Die Dienerin - Gesamtausgabe
bestellte.
„Woher dieser fürchterliche Akzent? Du bist doch in Südafrika geboren oder?“
Selda mochte eines an John wirklich sehr, er hatte Humor. Und eine große Portion Selbstironie.
„Meine Vorfahren kommen aus den Niederlanden, meine Eltern sind in Südafrika aufgewachsen. Daher der seltsame Akzent, ich kann dich verstehen. Und es ist erfrischend wenn mir jemand seine Meinung sagt. Das bewundere ich besonders an dir. Lass mir dir etwas gestehen, ich habe dich Dienerin genannt, aber das warst du nie für mich, du warst mir immer ebenbürtig. Deswegen habe ich dich gewählt.“
„Wie viele Frauen haben sich eigentlich noch vorgestellt an diesem Tag?“
„Nur du Selda.“
„Was heißt nur ich? Hat sich denn sonst keine beworben?“
„Du warst die einzige, die ich wollte. Und übrigens, Simone hat wirklich jemanden für den Haushalt gesucht, eine Perle, ein Mädchen für alles. Wie du weißt, haben wir in der Zeitung inseriert, und es haben sich dutzende Frauen beworben. Es waren sogar drei Männer darunter! Die wollten doch tatsächlich kochen, waschen, putzen. Ist doch verrückt oder? Aber ich hatte was ganz anderes im Sinn. Ich habe mir nur zufälligerweise die Bewerbungen angesehen, und dann sah ich dein Foto. Du sahst auf dem Foto so strahlend aus, so voller Hoffnung, aber sexy. Du hattest auf dem Foto eine weiße Bluse an, man sah deine großen Brüste, aber du sahst nicht billig oder ordinär aus, ganz im Gegenteil. Du sahst würdevoll aus, aber trotzdem heiß. Kurzum, ich gestehe, ich sah dein Foto und wurde hart. Sehr hart.“
Selda hörte ihm aufmerksam zu. Das Essen war noch nicht da und sie wurde immer neugieriger.
„Heißt das, diese Stellung als Dienerin gab es gar nicht, sondern erst nach dem du mein Foto gesehen hast? Darauf wär ich nie gekommen John.“
„Dein Lächeln, deine Titten, du hast mich geil gemacht. Ich habe es sofort Simone erzählt und sie gebeten dich anzuschreiben. Du hast mich mal gefragt, ob sie Simone dich hasst. Das tut sie wirklich nicht. Im Grunde ist es ihr egal, was ich mache, solange sie ihr eigenes Leben kann. Und übrigens, wir haben auch keinen Sex miteinander, ich hatte dir das schon mal gesagt, aber ich will dass du das weißt. Du bist die einzige Selda.“
„Ich fühle mich sehr geschmeichelt John. Und du überraschst mich immer wieder aufs Neue. Langweilig wird mir nicht mit dir.“
Das Essen wurde serviert. Beide stürzten sich hungrig auf ihre Steaks, Selda aß Fleisch und John Lachssteak. Selda betrachtete ihren Teller. Es sah alles so kunstvoll hergerichtet aus, das Steak, die Brokkoli Röschen und die winzigen Kartoffeln. Lecker dachte sie sich und schob sich ein riesiges Stück Fleisch in den Mund. Genau das mochte John an Selda, sie war gierig und neugierig auf alles, sie wirkte nie abgestumpft oder gelangweilt. Sie versprühte pure Freude am Leben. Selbst wenn sie selber Kummer und Sorgen hatte.
„Was machen wir jetzt mit Apo? Was meinst du wie geht es mit ihm weiter?“
„Wie meinst du das John? Er hat zwar geantwortet, aber ich weiß nicht, was Rache mir bringen soll. Ist es nicht die beste Rache, dass man selber glücklich ist und der andere darf daran nicht teilnehmen und bekommt nichts davon ab?“
John schaute nachdenklich. Das war fast schon philosophisch gedacht. Und war verdammt richtig.
„Verdammt hast du Recht! Hast du nicht immer recht Selda?“
„Nö“, sagte Selda und kaute noch auf ihrem Steak. Es schmeckte wunderbar und war genauso, wie sie es mochte.
John fiel etwas ein, wieder eine Frage, die er seit langem im Kopf hatte.
„Selda warum wolltest du überhaupt als Haushälterin arbeiten? Du bist doch Fremdsprachenkorrespondentin. Als ich das las, dachte ich wow, diese Frau ist besser ausgebildet als ich. Ich meine, du sprichst so viele Sprachen, du bist intelligent, eigentlich ist dieser Job unter deiner Würde.“
„Wie meinst du das, John?“
Selda begriff die Frage nicht, und was John damit bezweckte.
„Versteh mich nicht falsch, ich bin nur neugierig, warum du ausgerechnet als Haushälterin arbeiten wolltest, du könntest dir bessere Jobs suchen. Ok, blöde Frage, wenn man bedenkt, dass du jeden Tag 10 Riesen kassierst!“
„Gut gerettet mein Lieber, ja ich hätte mir andere Jobs suchen können, aber ich wollte einen, mit einem Minimum an Verantwortung. Ich wollte nicht in einem Büro sitzen und ich hatte keine Lust auf einen Boss, der mir ständig über die Schulter schaut. Ich hätte nie
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