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Die Diebe von Freistaat

Die Diebe von Freistaat

Titel: Die Diebe von Freistaat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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nach alter, strenger Sitte erzogen. Obwohl ihr Vater schlimmen Umständen zum Opfer gefallen war und sie sich deshalb gezwungen gesehen hatte, eine Stellung anzunehmen, behielt sie doch ihren Stolz, und nur unbefleckt würde sie sich ihrem Bräutigam in der Brautnacht hingeben. Bisher hatte sie Cappens leidenschaftlichen Liebesschwüren nur entgegengesetzt, daß sie ihn mochte, sich in seiner Gesellschaft wohlfühlte und sich wünschte, er würde das Thema wechseln. (Die üppigere, lebensfrohe Lady Rosanda schien weniger abweisend zu sein, aber er achtete darauf, sich ihr gegenüber stets auf heitere Weise korrekt zu benehmen.) Er hatte jedoch das Gefühl, daß Danlis sich in seiner Gegenwart bereits mehr als nur wohlfühlte; denn ihre angeborene Zurückhaltung wurde mit jedem Mal, da sie sich sahen, geringer. Trotzdem konnte sie unmöglich vergessen haben, daß er lediglich das außereheliche Kind eines unbedeutenden Edelmanns aus einem fernen Land war, ohne weltliche Güter und nichts weiter als ein leichtsinniger Spielmann.
    Den dritten Grund nannte er offen. Zwar war das Hinterland verhältnismäßig sicher, aber Molin Fackelhalter würde sich trotzdem ergrimmen, wenn er erfuhr, daß eine Frau seines Haushalts sich nur in Begleitung eines einzigen Mannes dorthin begeben hatte, vor allem, wenn dieser Mann nicht einmal ein ausgebildeter Kämpfer war. Und Molins Besorgnis wäre vermutlich gerechtfertigt. Danlis lächelte erneut und sagte: »Ich könnte einen Wachmann, der dienstfrei hat, bitten mitzukommen. Aber du hast doch interessante Freunde, Cappen. Ist unter ihnen nicht vielleicht ein Krieger?«
    Natürlich kannte er nicht nur einige, sondern eine ganze Menge, doch er bezweifelte, daß sie Freude daran haben würde, sie kennenzulernen. Glücklicherweise aber hatte Jamie der Rote für diesen Tag nichts vor und erklärte sich einverstanden, sie zu begleiten. Also bat Cappen die Köchin, ihnen einen Picknicckorb für vier herzurichten.
    Jamies Mädchen hatten jedoch keine Lust zu dieser Art von Ausflug; sie befürchteten, die Sonne könne ihrem Teint schaden. Cappen fand es eigentlich nicht sehr nett von dem Mann aus dem Norden, daß er ihm nie anbot, sie mit ihm zu teilen. Dadurch hatte er, Cappen, ziemliche Auslagen in der Straße der Roten Laternen, da er sich ja schließlich selbst keine Geliebte halten konnte, solange er Danlis den Hof machte. Doch ansonsten mochte er Jamie. Sie hatten sich kennengelernt, nachdem Rosanda, die den Spielmann zufällig singen gehört hatte, ihn zur erbaulichen Unterhaltung in Fackelhalters Haus einlud, und danach, um regelmäßig für sie zu singen und zu spielen, woraufhin Cappen sich eine teure Wohnung im Goldschmiedeviertel leisten konnte, wo Jamie wohnte. Drei Pferde und ein Packtier verließen Freistatt am frühen Morgen hufklappernd und mit klingelnden Geschirrglöckchen. Cappens Schädel beschwerte sich jedoch brummend über diese frohgemuten Laute. Der Spielmann war erst lange nach Mitternacht ins Bett gekommen, nachdem er arg über den Durst getrunken hatte, und außerdem stand er üblicherweise selten vor Mittag auf. Mundfaul lauschte er Jamie.
    »... ja, meine Dame, ich komme aus dem Gebirge im Norden. Wir sind kein mit Gütern gesegnetes, aber ein freies Volk. Manche würden uns Barbaren nennen, doch es uns ins Gesicht zu sagen, wäre sehr unklug. Wir haben unsere Geschichte, unsere Überlieferungen, Lieder, Gesetze, Sitten, Götter, so gut wie andere und zwar schon seit langer Zeit. Wir kennen nicht viele eurer südlichen Gebräuche und Geschichte, aber wieviel wißt ihr denn von unseren? Nicht, daß ich angeben möchte, bitte versteht das, aber ich habe auf meinen Wanderungen viel Erstaunliches gesehen, und ich übertreibe nicht, wenn ich sage, daß wir zu Hause ebenfalls so manches Wundersame haben.«
    »Ich würde gern davon hören«, bat Danlis. »Hier im Reich wissen wir so gut wie nichts über Euer Land, jedenfalls kaum mehr, als in Venafers und Mattathans Chroniken zu lesen ist oder in der Naturgeschichte von Kahayavesh. Wie hat es Euch hierher verschlagen?«
    »Oh-ah, ich bin ein jüngerer Sohn unseres Königs und wollte mich ein wenig in der Welt umsehen, ehe ich seßhaft werde. Nicht, daß ich mich mit Reichtum beladen hätte, aber indem ich da und dort aushelfe, komme ich schon zurecht.« Jamie hielt inne. »Ihr, meine Dame, habt sicher viel mehr Interessanteres als ich zu erzählen. Ihr seid doch von der Reichshauptstadt, offenbar mit Büchern

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