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Die Diebe von Troja - ein Abenteuer um Heinrich Schliemann

Die Diebe von Troja - ein Abenteuer um Heinrich Schliemann

Titel: Die Diebe von Troja - ein Abenteuer um Heinrich Schliemann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silke Vry
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zurückkamen, war von dir weit und breit nichts zu sehen.«
    Nikos stöhnte auf: »Na, das war vielleicht ein Reinfall, kann ich dir sagen! Tatsächlich kam Spyros irgendwann nach Hause. Er hatte es furchtbar eilig, das konnte man sehen. Er stürmte ins Haus und kam gleich danach mit einem großen Beutel in der Hand wieder raus. Dann eilte er zu seinen Nachbarn, wechselte ein paar Worte, schnappte sich deren Pferd und preschte wie ein Irrer davon. Ich schnell zum Esel, drauf und so schnell wie möglich hinter ihm her. Na ja, du kennst unseren Esel. Mit einem Pferd kann der nicht mithalten. Aber gemeinsam gaben wir unser Bestes, das sag ich dir. Trotzdem war von Spyros bald nicht viel mehr zu sehen als eine staubige Wolke. Aberwenigstens die behielt ich eine Weile im Auge und konnte beobachten, dass er Richtung Hissarlik abhaute. Vielleicht zur Grabung, das konnte ich nicht sehen ...« Nikos sah seinen Bruder an. »Auf jeden Fall verlor ich ihn dort aus den Augen. Als mir dann Georgios, unser Nachbar, über den Weg lief und mir zurief, ich solle mich um Mutter kümmern, die sich wie eine Wahnsinnige aufführte, bekam ich es mit der Angst zu tun und hetzte hierher. Von ihr erfuhr ich, dass Elena verschwunden ist. Gemeinsam suchten wir nach ihr. Wie du siehst, leider ohne Erfolg ... Und du? Wo warst du?«, fragte er ungeduldig.
    Jannis winkte ab. »Viel ist nicht passiert. Zoe führte mich zu einer Alten, die tatsächlich mit goldenem Schmuck behangen durch das Dorf stolzierte. Wir verfolgten sie eine Weile, kamen mit ihr ins Gespräch und, stell dir vor, sie lud uns zu sich nach Hause ein.« Er tippte sich mit der Hand an die Stirn. »Ich glaube, die war nicht ganz richtig im Kopf, auf jeden Fall hatte ihr Gold keine Ähnlichkeit mit dem, das ich in der Nacht gesehen habe. Also auch hier: Fehlanzeige!« Jannis sah seinen Bruder an. Glaubte er ihm die Geschichte? Ja, offenbar. Nikos legte seine Stirn in nachdenkliche Falten: »Jetzt sind wir fast so schlau wie am Anfang. Überleg mal, was seit dem Raub alles passiert ist. Sechs Männer sind verletzt, einer davon schwer, Elena ist verschwunden und Spyros macht sich mit einem großen Beutel und einem schnellen Pferd aus dem Staub! Ist das alles Zufall? Oder gehört all das irgendwie zusammen? Was sollen wir tun?« Nikos schien völlig ratlos.
    Jannis freute sich trotz allem insgeheim fast sogar ein wenig: Endlich wusste auch sein Bruder einmal nicht weiter! Sonst war immer er derjenige, der alles bestimmte und der ihm vorschrieb, was zu tun sei. In Gedanken plante Jannis bereits seinen morgigen Ausflug nach Kalifatli. An Nikos gerichtet sagte er: »Morgen ist Feiertag, es wird nicht gearbeitet. Also müssen wir uns keine allzu großen Sorgen machen. Es werden keine Gräben einstürzen, keine Anthelion wird aus einem Graben kriechen, um mich oder einen anderen ›JS‹ zu beißen ...«
    Nikos musterte ihn überrascht. Dann gähnte er. »Hoffentlich hast du recht. Lass uns morgen früh weiterüberlegen. Ich kann ohnehin keinen klaren Gedanken mehr fassen vor Müdigkeit.«
    »Und was ist mit Elena?« Jannis sah seinen Bruder fragend an.
    Doch der winkte müde ab: »Die wird schon wieder auftauchen. Du warst doch selbst zwei Nächte unterwegs! Und? Hast du es überlebt? Na, also! Lass uns schlafen gehen, anstatt uns den Kopf zu zerbrechen ...«
    Wirklich überzeugt war Jannis von den Worten seines Bruders nicht, aber ihm fiel nichts ein, was sie in diesem Moment für ihre Schwester hätten tun können.
    Beim ersten Hahnenschrei am nächsten Morgen wachten die Jungen auf. Sie rieben sich die Augen und sahen sich an. Augenblicklich sprangen sie hoch und rannten über den Hof zu dem Zimmer, in dem der Vater lag, an dessenSeite die Mutter die Nacht verbracht hatte, ohne auch nur ein Auge zu schließen. Sie war blass wie der Tod und unter ihren Augen hatte sie dunkle Ringe. Die Jungen mussten nichts fragen. Das Bild, das sich ihnen bot, sagte alles: Elena war während der ganzen Nacht nicht nach Hause gekommen.
    » Kalispera!« Der Gutenmorgengruß der Jungen an ihre Eltern klang bedrückt. Der Vater grüßte leise zurück, die Mutter hob nur stumm den Kopf, dann stand sie auf und ging langsam auf sie zu. Man hätte meinen können, sie sei in einer einzigen Nacht um Jahre gealtert. Mit belegter Stimme erklärte sie: »Ich brauche euch, dringend, wir müssen Elena suchen, nicht nur in Hissarlik, auch in den anderen Dörfern.«
    Die Jungen nickten und die Mutter fuhr fort: »Nikos,

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