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Die Diebe von Freistaat

Die Diebe von Freistaat

Titel: Die Diebe von Freistaat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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hierherkommst, unmittelbar nachdem bekannt wurde, daß ihm die Gemahlin geraubt wurde, und man dich ansieht, ist deutlich zu erkennen, daß du davon betroffen bist.«
    Er nickte. »Ja, und zutiefst besorgt. Ich verlor ...« Er zögerte, weil er nicht wußte, ob es klug wäre, »... meine Liebste« zu sagen, nachdem er diesem Mädchen hier immer wieder versichert hatte, wie sehr er sie verehrte.
    »... deine Stellung und dein Einkommen«, sagte Illyra hart. »Der Hohepriester ist zweifellos nicht in der Stimmung, deinem Gesang zu lauschen. Außerdem glaube ich, daß es ohnehin mehr seine Gattin war, die Wert auf deine Dienste legte. Ich nehme an, du hast immer sofort wieder ausgegeben, was du eingenommen hast - oder vielleicht sogar noch zuvor. Außerdem hast du vermutlich die Miete für deine fürstliche Wohnung nicht bezahlt, und der Hauswirt warf dich hinaus, sobald das Gerücht an sein Ohr kam. Du bist ins Labyrinth zurückgekommen, weil du nicht weißt, wo du sonst Unterschlupf finden könntest. Und du hoffst, mich zu überreden, dir einen Hinweis zu geben; denn wenn du dazu beitragen kannst, die Lady zu finden, wirst du dafür reich belohnt werden.«
    »Nein, nein, nein!« wehrte er ab. »Du siehst mich in einem falschen Licht!« »Der Hohepriester wird nur seine rankanischen Götter anflehen.« Illyras Stimme klang nun nicht mehr verärgert, sondern nachdenklich. Sie strich über das Kinn. »Er, aus der Sippe des Kaisers, und hier, um einen Tempel zu errichten, der den von Ils übertrifft, kann kaum die alten Götter Freistatts um Hilfe bitten und noch weniger unsere Zauberer, Hexen und Seher. Doch du, der du aus keinem Teil des Reiches stammst, sondern von einem fernen Land im Westen kamst, kannst zu unseresgleichen gehen. Und es muß deine eigene Idee gewesen sein; denn wäre es seine, hätte er dir heimlich Gold zugesteckt, und du hättest dich an einen Seher von größerem Ruf als meinem wenden können.«
    Cappen spreizte die Hände. »Es ist fast unheimlich, wie nahe du der Wahrheit kommst, mein liebes Mädchen. Nur in den Beweggründen täuschst du dich. O ja, natürlich würde ich gern in Molins Achtung hoch dastehen und mich reich belohnen lassen und so fort. Aber er tut mir auch wirklich leid, denn unter seiner äußerlichen Strenge steckt ein weicher Kern, und er leidet. Noch mehr schmerzt mich jedoch das Geschick seiner Gattin, die wahrhaft gütig zu mir war und die irgendwohin verschleppt wurde. Doch mehr als all das ...« Sein Gesicht wurde ernst wie selten zuvor. »Du mußt wissen, daß Lady Rosanda nicht allein entfuhrt wurde. Mit ihr verschwand auch ihre Leibmagd Danlis. Und ich — ich liebe Danlis, Illyra, und möchte sie zur Frau nehmen.«
    Das Mädchen betrachtete ihn noch eingehender. Sie sah einen jungen Mann von mittlerer Größe vor sich, schlank aber kräftig und geschmeidig (das verdankte er der ihm aufgezwungenen Lebensweise, von Natur aus war er träge — außer in der Zweisamkeit). Er hatte feingeschnittene, regelmäßige Züge, ein schmales, glattes Gesicht, leuchtend blaue Augen, und sein ansonsten schulterlanges schwarzes Haar hing zu Fransen geschnitten über die Stirn bis fast zu den Brauen. Seine Stimme verlieh der Sprache einen melodischen Klang, als erzähle er von weißen Städten, grünen Wiesen und Wäldern, silberblauen Seen, kurz gesagt: von seiner Heimat, die er verlassen hatte, um anderswo das große Glück zu finden. »Du verstehst zu betören, Cappen Varra«, murmelte Illyra, »und wie gut du das weißt.« Und strengeren Tons: »Aber klingende Münze fehlt dir. Wie beabsichtigst du, mich zu bezahlen?«
    »Ich fürchte, du mußt auf gut Glück arbeiten, so wie ich es tue«, entgegnete er. »Wenn unsere gemeinsamen Bemühungen zur Rettung der beiden Frauen beitragen, werden wir die Belohnung teilen. Für deinen Anteil könntest du dir dann vielleicht sogar ein Haus an der Goldallee kaufen.« Als Illyra die Stirn runzelte, fuhr er fort: »Gewiß, ich werde mehr durch die Befreiung gewinnen als du, denn ich bekomme meine Liebste zurück und steige in der Gunst des Priesters, was sich auch in Zukunft bezahlt machen wird. Aber bedenke: du brauchst dich lediglich deiner Gabe zu bedienen. Alle weitere Mühe und Gefahr übernehme ich.«
    »Wieso glaubst du, eine einfache Wahrsagerin wie ich kann mehr erfahren als des Statthalters Sondergarde?« fragte sie.
    »Offenbar ist sie dafür nicht zuständig«, entgegnete er.
    Sie beugte sich vor, angespannt unter den vielfachen

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