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Die Dichterin von Aquitanien

Titel: Die Dichterin von Aquitanien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tereza Vanek
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manchmal die Eigenschaften eines erbarmungslosen Tyrannen hat? Oder hätte ich ihn einfach als Tyrannen bezeichnen sollen, was wirkungsvoller wäre?«
    »Bleibt bei den Eigenschaften, denn das kommt der Wahrheit mehr entgegen. Übertreibungen sind oft abgeschmackt«,
entgegnete Marie. Sie fühlte, wie der Schweiß ihre Achselhöhlen nass werden ließ, und ballte entschlossen die Hände zu Fäusten.
    »Auch ich habe über meine Lage nachgedacht, Hoheit. Ich würde das Kind gern behalten.«
    Das nahm die Königin mit einem knappen Nicken hin.
    »Ganz wie du meinst. In diesem Fall jedoch, meine kleine Dichterin, brauchst du einen Gemahl. Ich kann mir zurzeit keine Empörung über den Lebenswandel an meinem Hof erlauben.«
    Marie schüttelte verwirrt den Kopf.
    »Einen Gemahl habe ich doch bereits. Aber er ist nicht hier. Und wenn er von meiner Schwangerschaft erfährt, dann …«
    Aliénor hob nur die Hand.
    »Ja, richtig. Dieser alte Waliser, wie hieß er doch … Aber das ist unwichtig. Ich hatte es völlig vergessen. Wurde die Ehe denn nicht aufgelöst?«
    »Nein, das wurde sie nicht«, erwiderte Marie leise.
    Aliénor runzelte nachdenklich die Stirn.
    »Dieser Mann machte einen kranken Eindruck. War er überhaupt in der Lage, die Ehe mit dir zu vollziehen?«
    Marie fröstelte. Nur zwischen ihren Beinen brannte wieder heiß der Schmerz.
    »Er hat … Einmal gelang es ihm«, stieß sie mühsam hervor. Kurz meinte sie einen Hauch von Mitgefühl in Aliénors Augen zu erkennen. Dann musterte die Königin eine Weile die Holzmaserung des Tisches.
    »Wir werden deine Ehe dennoch auflösen lassen. Im Augenblick bin ich sehr beschäftigt, aber sobald Richard als mein Nachfolger gekrönt ist, werde ich mich darum kümmern«, erklärte sie und schob den versiegelten Brief zur Seite.
    »Ist es denn so einfach, eine Ehe aufzulösen?«, fragte Marie.

    »Natürlich ist es das. Meine Ehe mit Louis wurde auch aufgelöst.«
    »Weil Ihr zu nah mit ihm verwandt wart. Doch in meinem Fall …«
    »… müssen wir einen anderen Grund finden«, unterbrach die Königin mit einem Schulterzucken. »Mit Henri bin ich noch näher verwandt, er ist mein Cousin dritten Grades. Trotzdem wurden wir vermählt. Man braucht nur gute Beziehungen zum Papst und genug Vermögen, um Bestechungsgelder zu zahlen. Dann kann man sich trennen und heiraten wie man will, Marie.«
    Marie spürte, wie ihre Verkrampfung langsam nachließ. Mit Aliénors Unterstützung schien alles so einfach. All jene Regeln dieser Welt, die Frauen zu Hilflosigkeit und Abhängigkeit verurteilten, galten nicht für die aquitanische Herzogin.
    »Dann brauchst du einen neuen Ehemann«, fuhr die Königin sogleich fort. »Ich werde mich umsehen.«
    »Aber ich möchte den Vater meines Kindes heiraten!«, rief Marie verwirrt.
    Nun weiteten sich die graublauen Augen ungläubig.
    »Ein junger Ritter ohne eigenes Land und Vermögen kann sich nicht vermählen«, kam es zurück.
    »Aber … aber er könnte doch ein Lehen bekommen. Er ist ein guter Schwertkämpfer, das wird Euer Sohn Euch bestätigen. Wenn er nur die Gelegenheit hätte, sich nützlich zu zeigen, dann …«
    »… bekommt er ein kleines Lehen und eine halb verfallene Burg. Das wäre schon mehr, als der tapfere William bisher erhielt. Ich kann einfache Ritter nicht reich beschenken, nur weil sie meine Hofdamen beglücken. Willst du so leben, Marie?«
    Marie nickte, und Aliénor stieß einen Seufzer aus.

    »Ich sehe schon, du brennst vor Leidenschaft. Ich kenne dieses Gefühl. Es ist herrlich, aber bei der Wahl eines Gemahls kommt es auf andere Dinge an. Durch ihn bezieht eine Frau ihre gesellschaftliche Stellung, und er wünscht sich legitime Nachkommen von ihr. Die Liebe ist ein Vergnügen, das besser außerhalb der Ehe zu suchen ist. Das wissen auch die Troubadoure.«
    »Ich würde dennoch gern versuchen, Ehe und Liebe miteinander zu verbinden. Andernfalls scheint mir die Ehe kein erstrebenswerter Zustand. Ich bitte Euch, ich möchte Jean de Veizis als meinen Gemahl.«
    Die Königin beugte sich vor und legte ihre Finger sanft auf Maries Handgelenk.
    »Du hattest es wohl nicht leicht mit diesem Waliser. Ich verspreche dir, jetzt wird es anders sein. Du stehst in meiner Gunst, und deshalb wird keiner meiner Vasallen es wagen, dich schlecht zu behandeln. Wir finden einen wohlhabenden Mann für dich, der mir heimlich einen Eid schwört, die Augen fest zu schließen, wenn ein junger, hübscher Ritter dein Schlafgemach betritt. Ich

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