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Die Dichterin von Aquitanien

Titel: Die Dichterin von Aquitanien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tereza Vanek
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gemacht.«
    »Sie hat dich zu sich geholt, weil du ihr nützlich warst«, entgegnete Jean heftig. »Sie braucht gute Dichter, um ihrem Hof Glanz zu verleihen. Nur darum ging es. Das Dichten hast du nicht von ihr gelernt, meine Elfe. Das konntest du ganz allein.«
    Er setzte sich wieder und legte seine Hände auf ihre Schultern.
    »Ich werde dich schützen, Marie, das schwöre ich. Wenn der tobsüchtige Säufer dir noch einmal zu nahe kommt, dann vollende ich das Werk dieser normannischen Ritter, die ihn schon damals in Stücke hätten hacken sollen.«
    Er hatte seine Finger so kräftig in ihr Fleisch gekrallt, dass es schmerzte. Sanft löste Marie seinen Griff und presste ihre Lippen auf seinen Mund. Sein Zorn machte sie ebenso glücklich wie der völlig unerwartete Heiratsantrag. Nun wusste sie endgültig, dass sie all die Monate kein bloßer Zeitvertreib für ihn gewesen war.
    »Zunächst war ich Aliénor wohl nur gleichgültig, aber ich weiß, dass sie mich jetzt gernhat«, flüsterte Marie. »Sie ist die Einzige, die uns helfen könnte. Ich werde sie um Unterstützung bitten.«
    Kaum war dieser Entschluss gefasst, überkam sie völlige Ruhe. Sie ergriff Jeans rechte Hand, um sie wieder auf ihren Bauch zu legen. Seine Worte hatten sie mit ihrem Körper versöhnt.
    »Wenn es nur irgendwie möglich sein sollte, will ich das
Kind haben. Aber lass mich einfach mit der Königin reden, bevor du jemanden in Stücke hackst.«
    Er widersprach nicht, schloss sie nur in seine Arme und ließ sich mehr Zeit als sonst, die Chemise von ihren Schultern zu streifen. Dann stellte er eine der Öllampen neben das Bett. Seine Hände strichen aufmerksam über ihren Körper, als wolle er sich jede einzelne seiner Formen einprägen, bevor er ihr ins Ohr hauchte, dass sie ihm wunderschön erschien. Marie streckte sich ihm glücklich entgegen, doch blieb er zurückhaltender als sonst, küsste ihre Brüste und ließ seine Finger zwischen ihre Beine gleiten, um ihr Lust zu bereiten, ohne selbst etwas zu verlangen. Schließlich wurde Marie klar, dass ihre Beschreibung von Cadells Schmähungen und Misshandlungen der Grund für dieses Verhalten sein musste. Sie zog ihn fordernd an sich, schlang die Beine um seine Hüften.
    »Mit dir hat es mir immer gefallen. Von Anfang an«, versicherte sie, und Jeans Augen leuchteten, als er in ihren Körper drang. Marie hielt ihn fest, wollte ihn noch in sich spüren, als der Rausch vergangen war. Nun würde sie ihr Leben nicht mehr allein meistern müssen.
     
    Aliénor drückte ihr Siegel in heißes, rotes Wachs, das ihr Schreiber auf das zusammengerollte Ende des Pergaments hatte tropfen lassen. Dann blickte sie in Maries Gesicht.
    »Ich dachte, du hättest das Wesen einer Nonne, die ihr Glück in schönen Träumen sucht. Und jetzt bist du auf einmal schwanger.«
    Die Königin wirkte nicht empört, nur erstaunt und sogar leicht belustigt. Marie wurde bewusst, dass sie einer Frau gegenübersaß, die im Laufe ihres Lebens zehn Kinder geboren hatte. Trotzdem waren ihre Knie so weich wie das Wachs. Sie wünschte sich, der Schreiber im dunkeln Gewand eines
Klerikers würde den Raum verlassen, doch Aliénor hatte es nicht für nötig befunden, ihn fortzuschicken. Zum Glück war es nicht Denis Piramus.
    »Nun, du hast dich vernünftig verhalten, denn ich habe keine Gerüchte mehr über dich gehört«, sagte die Königin völlig gelassen. »Falls sie jetzt aufkommen sollten, dann weiß ich, wer dafür verantwortlich ist und wen ich aus meinen Diensten entlassen muss.«
    Sie richtete ihren Blick nur kurz auf den Schreiber, aber er verstand. Seine Lippen pressten sich zusammen. Mit einer ehrerbietigen Verbeugung bat er, nun gehen zu dürfen, was ihm gnädig gestattet wurde. Als die Tür hinter ihm zugefallen war, fiel Marie das Atmen wieder etwas leichter.
    »Wer ist der Vater?«
    »Ein Ritter Eures Sohnes, Hoheit. Jean de Veizis.«
    »Ist er vermählt?«
    Marie schüttelte den Kopf.
    »Und besitzt er Vermögen?«
    Diesmal fiel Marie das Kopfschütteln ein wenig schwerer. Aliénor holte entschlossen Luft.
    »In diesem Fall würde ich die einfachste Lösung empfehlen. In den ersten vierzig Tagen gilt es nicht als schwere Sünde, weil das Kind noch keine Seele hat. Du kannst meinen Kapellan fragen, wenn du deshalb Bedenken hast. Ein paar Ave Maria zur Buße, dann ist es ausgestanden.«
    Aliénor richtete ihren Blick wieder auf die Pergamentrolle.
    »Was meinst du, Marie, war es richtig zu schreiben, dass Henri

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