Die diebische Elster und andere Geschichten (20 Kurzkrimis) (HML-MEDIA-EDITION) (German Edition)
Plüschsessel plumpsen.
Verdammt! Toni wand sich verzweifelt, aber die beiden Kerle hielten ihn fest wie ein Schraubstock. „Endlich haben wir dich erwischt, Freundchen“, sagte der Bärtige. „Du kommst jetzt mit uns aufs Revier.“
Tatsächlich Polizisten! Toni seufzte laut. Jetzt war er wirklich dran.
„Und der Nikolaus?“, fragte er kleinlaut.
Der Lederjackentyp lachte. „Das ist Karl Wachtner, unser ehemaliger Polizeichef. Der ist erst seit Kurzem in Pension. Und er liebte schon immer große Auftritte.“
10. E-Mail vom Verbrecher
Rentnerin Hilde ist furchtbar stolz, dass sie so gut mit dem Computer umgehen kann. Aber dann kommt diese erschreckende E-Mail. Ein Überfall auf den Juwelier! Kann Hilde rechtzeitig eingreifen?
Hilde war mächtig stolz, dass sie mit vierundsechzig noch gelernt hat, einen Computer zu bedienen. Ihr Enkel Timmi hatte ihr mit Engelsgeduld alles erklärt, bevor er zu einem Auslandssemester nach Florida aufgebrochen war und nun fleißig Fotos schickte. Hildes Mann Udo hatte leider zwei linke Hände, was Technik anbelangte. Bevor sie das Mittagessen kochte, setzte sich Hilde an den PC und öffnete die E-Mails.
„ Udo“, rief sie kurz darauf, „das ist komisch!“
„ Was denn?“ Ihr Mann kam heran, er hatte die Hundeleine in der Hand.
„ Da ist eine Nachricht von einer Mail-Adresse, die mir nichts sagt.“ Sie deutete auf den Bildschirm.
Udo hob nur die Schultern. „Timmi hat doch eingebläut, du sollst nur aufmachen, was du kennst. Wegen Virus oder so.“
Hilde nickte brav.
„ Na also“, sagte ihr Mann. „Dann ist ja alles klar. Ich geh jetzt mal Gassi“. Er pfiff durch die Zähne und trottete mit dem Hund nach draußen.
Hilde kaute auf ihrer Lippe herum. Im Betreff der E-Mail stand was Komisches, nämlich das Wort „Fesseln“. Das fand sie sehr seltsam. Wenn nun doch irgendwas Wichtiges dahinter steckte?
Kurz entschlossen klickte sie mit der Maus und öffnete die Mail:
„ Morgen wird es ernst. Das wird ein Überfall, der sich gewaschen hat! M. hat keine Chance. Hoffentlich hat der Juwelier viel da. Also morgen, Punkt 13 Uhr, Hansen in der Königsstraße. Halt mir die Daumen, dass alles glatt über die Bühne geht.
Oli“
Hilde schlug die Hand vor den Mund. Um Gottes willen! Da plante jemand einen Überfall! Sie kannte das Geschäft von Juwelier Michael Hansen in der Innenstadt recht gut. Was sollte sie tun? Mit zitternden Fingern rief sie die Details der Nachricht auf. Diese war schon gestern versandt worden. Hilde sah auf die Uhr. Es war bereits nach zwölf, in einer Stunde würde der Überfall stattfinden – und ausgerechnet jetzt war Udo im Wald unterwegs!
Als sie den Absender genau nachlas, schnappte sie nach Luft. Jemand namens „der Knochenbrecher“ hatte die Mail verschickt! Wohl an einen Gangster-Kollegen und durch einen Zufall war die Nachricht als Irrläufer bei ihr gelandet.
Hilde sprang auf und stürmte zum Telefonhörer. Sie musste die Polizei verständigen, und zwar sofort!
Sie erklärte dem Polizisten am Telefon die brenzlige Situation und leitete die E-mail mit einiger Mühe an den zuständigen Beamten weiter. Dann trabte sie aufgeregt in der Wohnung hin und her. Ob dieser Knochenbrecher den Juwelier wirklich fesseln würde?
Hilde hielt es nicht aus. Sie schlüpfte in ihren Mantel und marschierte zur Königsstraße. Um zehn vor zwölf betrat sie das Juweliergeschäft Hansen und sah sich erstaunt um.
„ Ist hier keine Polizei?“, fragte sie den kreidebleichen Inhaber. „Ich dachte, wegen der E-Mail…“
Ein bärtiger Mann in Uniform schob den Vorhang zum Hinterzimmer zur Seite. „Was tun Sie denn hier?“, fragte er sie vorwurfsvoll.
„Ich wollte sehen, ob alles sicher ist.“
„ Sie halten uns wohl für unfähig?“, sagte der Polizist verärgert. „Verschwinden Sie lieber, bevor -“
„ Es kommt jemand!“, rief der Juwelier mit Panik in der Stimme.
Der Polizist packte Hilde am Arm und zog sie hinter den Vorhang.
Ein junger Mann betrat den Laden, Hand in Hand mit einer hübschen Blondine.
„ Das ist nur ein harmloses Pärchen“, flüsterte Hilde dem Beamten zu.
Doch in diesem Moment sprach der Kunde den Inhaber an. „Würden Sie den Laden bitte hinter uns absperren? Ich möchte auf Nummer sicher gehen.“
„Aber Oli!“, rief die Blondine entsetzt.
Hilde zuckte zusammen. Oli, der Knochenbrecher! Der Polizist zog seine Dienstwaffe hervor.
„Heute mach ich ernst“, erklärte der Verbrecher. „Zeit für
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