Die Diener des Boesen
Bösewichte entweihten ihr Heim und verschleppten unseren Prinzen wieder in ihren Schlupfwinkel. Der Elfenführer berichtet, dass einige der Hexer, jene, die meinen Sohn und die Jagd selbst entehrten, noch immer am Leben sind. Das Hauptlager wird seine Pforten nur jenen öffnen, deren Lippen bei der Heimkehr mit dem Blut unserer Feinde benetzt sind.«
»Versprochen?«, murmelte Buffy.
Dann wurde ein letztes Mal ins Horn geblasen und der Erlkönig führte seine Truppen von der Lichtung in den Wald. Buffy spürte, wie sich die Welt abrupt veränderte. Sie hatte sich weiß Gott schon oft in grausigen, surrealen Situationen befunden. Aber dies war etwas völlig anderes. Sie war jetzt ein Teil der Jagd und befand sich somit auf der anderen Seite jenes Schleiers aus Mystizismus und Mordlust. Sogar die Luft schien sich irgendwie verändert zu haben, schmeckte anders. Es war, als ob der Wald sich vor ihnen teilte, so als würde auch er bereitwillig der Jagd dienen, und vielleicht war es auch so.
Buffys Haarspitzen knisterten und Funken tanzten über ihre Zügel, als sie in den auffrischenden Wind galoppierten. Eine eisige Kälte ließ sie frösteln.
Sie fragte sich, ob ihr je wieder warm sein würde.
Einer der riesigen schwarzen Hirsche rannte neben ihrem Pferd her. Sie hätte zu gerne gewusst, ob er früher selbst einmal das Ziel, die Beute, gewesen war.
Ihr Pferd spuckte Feuer. Seine Augen loderten. Dennoch fühlte es sich unter ihren Schenkeln so kalt an wie Eis. Das Tier kannte ganz von allein seinen Platz in der Horde, brauchte ihre lenkende Hand nicht. Die Hunde bellten, während sie den Staub schmeckten, der von den donnernden Hufen der Pferde aufgewirbelt wurde, und ihre Pfoten kamen mit dem Boden nicht in Berührung. Buffy wurde gegen ihren Willen vom Jagdfieber gepackt. Für einen Moment durchzuckte sie wie ein Stromschlag das Gefühl von Macht. Von Hunger und Blutdurst. Als Vampirjägerin wusste sie, wie es war, auf die Jagd zu gehen, ein Wesen aufzuspüren und zu töten, einen Feind zur Strecke zu bringen. Aber das ließ sich mit dem hier nicht vergleichen. Denn als Vampirjägerin war sie diesen Feinden hoffnungslos unterlegen. Es war ein Krieg.
Die Wilde Jagd beschränkte sich rein aufs Abschlachten. Plündern. Sie waren Barbaren, aber für einen kurzen Moment glaubte Buffy, dass in dieser Barbarei eine gewisse Freiheit lag.
Buffy schauderte vor Entsetzen und bemühte sich, den Gedanken zu verdrängen. Sie würde niemals ein Teil dieser Horde, nie eine von ihnen werden, selbst wenn dies ihren Tod bedeutete. Irgendwie würde sie den Schwur brechen, den sie dem Erlkönig geleistet hatte. Doch im Moment blieb ihr nichts anderes übrig, als sich an die Zügel ihres Pferdes zu klammern.
Sie donnerten durch den Wald, und der schwarze Nebel in den Bäumen löste sich auf, während sie vorbeiritten. Die Luft pulsierte vor Energie; manchmal schimmerte eine blaue Aura um die Bäume und Büsche. Die Jäger schimmerten schwarz.
Trotz der Dunkelheit, die durch die Äste des Waldes strömte, konnte Buffy in der Ferne ein weißes Fell aufblitzen sehen. Dieses Etwas musste sehr groß sein, um aus dieser Entfernung sichtbar zu sein. Vielleicht ein Bigfoot?, fragte sie sich. Nach dem Zentaur war sie in diesen Wäldern auf alles gefasst.
Zwei Jäger, die es offenbar auch gesehen hatten, nahmen die Verfolgung auf und verschwanden zwischen den Bäumen. Einen Moment später hörte sie einen fast menschlich klingenden Todesschrei und das Triumphgeheul der Jäger.
Buffy dachte an die Leute vom Renaissancefest. Ihr war es gleichgültig, was mit jenen geschah, die von den dunklen Elfen am Leben gelassen worden waren. Sie waren böse, keine Frage, und verdienten, was sie bekamen. Buffy hätte sie in einer Notwehrsituation selbst getötet. Aber Mord ? Sie zu jagen und kaltblütig zu ermorden ? Sie glaubte nicht, dass sie dazu in der Lage war.
Sie hatte aber auch keine Möglichkeit, es zu verhindern.
Ihr Pferd schnaubte. Buffy blickte zur Seite und sah einen der Hunde am Rand des Pfades durch den Wald hetzen. Seine Pfoten schwebten über dem Waldboden. Er drehte den Kopf und sah sie mit seinen brennenden Augen an. Er knurrte kurz. Vielleicht lag es an ihrem Geruch, jedenfalls schienen die Hunde in ihr immer noch einen Feind zu sehen.
Weiter vorn erklang ein Gebrüll, das nicht aus einer menschlichen Kehle drang. Der Erlkönig, dachte Buffy. Pferde wieherten und lautes Geschrei brach los. Buffy zügelte ihr Pferd, als Roland
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