur Arbeit, und ich habe ferngesehen − kein besonders aufregendes Wochenende −, als Nora anrief. Es war gegen halb elf. Sie war ruhig, aber im Hintergrund hörte ich die Funkgeräte der Polizei knistern. Nora erzählte mir, was er getan hatte. Als ich hinkam, herrschte das reine Chaos. Das Haus war hell erleuchtet. Ich musste die Polizisten am Ende der Straße zwingen, mich durchzulassen.«
    »Mr Shapiro war schon weggebracht worden?«
    »Und hatte eine hübsche Sauerei hinterlassen. Sie haben mich nicht ins Haus gelassen. Es war voller Menschen in weißen Anzügen – wie eine Invasion von

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