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Die Diebe von Freistaat

Die Diebe von Freistaat

Titel: Die Diebe von Freistaat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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erweisen. Versprechen zählen nicht.«
    Cappen runzelte finster die Stirn. »Nun, ich könnte zu einem Pfandleiher gehen und ... Aber nein, Zeit ist vielleicht mehr wert als Rubine.« Aus tiefer Verzweiflung löste sich plötzlich ein Grinsen. »Gedichte haben auch ihren Wert, nicht wahr? Ihr S’danzo habt eure Balladen und Lieder. Laß mich dir ein Gedicht widmen, Illyra, das ganz allein dir gehören soll.«
    Mit leuchtenden Augen blickte sie ihn an. »Wirklich?« »Wirklich. Laß mich überlegen ... Ah, fangen wir so an ...« Er nahm ihre Hände in seine und murmelte: Mein Lieb’ kommt zu mir wie der helle Morgen Nach einer dunklen, traumerfüllten Nacht, Mit goldnem Banner zieht sie in die Schlacht, Und wirbelnd fliehn des Schattenlandes Horden ...
    Sie riß sich los und rief: »Nein, du Gauner! Das ist gewiß etwas, das du für Danlis gedichtet hast - oder für eine frühere Herzensdame, die du in dein Bett locken wolltest ...«
    »Aber es ist noch nicht fertig«, gab er zu bedenken. »Ich vollende es für dich, Illyra.«
    Ihr Ärger legte sich. Sie schüttelte den Kopf, schnalzte mit der Zunge und seufzte. »Egal. Du bist unverbesserlich. Und ich — bin nur zur Hälfte eine S’danzo. Ich werde versuchen, ob ich etwas für dich sehen kann.«
    »Bei allen Göttinnen der Liebe, von denen ich je hörte«, schwor er ihr unsicher, »du sollst dein eigenes Gedicht bekommen, sobald diese Sache überstanden ist.«
    »Sei still«, befahl sie, »und schick alle fort, die in die Nähe kommen.«
    Er drehte sich um und zog sein Schwert. Die schlanke gerade Klinge würde in diesem F all jedoch kaum nötig sein, denn es befanden sich keine anderen Buden und Verkaufsstände in unmittelbarer Nähe, und ein breiter gepflasterter Streifen lag zwischen ihrem Verschlag und dem Rand des Gedränges. Aber immerhin gab ihm der Schwertgriff in der Hand das Gefühl, endlich Fortschritte zu machen. Er hatte sich in den ersten Stunden so hilflos und hoffnungslos gefühlt, als wäre seine Liebste tatsächlich gestorben und nicht ... und nicht ... was? Hinter sich hörte er, wie Karten gemischt, dann Würfel geworfen und schließlich unverständliche Worte geleiert wurden.
    Plötzlich war, als würge Illyra an einem Schrei. Er wirbelte herum und sah, wie fahl das Olivbraun ihres Gesichts plötzlich geworden war. Sie drückte die überkreuzten Arme mit gebeugten Schultern an die Brust und schauderte.
    »Was ist los?« platzte er mit neuer Furcht heraus.
    Sie blickte ihn nicht an. »Geh weg!« flüsterte sie dünn. »Vergiß, daß du diese Frau je gekannt hast.«
    »Aber ... aber was ...« »Ich sagte doch, geh weg! Laß mich in Ruhe!«
    Irgendwie ließ sie sich dann doch erweichen, wenigstens etwas zu sagen: »Ich weiß nichts. Ich wage nicht, etwas zu wissen. Ich bin nur ein unbedeutendes Halbblut, das ein paar Zaubersprüche kennt und hin und wieder das Zweite Gesicht hat—und so habe ich gesehen, daß diese Sache über Raum und Zeit hinausgeht und eine gewaltige Macht dahintersteckt. Enas Yorl könnte dir mehr darüber sagen, aber er ist selbst ...« Ihr Mut verließ sie.
    »Geh weg!« schrie sie, »ehe ich Dubro mit dem Hammer rufe!«
    »Verzeih!« murmelte Cappen Varra und zog sich hastig zurück.
    Er schlurfte durch die krummen Straßen des Labyrinths. Sie waren eng und die meisten der einfachen Häuser hier hoch. Schon jetzt herrschte Dämmerung hier. Es war, als wäre er in die gleiche Nacht gestolpert, die Danlis verschlungen hatte ... Danlis, Geschöpf der Sonne und weiter Horizonte ... Wenn sie am Leben war, ob sie sich da wohl an ihr letztes Zusammensein erinnerte, so wie er es tat, ein Traum, vor Jahrhunderten geträumt?
    Es war ihr freier Tag gewesen, und sie wollte einen Ausflug in die Gegend nördlich der Stadt machen. Cappen hatte aus dreierlei Gründen davon abgeraten. Der erste, den er nicht erwähnte, war, daß es sehr anstrengend sein und er staubig und verschwitzt werden und sich den Hintern wundreiben würde. Sie verachtete Männer, die nicht wenigstens so tatkräftig und unternehmungslustig waren wie sie, außer natürlich, sie machten diesen Mangel durch Ehrwürdigkeit und Weisheit wett.
    Den zweiten Grund deutete er an. So verrucht Freistatt auch war, kannte er doch einige Räumlichkeiten, wo ein liebendes Paar sich ungestört in angenehmem Luxus vergnügen könnte - seine Wohnung, beispielsweise. Sie lächelte abwehrend. Ihre Familie gehörte zur alten Aristokratie Rankes, nicht zu den Neureichen, und sie war

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