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Die Dienstagsfrauen zwischen Kraut und Rüben

Die Dienstagsfrauen zwischen Kraut und Rüben

Titel: Die Dienstagsfrauen zwischen Kraut und Rüben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Peetz
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Wagen. Natürlich.
Im Wiedersehenstaumel hatte niemand mehr auf Thomas Steiner geachtet. Als
Caroline durch die Scheibe nach draußen sah, war der Jeep inklusive Steiner
verschwunden. Einfach so. Wer weiß: Vielleicht hatte ihr Helfer noch versucht,
sich bemerkbar zu machen. Keine der Dienstagsfrauen hatte es mitbekommen.
    »Wir haben uns nicht
einmal bedankt«, sagte Eva betroffen.
    Caroline war
erleichtert. Von wegen Verfolger. So ein Unsinn. Der Druck der letzten Wochen
fiel von ihr ab. Das Bombardement an Drohungen hatte bei ihr zu blinder
Paranoia geführt. Sie atmete tief durch. Acht Tage in der ländlichen Ruhe
würden ihr guttun.
    »Wie schön, dass ihr
alle kommen konntet«, freute sich Kiki. »Ich hätte nicht gedacht…« Ihr Blick
blieb an Estelle hängen. Sie stockte. Ihr Lächeln erstarrte zu einer hilflosen
Miene.
    »Ist doch Ehrensache,
dass wir dabei sind«, erklärte Estelle großzügig.
    Kiki zögerte merklich.
»Ich weiß vor lauter Arbeit nicht, wo mir der Kopf steht«, wechselte sie das
Thema, »lasst uns nach Hause laufen. Dann könnt ihr euch noch von Max
verabschieden.«
    Mit einem ungestümen
Rempler stürmte sie an Estelle vorbei aus dem Laden. Estelle blieb mit ratlosem
Gesicht zurück.
    »Habt ihr Krach?«,
fragte Caroline.
    »Ich weiß von nichts«,
meinte Estelle schulterzuckend.
    Wie sich herausstellen
sollte, lag genau da der Fehler.

11
    »Ist es noch weit?«,
klagte Estelle.
    Sie hatte genug von
nächtlichen Spaziergängen mit Gepäck. Die Kofferrollen hüpften über die
Schlaglöcher der Hauptstraße, die in gemütlichen Windungen von der
Minol-Tankstelle durch das Dorf zur alten Schule führte. Der Wind blies ihr
scharf ins Gesicht und sortierte ihre Haare neu. Oskar zog, Estelle schleppte,
die Freundinnen schwitzten. Nirgendwo gab es eine Spur von geselligem
Dorfleben. Dabei war es gerade mal acht Uhr.
    »Wenn ich hier wohnen
würde, ich würde sofort wegziehen«, flüsterte Estelle Judith zu. »Die haben
noch nicht mal Bürgersteige, die man hochklappen könnte.«
    Die Häuser rechts und
links der Straße wirkten ausgestorben. An mancher Rauputzfassade wackelte ein
Schild Zu vermieten   /   Zu verkaufen im aufziehenden Sturm. Wo hinter dicken
Gardinen ein Lichtschimmer zu erkennen war, wiesen die Autokennzeichen darauf
hin, dass es sich um Zweitwohnungen handelte. Berliner Kennzeichen dominierten,
dazwischen standen ein paar Hamburger. Estelle staunte: Waren das alles neue
Bewohner aus den Großstädten, die am äußersten Rand der Mecklenburger
Seenplatte ein neues Glück als freischaffende Künstler, Teilzeithoteliers oder
Hobbylandwirte suchten? Autos, die ein MST wie
Mecklenburg-Strelitz zierte, waren deutlich in der Unterzahl.
    »Viele junge Leute
wandern aus, weil es hier zu wenig Arbeitsplätze gibt«, erklärte Kiki. »Vor
allem außerhalb der Sommersaison.«
    Estelle fragte sich,
wie der Palast aussehen müsste, der sie in eine solche Abgeschiedenheit locken
könnte. Die Straßenlaternen flackerten träge. Sie warfen ihr müdes Licht auf
die Plakate, die zum siebten Birkow-Cup in das Bowlingcenter am Dorfrand
einluden. In der Sportstätte schien heute Abend auch nichts los zu sein, denn
die Jugend des Dorfes, zwei blasse Mädchen und ein endlos langer, schlaksiger
Junge, hatte sich zum Rauchen und Trinken in dem alten Bushäuschen versammelt.
Die Zahl der Kippen, die rund um die Haltestelle verteilt waren, verriet die
tägliche Routine ihrer Zusammenkunft. Sie hofften vermutlich, dass irgendwann
einmal ein Überlandbus hielt und sie aus Birkow abholte.
    »Uns geht es prima
hier«, erklärte Kiki, als könne sie Estelles Gedanken lesen. »Es gibt Dörfer,
die haben nur noch Leerstand. In vielen Ortschaften gibt es keinen Laden,
keinen Gasthof, keinen Arzt. Birkow ist deutlich auf dem aufsteigenden Ast. Und
mit unserem Bed & Breakfast sowieso.«
    »Aufsteigender Ast«
schien ein dehnbarer Begriff zu sein. Jedenfalls, wenn man ihn auf den Zustand
von Kikis neuer Behausung anwandte. Hinter einer Biegung tauchte die
Sandkrugschule auf. Der linke Teil des Klinkerbaus war noch eingerüstet.
Heftiger Wind zerrte an den Plastikplanen. Stöhnend schleppten die
Dienstagsfrauen ihre Koffer über den ehemaligen Schulhof, der mit Schotter
bedeckt war. Das Hauptportal, an dessen höchster Stelle ein Gedenkziegel mit
der Jahreszahl 1911 prangte, war nur über eine wacklige Holzkonstruktion zu
erreichen. Estelle balancierte nacheinander ihre monströsen Koffer,
Golfausrüstung und

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