Die Diener des Boesen
zurück. Irritiert musste er feststellen, dass er zum ersten Mal seit seiner Collegezeit nicht schlafen konnte.
In der Küche des Harris-Hauses, an einem runden Tisch, der seit zehn Jahren an derselben Stelle stand, saß Xanders Mutter in schlafwandlerischem Zustand im Dunkeln und aß. Sie machte dies mindestens einmal pro Woche. In der finsteren Küche rauchte sie eine Zigarette (etwas, das ihr waches Selbst vor zwei Jahren aufgegeben hatte), trank warme Cola Light und aß Hühnerflügelreste von einerImbissbude. Es kam häufig vor, dass, wenn sie in diesem Zustand war, die Mitglieder ihrer Familie ganze Gespräche mit ihr führten, an die sich Mrs. Harris am nächsten Morgen nicht mehr erinnern konnte.
Wenn nichts von dem chinesischen Essen übrig geblieben war, gab sie sich auch mit Schokolade zufrieden. Oder mit Kuchen oder Keksen oder, noch besser, Fondue. Sie fragte sich oft, warum sie die zwanzig Pfund Übergewicht nicht los wurde, die sie zugelegt hatte, seit ihr Ältester ausgezogen war. Mr. Harris hatte einmal im Scherz gesagt, dass sie ihr Gewicht vermutlich verdoppeln würde, wenn Xander irgendwann das Haus verließ.
Einmal hatte gereicht. Nach dem Blick, den sie ihm zugeworfen hatte, hatte ihr Mann nie wieder etwas Derartiges gesagt.
Sie blinzelte kaum, als ihr Mann das Licht einschaltete. Er stand in der Küchentür, rieb sich die Augen und nestelte an seinen Pyjamaknöpfen.
»Ich nehme an, dir ist schon aufgefallen, dass Xander noch nicht zu Hause ist?«, fragte Mr. Harris.
»Vielleicht ist er bei dieser netten Cordelia«, erwiderte Mrs. Harris. Da sie schlief, war ihr nicht richtig bewusst, wie spät es schon war.
»Das werden ihre Eltern schon zu verhindern wissen«, erklärte Mr. Harris. »Nein. Er ist jetzt in der Oberstufe, und Oberstufenschüler, daran kann ich mich noch gut erinnern, feiern eine Menge Partys. Ich verstehe das ja. Aber wir müssen uns in diesem Haus an bestimmte Regeln halten, oder alles versinkt im Chaos. Morgen früh - vorausgesetzt, er lässt sich dazu herab, heute Nacht überhaupt nach Hause zu kommen - werde ich ihn mir vorknöpfen und ihm sagen, dass er Hausarrest hat«, brummte Mr. Harris.
»Wir müssen uns in diesem Haus an bestimmte Regeln halten«, erwiderte Mrs. Harris fröhlich. Tief schlafend zog sie an ihrer Zigarette.
Joyce Summers stand am Fenster ihres Wohnzimmers und blickte nach draußen. In den Händen hielt sie einen langen, sehr spitzen Holzpflock. Sein Gewicht war für sie eine sehr reale Verbindung zur Wirklichkeit.
Ihre Unterhaltung mit Cordelia hatte ihr geholfen, sich mit der Realität abzufinden, ein Problem, das sich ihr seit Buffys Rückkehr nach Hause immer wieder gestellt hatte. Die Realität war für sie eine subjektive Angelegenheit gewesen, wie für alle Eltern, die einerseits alles wissen wollen, was ihre Kinder so treiben, es andererseits aber vorziehen, lieber unwissend zu bleiben. In ihrem Fall war es nur so, dass die Konsequenzen dieses Wissens viel extremer waren.
Sie hatte es geschafft, ein paar Stunden zu schlafen. Als sie aufwachte, dämmerte Joyce, dass das, was in dieser Nacht vor sich ging, sehr gefährlich war. Nach allem, was die kleine Cordelia ihr erzählt hatte, und schon allein wegen der Tatsache, dass Cordelia Chase ins Haus gekommen war... Joyce kannte die Risiken. Und Buffy war irgendwo dort draußen und kämpfte. Ihr kleines Mädchen musste sich Schrecken stellen, die sich die meisten Menschen nicht einmal vorstellen konnten. Sie hatte darauf bestanden, dass sich Joyce aus allem heraushielt. Weil sie nur eine Belastung sein würde, eine Ablenkung, und weil ihre Hilfe am Ende unbeabsichtigt zu Buffys Tod führen konnte.
Aber in dieser Nacht hatte Joyce ein seltsames Gefühl. Buffy brauchte alle Hilfe, die sie bekommen konnte. Da war etwas ... es war, als würde ihr Buffy entgleiten, als würde man sie ihr wegnehmen.
Deshalb hatte sie Buffys Kommode durchsucht und den Pflock gefunden. Sie hatte eine Jacke und ihre Freizeitschuhe angezogen und war zur Haustür gegangen. Joyce hatte die Haustür schon geöffnet, als ihr dämmerte, dass sie keine Ahnung hatte, wo Buffy steckte. Sie wusste nicht einmal, wohin Cordelia gegangen war. Es gab nichts, was sie tun konnte.
Sie stand wie betäubt am Fenster, hielt den Pflock in den Händen und wartete darauf, dass ihre Tochter nach Hause kam.
Nachdem der Rest ihrer Truppe von den dunklen Elfen massakriert worden war, hatten Robin Hood und König Richard - die schon vor
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