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Die Diagnose: Thriller (German Edition)

Die Diagnose: Thriller (German Edition)

Titel: Die Diagnose: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Gapper
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Tiffany danach gegriffen. Sie sah mich traurig an, als wären wir alte Freunde und sie vertraute auf meinen Rat.
    »Ich dachte, ich sollte Harry herbringen, nur für alle Fälle«, sagte sie. »War das richtig?«
    »Ich bin mir sicher, es war das Beste. Können Sie mir sagen, was Ihnen Sorgen bereitet hat?«
    »Ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll. Er hat seinen Job verloren, wissen Sie. Es war nicht fair, wie sie mit ihm umgesprungen sind. Das war letzten Herbst. Danach ging es ihm immer schlechter, er zog sich immer mehr zurück. Er wurde viel stiller als früher, und er machte den Eindruck, als hätte er die ganze Zeit Schmerzen. Er wachte nachts sehr oft auf. Manchmal fand ich ihn um drei Uhr in der Frühe, wie er in der Wohnung auf und ab ging. Er wurde nicht damit fertig, was passiert war.«
    »Warum sind Sie hergekommen?«
    »Wir waren über das Wochenende in East Hampton. Wir haben dort ein Haus. Heute Nachmittag habe ich einen Strandspaziergang gemacht, und als ich ins Haus zurückkam, hörte ich aus seinem Arbeitszimmer Musik. Ich ging rein, und er saß da und starrte aus dem Fenster. Er hielt ein Cocktailglas in der Hand und …«, sie kramte in ihrer Handtasche, »… das lag auf dem Tisch.«
    Während sie das sagte, zog sie ein schimmerndes Objekt aus der Tasche und reichte es mir. Ich richtete den Blick auf das Ding in meiner Hand − eine vernickelte Pistole mit Walnussholzgriff. Sie hatte einen kurzen, dicken Lauf mit U-Kimme. Mir fiel auf, dass auf der Seite »Made in Italy« stand. Sie war kalt und schwer, und vor Schock ließ ich sie beinahe zu Boden fallen.
    »Pete?«, rief ich, stand, die Waffe in der Hand, vom Wartezimmerstuhl auf und machte einen Schritt nach hinten, um an die verschlossene Tür zu klopfen. Pete öffnete sie, und ich hielt ihm die Waffe mit dem Griff entgegen, um nicht auf ihn zu zielen. Ich wusste nicht, wie man mit Waffen umging, doch ich hatte das Gefühl, so sei es besser.
    »Ist die sicher?«, fragte ich.
    Pete nahm die Waffe und untersuchte sie, dann löste er eine Arretierung und holte das Magazin heraus. Die beiden Teile reichte er mir einzeln zurück.
    »Kein Problem. Die Waffe ist gesichert «, sagte er. »Eine Beretta Cheetah. Hübsche Waffe.«
    Ich wusste nicht, was ich darauf antworten sollte, also nickte ich nur, und er zog sich zurück. Ich setzte mich wieder zu Nora und versuchte, unser Gespräch fortzusetzen, als wäre nichts Ungewöhnliches passiert. Pete fand an Patienten, wenn sie herkamen, immer wieder versteckte Messer, doch mir war noch nie eine Schusswaffe ausgehändigt worden.
    »Wessen Waffe ist das, Mrs Shapiro?«
    »Das ist eigentlich meine. Also, ich habe sie noch nie benutzt. Ich wüsste nicht, was ich damit machen sollte. Und der Waffenschein lautet auf Harry. Es gab einige Einbrüche in der Nähe, und er meinte, wir bräuchten eine, falls ich mal allein im Haus bin. Er verwahrt sie in seinem Arbeitszimmer in einer verschlossenen Schublade …«
    Nora schluchzte auf, und ihre Augen füllten sich mit Tränen, als angestauter Kummer sich Luft machte. Ich hatte Mitleid mit ihr, weil jetzt die Verantwortung für einen Mann auf ihr lastete, der noch nie den Schutz anderer gebraucht hatte.
    »Sie müssen sie irgendwo aufbewahren, wo sie sicher ist«, sagte ich. »Es ist wichtig, dass Ihr Mann sie im Augenblick nicht in die Finger bekommt.«
    Sie nickte und schluckte noch einmal. »Das ist kein Problem. Ich habe einen Tresor für meinen Schmuck, dessen Kombination er nicht kennt.«
    »Bitte legen Sie sie sofort hinein«, sagte ich und reichte ihr die Waffe und das Magazin und sah zu, wie sie sie wieder in ihre Tasche steckte, zu Make-up und anderen gewöhnlichen Dingen. »Es war gut, dass Sie ihn hergebracht haben.«
    Das war natürlich untertrieben. Ein Weißer mittleren Alters mit mehreren Symptomen einer schweren Depression − darunter Selbstmordabsichten −, der getrunken hatte und im Besitz einer Waffe war? Ganz zu schweigen von seiner Bedeutung für das Krankenhaus und Duncans Verstrickung: Wenn das kein todsicherer Grund war, jemanden herzubringen, dann wusste ich auch nicht. Die Frauen, die von Selbstmord sprachen, waren im Allgemeinen nicht die, um die man sich Sorgen machen musste – es waren die einsamen Männer, die nie ein Wort sagten, sondern eines Tages einfach im Wald verschwanden und dem Ganzen ein Ende setzten. Blieb nur noch die Frage, ob Harry freiwillig hierbleiben würde oder ob ich ihn gegen seinen Willen aufnehmen

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