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Die Diebe von Troja - ein Abenteuer um Heinrich Schliemann

Die Diebe von Troja - ein Abenteuer um Heinrich Schliemann

Titel: Die Diebe von Troja - ein Abenteuer um Heinrich Schliemann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silke Vry
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wir beide nehmen den Esel und reiten nach Norden, zuerst nach Kumkaleh. Und du, Jannis, du grast noch einmal Hissarlik ab. Irgendwo muss es doch einen Hinweis geben. Irgendjemand muss sie doch gesehen haben.« Stavroulas Stimme klang verzweifelt. »Wenn die Sonne ihren höchsten Stand erreicht, treffen wir uns hier wieder. Vielleicht wissen wir dann mehr ... Also, los!« Müde, aber bestimmt gab sie ihren Söhnen das Zeichen zum Aufbruch.
    Sie verabschiedeten sich vom Vater und verließen gemeinsam mit ihrer Mutter das Haus. Nikos und Stavroula bestiegen den Esel und bereits nach kurzer Zeit sah Jannis sie hinter dem nächsten Hügel verschwinden.
    Er blickte ihnen eine Weile nach und kratzte sich nachdenklich am Kopf. Was sollte er jetzt tun? Die Mutter erwartete von ihm, dass er nach Elena suchte. Hatte er es ihr nicht mit seinem stummen Kopfnicken versprochen? Andererseits konnte er sich doch nicht die Chance entgehen lassen, mehr über den Goldraub zu erfahren. Schließlich war er selbst in Gefahr! Wenn sich morgen früh alle Männer der Grabung wieder auf dem Berg von Hissarlik einfanden, dann musste er wissen, vor wem er sich in Acht nehmen musste.
    Was sollte er tun? Er durfte nicht vergessen: Er hatte einen Schwur geleistet, hatte zum Himmel geschworen, nach Kalifatli zu gehen, ohne Nikos. Galt das nicht mehr als jedes andere Versprechen? Er merkte, wie ihn sein Gewissen plagte. Durfte er die eigene Mutter im Stich lassen?
    Endlich kam ihm die rettende Idee: Er würde einfach beides machen, zunächst nach Kalifatli eilen und, sobald er zurück war, nach Elena suchen. Ja, so konnte es klappen. Eilig machte er sich auf den Weg.
    An der vereinbarten Stelle, wo die Hauptstraße den Weg nach Kalifatli schnitt, traf er Zoe zur verabredeten Zeit beim ersten Läuten der Kirchenglocken. Heute wurde feierlich an den heiligen Michael erinnert, überall, wo Griechen wohnten und eine Kirche stand, wurden Gottesdienste abgehalten. Kyrie Schliemann fluchte regelmäßig über die vielen griechischen Feiertage, die seine Arbeiter vom Arbeiten abhielten. Statt auf der Ausgrabung trafman die Männer dann in der Kirche, zu Hause oder aber bei ihren Schafen und Ziegen.
    Jannis und Zoe machten sich miteinander auf den Weg und erreichten schon bald ihr Ziel. Den Ersten, der ihnen in Kalifatli über den Weg lief, fragten sie nach dem Weg zum Haus von Parthena Evdoxia. Er erklärte mit ausschweifenden Armbewegungen: »Geht hier geradeaus und biegt an der zweiten Kreuzung nach links. Dort, wo der Weg eine starke Rechtskurve macht, befindet sich auf der linken Seite ein Hof. Dort wohnt sie.« Jannis und Zoe folgten seinen Anweisungen und nach einer Weile zeigte Zoe auf ein großes Haus: »Hier muss es sein.«
    Nachdem sie geklopft hatten, dauerte es nicht lange, bis sie aus dem Innern schlurfende Schritte hörten, die sich der Tür näherten.
    »Ich habe euch schon erwartet«, begrüßte sie eine nicht mehr ganz junge Frau, die ihnen die Tür öffnete.
    Zoe trat ein und blickte sich suchend um. Jannis begriff schnell, was sie wollte: Sie hielt Ausschau nach einem ähnlich wunderbaren Getränk, wie sie es am Tag zuvor kennengelernt hatte. Und tatsächlich, da stand auf einem kleinen runden Tisch eine Kanne mit einer gelblichen Flüssigkeit und daneben zwei Gläser. Zoe atmete leise auf.
    Jannis ärgerte sich ein bisschen, dass Zoe so leicht abzulenken war. Aber was konnte er anderes erwarten, sie war eben noch ein kleines Mädchen.
    Zunächst geschah nichts Ungewöhnliches. Die Frau fordertesie auf, Platz zu nehmen. Dann füllte sie ein Glas mit der Limonade und reichte es Jannis.
    »Trinkt nur aus, bis auf den letzten Tropfen, hört ihr? So etwas Gutes bekommt ihr so bald nicht wieder«, kicherte sie und versorgte auch Zoe mit dem begehrten Getränk. Danach erhob sie sich und noch immer albern kichernd wandte sie sich an Jannis: »Dein Name ist Jannis Savvidis, stimmt’s?«
    Jannis nickte und Zoe plapperte munter drauflos: »Und ich heiße Zoe Ligeia.«
    Die Kyria betrachtete das Mädchen von oben herab: »Wen interessiert denn das, du vorlautes Kind?«
    Zoe musste schlucken. Wieso sprach die Frau so unfreundlich zu ihr?
    Zu Jannis gewandt befahl die Frau den Kindern: »Wartet hier auf mich, ich werde sehen, was ich für euch tun kann.« Sie verließ das Zimmer durch eine kleine, hintere Tür und die Kinder sahen sie auf einen großen, sonnigen Hof treten, an den einige Gebäude angrenzten. Die Tür verriegelte sie sofort und

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