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Die Diebe von Freistaat

Die Diebe von Freistaat

Titel: Die Diebe von Freistaat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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Basilisken bewacht!« brachte er endlich hervor. »Ihr Blick hätte dich versteinert!«
    »Ganz so ist es nicht«, entgegnete Jarveena. Sie schlüpfte in ihr Beinkleid und war dankbar, daß es ihr so schnell gelang. Diese schreckliche Lähmung würde sie noch jahrelang im Traum verfolgen! »Warum langes Herumgerede«, meinte sie. »Bringt die Schriftrolle doch hierher, oder vielmehr, warum gehen wir nicht und sehen sie uns nochmal an?«
    Kaum zwei Minuten später waren sie bereits in Melilots Arbeitsgemach.
    »Nun läßt es sich tatsächlich lesen!« staunte Melilot, als er das Schriftstück zum zweitenmal überflogen hatte. »Es ist ein sehr geschraubtes Hochrankene - ich kenne wederhier noch in den obersten Städten jemanden, der es für einen Brief benutzen würde. Aber tatsächlich steht darauf, was du gesagt hast.« Er erzitterte vor Ehrfurcht so stark, daß seine Fettwülste schwabbelten.
    »Seid Ihr denn auch sicher, daß es dasselbe Schriftstück ist?« fragte Jarveena. »Daß es nicht vielleicht ausgetauscht wurde?«
    »Niemand kann es ausgetauscht haben. Es lag die ganze Nacht in einer verschlossenen Truhe. Nur Zauberei kann dafür verantwortlich sein, was mit ihm passiert ist!«
    »Dann wollen wir uns an die Arbeit machen!« sagte das Mädchen zufrieden.
    Jeden Mittag fand im Hof des Statthalterpalasts vor dem Eingang zur Gerichtshalle die zeremonielle Wachablösung statt. Dieses Schauspiel war öffentlich, jeder, der wollte, durfte zusehen, aber in der Praxis sah es anders aus. Nur, wer es sich leisten konnte, die Posten am Tor zu bestechen, wurde überhaupt eingelassen. Deshalb gehörten die Zuschauer zur besseren Gesellschaft und zum Gefolge von Edelleuten. Aber es waren auch immer einige darunter, die vor Gericht geladen waren, oder aus einem anderen Grund dort zu hin hatten. Melilot kam jedenfalls häufig hierher, da immer wieder Übersetzungen von irgendwelchen Schriftstücken benötigt wurden. Deshalb fielen seine und Jarveenas Anwesenheit hier auch nicht als ungewöhnlich auf. Außerdem war bekannt geworden, daß heute der letzte Tag war, da die Elitewachen der kaiserlichen Garde die zeremonielle Wachablösung durchführten, denn fünfzehn von ihnen hatten den Befehl, nach Ranke zurückzukehren. Aus diesem Grund war die Zuschauermenge weit größer als sonst, und sie wartete auch auf das Erscheinen des Statthalters, der die Zeremonie immer persönlich überwachte, wenn er sich in der Residenz befand.
    Es war ein warmer, trockener, staubiger Tag. Die Sonne warf starke, dunkle Schatten. Zelte und Steinmauern schienen dadurch ein einziges Ganzes zu sein. Bei den Menschen war es nicht viel anders. Unter den geschlossenen Visieren war leicht ein Soldat mit einem anderen zu verwechseln, sofern die Statur gleich war.
    Eigentlich war nicht ein Wachtrupp von der Wachstation an der Hauptstraße an der Reihe, die Höllenhunde abzulösen. Aber eine großzügige Summe, ein scharfer Befehl von Aye-Gophlan, und das Problem war gelöst.
    Jarveena tat ihr bestes so dreinzuschauen, als wäre sie eine einfache Zuschauerin, die der zackige Marsch der Soldaten aus der Hauptstadt beeindruckte, und nicht jemand, dessen glühende Rache bald Erfüllung finden sollte.
    Es fiel ihr jedoch wirklich schwer, ihre wahren Gefühle nicht zu zeigen.
    Der ablösende Wachtrupp marschierte vom Statthalterweg herein, tauschte militärische Begrüßung und Losung mit dem Reichstrupp aus und formierte sich in der Mitte des Hofes. Mit zwei Stabsoffizieren an seiner Seite übergab Oberst Nizharu zeremoniell die Wache an seinen Nachfolger und stellte sich neben ihm zur Inspektion durch den Statthalter auf. Sobald das vorbei war, würden die zurückbeorderten Reichssoldaten aufbrechen und zur Hauptstadt zurücckehren. Kaum zehn Minuten später, unter begeisterten Zurufen der Menge bei Beendigung des Parademarschs der Höllenhunde, verließ der Prinz den Paradeplatz Arm in Arm mit Nizharu. Letzterer war in die Hauptstadt zurückberufen worden, doch fünf seiner Kameraden sollten bleiben, um eine Leibwache aus einheimischen Soldaten für den Statthalter auszubilden und zwar nach den hohen Maßstäben der Leibgarde.
    So jedenfalls ging das Gerücht. Aber Gerüchte stimmten nicht immer. Behutsam und äußerst geschickt bahnte Melilot sich einen Weg durch die Menge zur vordersten Reihe, und als die beiden näherkamen und alle sich tief verbeugten, sagte er laut und deutlich: »Ah, Oberst! Welch ein Glück! Nun kann ich Euch die Schriftrolle

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