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Die Diebe von Troja - ein Abenteuer um Heinrich Schliemann

Die Diebe von Troja - ein Abenteuer um Heinrich Schliemann

Titel: Die Diebe von Troja - ein Abenteuer um Heinrich Schliemann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silke Vry
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Brüder an: »Ja, und? Ist ihm was passiert?«
    »Nein, seltsamerweise nicht, er ist munter wie ein Fisch im Wasser.« Während Nikos das sagte, schossen Elena Tränen in die Augen und sie wandte sich ab. Die Mutter war zu sehr mit ihren eigenen Sorgen beschäftigt, um es zu bemerken, aber den Jungen war das seltsame Verhalten ihrer Schwester keineswegs entgangen und sie blickten sich fragend an. Was war mit ihr los? Seit mehreren Tagen schon benahm sie sich merkwürdig. Und was war das schon wieder? Warum heulte sie jetzt? Nikos tippte sich mit einem Finger mehrmals heimlich an die Stirn und grinste Jannis an. Der Vater war doch mit einigermaßen heiler Haut davongekommen, zumindest lebte er.
    Nikos stand auf und gab Jannis ein Zeichen, ihm zufolgen. In der Küche hatten sie endlich Gelegenheit, einen Moment ungestört miteinander zu reden.
    »Hör zu«, flüsterte Jannis nervös. »Wir müssen Spyros beobachten und durch ihn den Dicken finden.«
    »Ja, und das Gold!«, fügte Nikos hinzu. »Aber beruhig dich, Jannis, im Moment dürfte Spyros noch auf der Grabung beschäftigt sein. Wenn er klug ist und keinen Verdacht erregen will, kommt er erst zusammen mit den anderen Arbeitern nach Hause.« Nikos sah durchs Fenster nach draußen und versuchte, sich anhand des Sonnenstandes eine ungefähre Vorstellung von der Uhrzeit zu machen. »Bis es so weit ist, haben wir noch Zeit, würde ich sagen.«
    Im selben Moment klopfte es an der Tür. Jannis öffnete und führte einen alten, weißhaarigen Mann mit sonnengebräunter Haut und zahllosen Lachfältchen im Gesicht ins Wohnzimmer.
    » Jassou «, begrüßte er die Familie mit lauter Stimme, was zur Folge hatte, dass Jorgos aus seinem kurzen Schlaf aufschreckte. Sein Gruß wurde ernst, aber freundlich erwidert. Jeder im Raum wusste: Der Besuch des Mannes, den alle Dimmi nannten, versprach normalerweise Ablenkung und Abwechslung und das konnten sie alle jetzt gut gebrauchen!
    Sein richtiger Name war Demetrios Poliorketes, er war der Dorfälteste und wusste wie kein anderer genauestens über alle Geschehnisse im Dorf Bescheid. Er war klug, konnte lesen und besaß sogar mehrere Bücher. Er kannte jeden im Dorf, vergaß trotz seines hohen Alters nie etwas,genoss das Vertrauen aller, die hier lebten, hatte seine Augen und Ohren überall und konnte wie kein Zweiter die interessantesten Geschichten erzählen. Mit anderen Worten: Dimmi war stets willkommen und jeder empfand es als große Ehre, ihn für eine Weile als Gast im Hause zu haben.
    »Oh, Dimmi, wie schön, dich zu sehen.« Stavroula erhob sich von ihrem Stuhl. »Setz dich hierher, zu Jorgos.«
    Dimmi dankte, deutete eine kleine Verbeugung an, dann nahm er Platz und wandte sich an den Verletzten: »Unkraut vergeht nicht, was? Wie geht es dir? Welchem Gott sollen wir dafür danken, dass du noch am Leben bist? Unserem oder einem von denen, die dort unten das Sagen haben?« Die Jungen sahen, wie ein kaum wahrnehmbares Lächeln über das Gesicht ihres Vaters huschte. Er versuchte, sich auf seinem Krankenlager zu drehen, um Dimmi besser sehen zu können, doch bereits bei der kleinsten Bewegung stöhnte er laut auf vor Schmerzen. Stavroula kam herbeigeeilt, um ihrem Mann zu helfen. Zu dem Alten gewandt sagte sie: »Nun, Dimmi, was gibt es Neues? Erzähl uns etwas und bring uns auf andere Gedanken mit deinen Geschichten.«
    Und Dimmi, der kaum etwas Schöneres kannte, als andere mit seinen Erzählungen zu unterhalten, tat ihr den Gefallen: »Eine gute Idee. Die eigenen Sorgen vergisst man am schnellsten, wenn man sich mit denen anderer beschäftigt, ist es nicht so?«
    Nikos und Jannis sahen sich entgeistert an, das hatte ihnen gerade noch gefehlt. Wenn Dimmi anfing, seine oft endlosen Geschichten zu erzählen, dann kamen sie hier nicht so schnell weg.
    Stavroula und Elena lächelten erwartungsvoll und spitzten die Ohren und sogar der Vater schien für einen Moment seine Schmerzen zu vergessen.
    Dimmi begann: »Die alte Myrsini Stammatou ist gestorben, völlig überraschend. Damit hatte niemand gerechnet, alle hatten gedacht, die Alte würde ewig leben und nie ins Gras beißen, tja, aber nun ist die Hexe tot. In wenigen Tagen wird ihre Beerdigung sein und gleich danach wird man ihre Enkelin Aglaia unter die Haube bringen, verheiraten, so erzählt man sich. Erst musste die Alte sterben, damit endlich Platz im Haus ist. Nun weiß Aglaias Vater gar nicht, ob er trauern oder feiern soll. Er hat sich wohl zum Feiern entschlossen, denn

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