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Die Diener des Boesen

Die Diener des Boesen

Titel: Die Diener des Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Golden , Nancy Holder
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packte ihn am Handgelenk und zog ihn durch die schwarze Mauer, als hätte sie sich plötzlich in Luft aufgelöst.
    Er stolperte, fiel ins Gras und rollte einen kleinen Abhang hinunter in einen Graben, der die Böschung der Route 17 vom Wald trennte. Von dort unten blickte er zu seinen Rettern hinauf.
    Ein riesiger fetter Mann m zerrissener Kleidung hatte die Hände an die schwarze Mauer gelegt, die den Blick auf den Wald versperrte. Nur die Wipfel der Bäume waren sichtbar. Die Brust des Mannes leuchtete hell, fast weiß, von einem rosafarbenen Schimmer überzogen.
    Neben ihm stand ein anderer Mann, ganz in Grün gekleidet. Zwischen den Händen des grünen Mannes und der Mauer knisterten grelle Energieentladungen.
    »Du bist also entkommen?«, fragte der Mann in Grün. »Wie hast du das geschafft?«
    »Was machen Sie da?«, fragte Brian wie betäubt von dem, was er sah, aber viel zu ausgelaugt, um Angst zu empfinden.
    »Wir halten sie gefangen«, sagte der fette Mann. »Wonach sieht es
    denn sonst aus, Junge?«
    »Nach Magie«, sagte Brian leise.
    Beide Männer lachten.
    »König Richard und ich werden bis zum Morgen hier bleiben, mein Sohn«, sagte der grüne Mann. »Wenn die Mauer fällt, sind wir beide tot. Wir wären dir dankbar, wenn du zu diesem rund um die Uhr geöffneten Lokal gehen könntest und uns Kaffee holen würdest.«
    Brian starrte sie an, als wären sie beide verrückt. Keiner von ihnen sprach danach noch ein Wort, und er bemerkte den Schweiß auf ihren Gesichtern, die Anstrengung, die es sie kostete, die Mauer aufrecht und die Wilde Jagd somit eingesperrt zu halten. Er beobachtete sie minutenlang, ohne auch nur eine der vielen Fragen in seinem Kopf laut auszusprechen. Im Grunde wollte er die Antworten gar nicht wissen, entschied er.
    Schließlich stand er auf, suchte nach seiner Geldbörse, die wundersamerweise noch immer in seiner Gesäßtasche steckte, und trottete dann über den leeren Highway, nur von einem einzigen Gedanken beseelt.
    Kaffee holen. Kein Problem.
    Da die Wilde Jagd all ihre Kräfte auf die Mauer konzentrierte, die sie im Wald gefangen hielt, bemerkte niemand, wie sich der Hirschbock von der Horde löste. Er trottete den Pfad entlang, verspürte Hunger und witterte etwas Ungewöhnliches. Etwas Neues. Es gab nicht sehr viele neue Dinge, und er fragte sich auf seine Weise, ob dieses neue Etwas essbar war oder etwas, wovor er auf der Hut sein sollte.
    Er trabte weiter, bis er eine Stelle erreichte, wo die flüssige Dunkelheit noch immer die Bäume umhüllte. Er verließ den Pfad und schlug sich in den Wald. Er wusste, dass das neue Etwas ganz nah war.
    Einst war der Hirsch etwas anderes gewesen, etwas, das kein Fleisch fraß. Jetzt war Fleisch alles, was er fressen konnte. Dies roch wie gutes Fleisch.
    Aus der Dunkelheit vor dem Hirschbock kam ein Knurren. Zwei große, gelb leuchtende Augen spähten aus den tiefdunklen Schatten.
    Kräftige Hände packten das Geweih des Hirsches und brachen ihm mit einem Ruck das Genick. Er fiel schwer zu Boden, unbemerkt. Eine kleine Wolke aus schwarzem Nebel entwich seinem Maul.

16

    Kurz nachdem die Standuhr zwei Mal geschlagen hatte, schob Mr. Chase die schwere, geblümte Decke zur Seite, die seine Frau bei ihrem letzten Ausflug nach Los Angeles unbedingt hatte kaufen müssen, und stieg aus dem Bauernbett, das sie im Jahr zuvor in Österreich erworben hatten. Er schlüpfte in seinen seidenen Morgenmantel und ging hinunter in die Küche im Erdgeschoss, wo er sich ein Glas Mineralwasser eingoss.
    Auf dem Weg ins Bett blieb er einen Moment in der offenen Tür zum Zimmer seiner Tochter stehen. Cordelia schlief diese Nacht bei einer Freundin.
    Draußen knatterte ein Wagen mit defektem Auspuff - eindeutig keiner aus der Nachbarschaft - durch die Straße und brachte das Fenster in Cordelias Zimmer zum Vibrieren. Mr. Chase lauschte einen Moment, ob der Lärm seine Frau geweckt hatte. Als er sicher war, dass sie weiterschlief, trat er ans Fenster, blickte nach draußen und sah eben noch, wie die Rücklichter des Autos hinter der nächsten Straßenbiegung verschwanden.
    Rowdys. Halbstarke hatte man sie in Mr. Chases Jugend genannt.
    Er machte sich jedes Mal Sorgen, wenn seine Tochter nicht zu Hause war. Aber zumindest wusste er, dass Cordelia klug genug war, sich nicht mit Rowdys einzulassen. Nein. Bis auf wenige Ausnahmen hatte sich Cordelia von Unruhestiftern und Teenagern, die sich in Gefahr brachten, immer fern gehalten.
    Mr. Chase kehrte ins Bett

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