Die Diener des Boesen
liefen.
Er wollte keine Aufmerksamkeit erregen.
Einige der Gefangenen schrien. Andere weinten. Viele waren bewusstlos. Bluteten. Starben. Schemenhafte Wesen bewegten sich am Rand des Blickfeldes und waren nur einen Moment aus den Augenwinkeln zu sehen, bevor sie davonhuschten. Geister. Gespenster. Von Selbstmördern und schlimmeren Sündern.
Alle wurden zu dem dichten, dunklen Nebel getrieben, der an einem Ende der Lichtung wallte. Alle bis auf eine kleine Gruppe, die etwas abseits stand und apathisch ins Leere starrte.
Sie sehen aus, als hätten sie bereits jede Hoffnung auf Rettung verloren, dachte Willow. Oder als hätten sie nie welche gehabt. Einige von ihnen wurden in einen Korbkäfig getrieben, ohne dass sich auch nur einer von ihnen wehrte.
»Bewegt euch«, brüllte Hern der Jäger. »Bringt die Gefangenen ins Lager und kehrt sofort wieder zurück. In dieser Nacht wartet noch immer eine Menge Arbeit auf uns. Rache muss geübt werden.«
»Königreiche müssen gerettet und Frauen geliebt werden«, flüsterte Xander halbherzig und rieb sich eine dicke Beule an der Stirn.
Willow wusste, dass sie jetzt eigentlich lachen oder zumindest lächeln sollte, aber sie konnte weder das eine noch das andere. Xander versuchte witzig zu sein, doch Willow wusste, dass er genauso viel Angst hatte wie sie - eine tief sitzende, irrationale Furcht, die sie bereits im Transporter überwältigt und zum Schwitzen und Schluchzen gebracht hatte, als man sie hierher in den Wald verschleppt hatte. Die Jagd hatte all das ausgelöst. Aber es war nicht bloß das Entsetzen, von derartigen Kreaturen gefangen zu werden. Es steckte mehr dahinter, ein Angstpheromon oder etwas Ähnliches.
Das Grauen hatte nichts an Intensität verloren, ließ sich jedoch mit klarem Verstand überwinden. Zum Teil. Wenn sie sich zusammenriss, ihre Reaktion beobachtete und verstand, was mit ihr passierte, nun ... die Furcht würde nicht weichen, aber sie konnte sie so weit in den Hintergrand drängen, dass sie sich auf das aktuelle Geschehen konzentrieren konnte.
Der Schmerz half ebenfalls.
Sie hatte mehrere Schläge abbekommen und konnte jetzt nur noch mühsam atmen. Sie fragte sich, ob ein paar ihrer Rippen gebrochen waren.
An ihrer Seite trottete Giles daher, mit erhobenem Kopf, den Blick hin und her wandernd, ohne die Jäger und ihre Tiere auch nur eine Sekunde aus den Augen zu lassen. Willow konnte es kaum fassen, dass seine Brille nicht zerbrochen oder unterwegs verloren gegangen war. Reines Glück, schätzte sie.
Dann lächelte sie matt vor sich hin. Immerhin etwas Glück.
Man hatte ihnen allen mit Stricken die Hände auf den Rücken gefesselt. Wie Vieh wurden sie getrieben, umringt von Jägern mit den verschiedensten Waffen. Sie wurden zu diesem Nebel getrieben. Willow verstand nicht viel von dem, was um sie herum vorging, aber eine Sache wusste sie mit absoluter Sicherheit: Sie wollte das Hauptlager der Wilden Jagd nicht sehen.
»Giles, wir müssen irgendetwas tun«, flüsterte sie.
Der Erlkönig brüllte weiter seine Befehle, die überall im Lager
augenblicklich befolgt wurden.
»Was können wir tun, Will?«, keuchte Xander mit gepresster Stimme. »Ich meine, außer auf eine Chance für einen Fluchtversuch zu warten?«
»Und das können wir auch nicht, Xander«, widersprach dies. »Wir müssen diese anderen Menschen ebenfalls retten.«
Xander hatte das Gefühl, im nächsten Moment in Gelächter ausbrechen zu müssen. Eigentlich war Gelächter noch untertrieben. Es war, als würde dieses wahnsinnige Kichern, dass sich in seiner Magengrube und seinem Gehirn aufbaute, immer mehr hochkochen, um jeden Augenblick aus seinem Mund hervorzusprudeln. Seine Augen waren weit aufgerissen, während er sich umschaute, und er biss sich auf die Lippe, um das Kichern zu unterdrücken. Wenn es ihm gelang, dieses Lachen zu kontrollieren, würde er vielleicht nicht mehr so große Angst haben, dachte er.
Und er hatte Angst. Keine Frage. Der Wald war einfach nicht normal. Sie hatten es alle bemerkt, davon war er überzeugt, aber nicht einmal Giles hatte es ausgesprochen. Die Bäume schienen sie zu belauern und sich über den Pfad zu neigen, über den sie zu dieser Lichtung gekommen waren, als würden sie in der nächsten Sekunde anfangen zu sprechen oder sich zu bewegen. Unterwegs war etwas Großes und Weißes brüllend in den Wald geflohen, und zwei der Jäger hatten die Verfolgung aufgenommen, doch sie waren mit leeren Händen zurückgekehrt.
Aber es lag
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