Die Dienerin - Gesamtausgabe
war, sie hatte sich selber beschenkt und das gab ihr ein Gefühl von Macht. Sie fühlte sich unabhängig und das nicht nur aus materieller Hinsicht. Ein Leben lang wollte sie zu jemandem gehören, jetzt wurde ihr bewusst, dass sie bereits jemandem gehörte, und zwar sich selber.
Selda hatte sich bei John eingehakt, sie atmete die kühle Abendluft ein und genoss den Spaziergang. Sie war jemand, sie war keine Hausfrau mehr, keine Frau, die notorisch pleite war. New York lag ihr zu Füßen, so dachte sie jedenfalls. Zumindest lag ihr Ex-Mann ihr zu Füssen, eine Tatsache, die sie ungemein befriedigte. Es war eine Genugtuung, die ihr ein Lächeln auf ihr Gesicht zauberte. Es war bereits nach 20 Uhr und beide bekamen Hunger.
„In´s CIPRIANI Selda?“, fragte John.
Selda nickte aufgeregt. Sie kannte das Restaurant aus einem Film mit Pierce Brosnan, es war einer ihrer Lieblingsfilme.
„Wunderbar, wir sind schon in Lower Manhattan, wir können sogar zu Fuß dahin.“
Selda war hin und weg von New York, sie liebte die Menschenmassen um sich herum, den Trubel und den Lärm der Großstadt. Ehrfürchtig stand Selda 15 Minuten vor dem Restaurant und dann fiel ihr auch der Name des Filmes ein, DIE THOMAS CROWN AFFÄRE. Sie erzählte John von dem Film, er kannte ihn nicht. Eine so genannte Hostess führte sie an ihren Platz, zum Glück saßen sie am Fenster, so kannte man rausschauen und die Aussicht genießen. Selda mochte die dunkle Atmosphäre in deutschen Restaurants nie besonders.
Kaum saß John auf seinem Platz, sprudelte es aus ihm raus:
„Also Selda, wir kennen uns nur kurz, aber ich finde du bist eine unglaublich geheimnisvolle Frau, ich würde gerne mehr über dich wissen. Wie wär´s, ich sage dir ein Wort, und du sagst mir, was dir dazu einfällt. Hast du Lust?“
Selda fand das witzig und war sofort einverstanden.
„Warum nicht? Klingt ein wenig wie Flaschen drehen für Fortgeschrittene.“
„Ok los geht’s. Geld“
„Macht.“
„Aha, interessant. Sex.“
„Lust.“
„Männer?“
„Spielzeug!“
„Hoppla Mädchen! Das wird ja immer besser. Kinder?“
„Tränen.“
John schluckte. Er schloss kurz die Augen. Dieses Wort hätte auch von Selda kommen können, und er hätte genauso geantwortet. Wieder berührte sie sein Herz, seine Seele. Selda war wirklich etwas Besonderes.
„So John, ich glaube jetzt möchte ich mal ran. Ok?“
John nickte, das war nur fair.
„Simone.“
„Ballast.“
Selda riss die Augen auf, mit diesem Wort hatte sie nicht gerechnet.
„Roccabella .“
„Freude .“
„New York .“
„Lachen“, sagte John.
„Sex.“
„Dienerin.“
„Geld.“
„Luxus.“
„Selda.“
„Glück“, sagte John wie aus der Pistole geschossen.
Selda war sprachlos und starrte John an. Er definierte ihren Namen mit Glück.
„Du tust mir gut Selda, mehr als du denkst. Ich möchte die was gestehen, ich war eifersüchtig auf Apo, und ich weiß nicht mal warum. Ich möchte dich nicht belügen, ich bin noch nicht in dich verliebt Selda.“
Selda atmete spürbar laut aus. Sie hatte nicht mit einer Liebeserklärung gerechnet, aber sie war enttäuscht. Trotzdem war sie froh, dass er ehrlich war. Sie hasste es an der Nase herum geführt zu werden.
„Aber du machst mich glücklich, du berührst meine Seele, ich kann es nicht anders beschreiben und ich möchte dich nicht teilen. Nicht deinen Körper, nicht deine Seele und erst recht nicht deine Zuneigung. Ich weiß genau, du empfindest genauso.“
Selda war erleichtert. Er sprach ihr aus der Seele, aber sie merkte auch, dass ihre Gefühle tiefer gingen. Vielleicht weil John seit langem der erste Mann war, der sich wirklich für sie interessierte.
„John ich bin sehr gerne bei dir. Und der Sex ist einfach fantastisch, und ich sage das nicht, weil ich bezahlt werde. Du hast mir eine ganz andere Welt gezeigt. Es ist als hätte ich mich gehäutet. Als hätte mein Leben neu begonnen. Es ist irre, ich weiß nicht, wie ich es sonst beschreiben soll. Aber die Uhren ticken anders, seitdem ich dich kenne.“
John lächelte Selda an. Sein Magen brummte und er wusste, dass Selda auch Hunger hatte.
„Wollen wir bestellen? Bis das Essen da ist, können wir unser Spiel weiterspielen?“
Selda griff nach der Speisekarte, John winkte eine Kellnerin heran und sie nahm die Bestellung auf. Selda bestellte in akzentfreien Englisch ein saftiges Steak und schmunzelte als John wieder in seinem seltsamen Akzent sich Lachs
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