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Die Diebe von Freistaat

Die Diebe von Freistaat

Titel: Die Diebe von Freistaat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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Lagen Stoffihrer Kleidung, und Cappen beugte sich seinerseits ihr zu. Es war, als dämpfe dichter Nebel den Lärm des Marktplatzes, um den beiden die Möglichkeit zu geben, sich zu verständigen.
    »Ich war nicht dort«, sagte Cappen leise, »ich kam erst am frühen Morgen dazu, nachdem es bereits geschehen war. Was man bisher in der Stadt weiß, sind Gerüchte, die sich durch das Gerede des Gesindes gegenüber Freunden und Bekannten außerhalb des Haushalts von selbst ergaben. So etwas läßt sich leider nicht verhindern. Die Tatsachen jedoch hält Molin noch geheim, bis er zu ergründen vermag, welche Bewandtnis es damit hat - wenn ihm das je gelingt. Ich jedoch kam dazu, noch ehe etwas von seiner Seite unternommen worden war. Niemand hielt mich davon ab, mich mit den Anwesenden zu unterhalten, ehe er es bemerkte und mich so gut wie davonjagte. Deshalb weiß ich mehr als alle anderen, so wenig das auch ist.«
    »Und ...?«
    »Es scheint mir keine irdische Art der Entführung des Lösegeldes wegen zu sein. Du mußt wissen, daß das Haus gut bewacht ist und weder Molin noch seine Gemahlin es je ohne bewaffnete Begleitung verlassen haben. Seiner Mission wegen ist Molin hier alles andere als beliebt. Seine Wachen stammen von Ranke und sind unbestechlich. Das Haus steht in einem Garten mit hohen Mauern ringsum, deren Wehrgang ständig patrouiliert wird. Nach Einbruch der Dunkelheit laufen zusätzlich drei Leoparden frei im Garten herum.
    Molin hatte eine geschäfliche Unterredung mit seinem Vetter, dem Prinzen, und verbrachte die Nacht im Statthalterpalast. Seine Gemahlin, Lady Rosanda, blieb zu Hause und zog sich früh zurück, beklagte sich jedoch später, daß sie nicht schlafen könne. Deshalb ließ sie Danlis wecken. Danlis ist keine einfache Leibmagd, von denen es im Haus mehrere gibt, sondern ihre Zofe, Beraterin, Vertraute, Sammlerin von Neuigkeiten und oftmals Führerin und Übersetzerin — oh, sie verdient sich sehr wohl ihren Lohn, meine Danlis. Obgleich sie und ich eine frühmorgendliche Verabredung hatten - deshalb kam ich zu diesem Zeitpunkt ins Haus —, mußte sie Rosandas Laune wegen aus dem Bett, vielleicht um Myladys Hand zu halten oder um für Mylady einen Brief zu schreiben oder um Mylady aus einem beruhigenden Buch vorzulesen —, aber ich rede zuviel. Es genügt zu sagen, daß die beiden sich in ein Gemach im Obergeschoß begaben, das sowohl als Sonnengemach wie auch als Schreibgemach ausgestattet ist. Es ist nur durch eine schmale Treppe zu erreichen und ist der einzige Raum dieses höchsten Stockwerks. Es hat einen Balkon, und da es eine warme Nacht war, standen sowohl Fenster als auch Balkontür offen. Ich sah mir die Hauswand darunter genau an. Sie ist aus Marmor, völlig ohne Zierwerk, wenn man die verschiedenen Farben nicht als solches betrachtet, ganz glatt, und es wachsen auch keine Schling- und Kletterpflanzen an ihr hoch. Es ist deshalb unmöglich, sie zu erklimmen, wenn man keine Fliege ist.
    Trotzdem - kurz ehe der Morgen graute, schrillten laute Schreie dort. Die Wächter stürmten die Treppe hoch. Sie mußten die innere Tür aufbrechen. Ich nehme an, die beiden Frauen hatten sie verriegelt, um nicht gestört zu werden, nicht jedoch, weil sie sich bedroht fühlten. Im Gemach lagen Scherben von Vasen und anderem Zeug herum, auch Fetzen eines Gewands, auf denen einige Blutstropfen erkennbar waren. Ja, Danlis zumindest hatte sich offenbar gewehrt. Trotzdem waren beide Frauen verschwunden.
    Zwei Posten auf der Gartenmauer meldeten, daß sie ein lautes Geräusch wie das Schlagen von schweren Flügeln gehört hatten. Da die Nacht wolkenverhangen und dunkel war, sahen sie jedoch nichts. Vielleicht hatten sie sich dieses vermeintliche Flügelschlagen auch nur eingebildet. Zu denken gibt, daß die Leoparden verängstigt in einer Ecke kauerten und sich nur zu gern von ihrem Wärter in den Käfig sperren ließen.
    Und mehr weiß bestimmt sonst auch niemand, Illyra«, endete Cappan. »Hilf mir! Ich flehe dich an, hilf mir, meine Liebste wiederzufinden!«
    Die S’danzo schwieg eine lange Weile. Schließlich sagte sie fast flüsternd: »Ich weiß nicht, das ist vielleicht eine Sache, von der ich besser nichts wissen, geschweige denn mich mit ihr befassen sollte.«
    »Oder auch nicht«, beschwor Cappen sie.
    Fast trotzig blickte sie ihn an. »Das Volk meiner Mutter glaubt, daß es Unglück bringt, einem Shavakh - das ist jemand, der nicht zu ihm gehört - ohne Gegenleistung einen Gefallen zu

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