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Die Diebe von Troja - ein Abenteuer um Heinrich Schliemann

Die Diebe von Troja - ein Abenteuer um Heinrich Schliemann

Titel: Die Diebe von Troja - ein Abenteuer um Heinrich Schliemann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silke Vry
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führten, berichteten Jannis und Nikos, was vorgefallen war.
    » Agapi mou – mein Lieber, wie konnte das nur geschehen?«, klagte Stavroula immer wieder und dankte gleichzeitig der gütigen Muttergottes für das Überleben ihres Mannes. Sie brachten den Vater zu einer großen Liege unter dem Fenster. Er streckte sich stöhnend darauf aus, während Jannis ihm mehrere Kissen unter Kopf und Oberkörper stopfte. Die Mutter forderte Elena auf, aus dem Nebenzimmer einen kleinen Topf mit einer heilenden Kräuterpaste zu holen, mit der sie die schmerzenden Stellen des Verletzten einrieb, und schickte Elena danach erneut los. Sie kam kurz darauf mit einer Kanne kochend heißen Wassers sowie mehreren frischen Pfefferminzblättern zurück, aus denen sie dem Vater einen duftenden Tee bereitete. Mit sorgenvollen Gesichtern setzten sich Mutter, Schwester, Jannis und Nikos schließlich zu dem Vater ans Krankenlager und betrachteten ihn. Stavroulas Frage: »Hast du starke Schmerzen?«, beantwortete er mit einemwortlosen Stöhnen, dem er ein kleines dankbares Lächeln hinterherschickte. Immer wieder wurden Jannis und Nikos von Mutter und Schwester aufgefordert, den Hergang des Unglückes genau zu beschreiben, und die Jungen taten, worum man sie bat. Während sie abwechselnd erzählten, schloss der Vater die Augen und sagte kein Wort, ganz so, als könne er die Erinnerung an das Geschehene nicht ertragen. Darüber schlief er nach einer Weile erschöpft ein.
    Nikos dämpfte seine Stimme: »Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie furchtbar das war: Kein Mucks war mehr zu hören und nichts mehr zu sehen. Alle sechs Männer waren plötzlich wie vom Erdboden verschluckt.« Die entsetzten Blicke von Mutter und Schwester wanderten zwischen Jannis, Nikos und dem schlafenden Vater hin und her und die Mutter begann augenblicklich, leise ein weiteres Dankgebet zu murmeln.
    »Keinen Moment später hätten wir ihn finden dürfen«, ergänzte Nikos. »Und wenn Kyrie Schliemann nicht sein Wundermittel dabeigehabt hätte, mit dem er Tote zum Leben erwecken kann, wer weiß ...«
    Die Mutter war noch immer außer sich vor Aufregung. »Wie hat das denn bloß passieren können?«, wiederholte sie immer wieder. Die Jungen sahen sich an. Genau das war es, worüber sie sich selbst seitdem ununterbrochen den Kopf zerbrachen. Wie hatte das passieren können?
    Nikos begann: »Es gibt doch nur zwei Möglichkeiten: Entweder war es ein Unfall.« Er machte eine Pause.
    Stavroula sah ihn fragend an und forderte ihn mit einem Nicken auf weiterzureden.
    »Oder es war kein Unfall«, fuhr er zögernd fort.
    »Was soll das heißen?« Stavroula musterte ihren Sohn überrascht.
    »Was könnte es denn sonst gewesen sein?« Auch Elena blickte ihren Bruder erstaunt an.
    Jannis bedachte Nikos mit einem warnenden Blick, der zu sagen schien: »Pass auf, was du sagst!«
    »Wieso, ist doch ganz logisch.« Nikos räusperte sich umständlich. »Wahrscheinlich war’s ein Unfall. Ganz bestimmt sogar. Wundern tät’s mich nicht. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie tief Kyrie Schliemann die Gräben an einigen Stellen hat graben lassen, stimmt’s, Jannis?« Während sein Bruder bestätigend nickte, fuhr Nikos fort: »Da reicht schon eine kleine Erschütterung und eine ganze Wand aus Sand bricht in sich zusammen. Wahrscheinlich hätte es gereicht, wenn der Arbeiter, der oben gestanden hat, einmal kräftig gehustet hätte.« Nikos kicherte leise bei diesem Gedanken, doch die anderen blickten ihn mit ernsten, nahezu entsetzten Gesichtern an.
    »Ja, und wer stand denn oben und hat möglicherweise gehustet?«, fragte die Mutter, die sich den Arbeitsalltag auf der Grabung beim besten Willen nicht vorstellen konnte. »Kennen wir ihn?«
    »Nein, Mutter, ich glaube nicht, ein junger Mann aus Jenischacher«, versuchte Jannis ihren Nachfragen nach Spyros, ihrem Hauptverdächtigen, auszuweichen.
    »Aus Jenischacher? Ein junger Mann, sagst du? Wie heißt er denn?« Elenas sonst so ruhige Stimme klang plötzlich seltsam aufgeregt und sie starrte ihren Bruder auffordernd an.
    Jannis antwortete zögernd: »Du kennst ihn sicher auch nicht, Spyros Pantagiota heißt er.«
    Elena zuckte zusammen und Jannis redete hastig weiter: »Nun ja, er muss oben gestanden haben, als unter ihm der Erdboden zusammenbrach. Zehn Meter, wusch, einfach weg. Wir waren ja nicht dabei, als es passierte, kamen erst eine Weile später dazu ...«
    Elena gelang es nicht länger, ihre Unruhe zu verbergen, und fauchte ihre

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