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Die Dienstagsfrauen zwischen Kraut und Rüben

Die Dienstagsfrauen zwischen Kraut und Rüben

Titel: Die Dienstagsfrauen zwischen Kraut und Rüben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Peetz
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kam endlich der Erfolg. John Wayne
schlug dem Retter des Pfingstturniers krachend auf die Schulter. Rico winkte
ab. Nun auf einmal zeigte er Interesse an den beiden Frauen: »Sie wollten zu
mir?«
    Kiki wandte sich an
ihn: »Kiki Eggers. Wir haben die alte Schule gekauft.«
    »Ich weiß«, meinte Rico
nüchtern.
    Selbst die
schlechtinformiertesten Bewohner des Dorfes wussten offenbar alles.
    »Wir haben Probleme mit
dem Dach«, erklärte Kiki.
    »Es regnet rein. Aber
nur bei Nordwind und Sturm«, ergänzte Rico ungefragt und lieferte die Erklärung
für sein Wissen gleich mit. »Ich kannte den Vorbesitzer. Bevor er verzweifelt
aufgab.«
    Kiki gab zu, dass auch
sie mit ihrem Latein am Ende war: »Wir suchen jemanden, der uns hilft … «
    »Und Bruno will Ihnen
Ihr letztes Geld aus der Tasche ziehen«, unterbrach Rico.
    »Das hat er schon«,
offenbarte Kiki.
    »Ich habe keinen Bedarf
an zusätzlicher Arbeit«, lehnte Rico ab. Er nahm einen tiefen Schluck von dem
Bier, das John Wayne ihm hingestellt hatte. Offenbar hatte er seine Bedürfnisse
so weit heruntergeschraubt, dass er mit den Einnahmen vom Fahrradverleih und
ein paar Freibier über die Runden kam.
    »Sie können sich den
Schaden doch einmal anschauen.«
    Rico wischte sich den
Bierschaum vom Mund, nahm einen Bowling-Ball auf und wog ihn in seinen Händen.
»Und warum sollte ich das tun?«, fragte er beiläufig.
    »Weil Peggy Sie
empfohlen hat«, sagte Judith, die bislang geschwiegen hatte.
    Rico hielt schlagartig
in seiner Bewegung inne. Seine dunklen Augen flatterten unruhig.
    »Sie hat mir von Ihnen
erzählt«, setzte Judith nach.
    Kiki fragte sich, zu
welchen Verwicklungen Judiths neue Gabe noch führen würde. Sie war sich nicht
sicher, ob es die allerbeste Taktik war, Rico auf die Niederlage seines Lebens
anzusprechen.
    »Ich weiß, dass Sie der
Richtige für die Schule sind«, sagte Judith. »Ich kann manchmal vorhersehen,
was passiert.«
    Rico musterte Judith
aufmerksam: »Können Sie bowlen?«, fragte er sie.
    Judith schüttelte den
Kopf.
    Rico drückte ihr einen
Bowling-Ball in die Hand: »Wie viele treffen Sie?«
    Er wollte sie auf die
Probe stellen. Es ging ums Ganze.
    »Alle«, sagte Judith.
    Rico lachte sie aus.
»Ich glaube nicht mehr an Wahrsagerei«, meinte er. »Das ist alles Blödsinn.«
    Judith pokerte, und sie
pokerte hoch: »Ich treffe. Und Sie übernehmen die Arbeiten am Dach.«
    Rico reagierte mit
einem breiten Grinsen. »Alle Pins?«
    »Alle!«, versprach
Judith.
    Rico nahm die
Herausforderung an: »Treffen Sie sechs. Das ist schwer genug.«
    Doch Judith ging aufs
Ganze. »Ich niete sie alle um«, beharrte sie. »Das weiß ich. Genauso wie ich
weiß, dass Sie für uns arbeiten werden.«
    Kiki stöhnte. Judith
hatte ihres Wissens noch nie Bowling gespielt. Nicht seit die Dienstagsfrauen
einander kannten.
    Judith nahm das viel zu
schwere Sportgerät auf. Holte Anlauf. Und hielt inne.
    »Woher weiß ich, dass
Sie Wort halten?«
    Rico streckte seine ölverschmierte
Hand aus. »Wenn Sie treffen, bin ich morgen früh um neun bei Ihnen.«
    Judith wies auf Kiki.
»Die ist zuständig.«
    Kiki und Rico
schüttelten einander die Hände.
    Judith nahm Anlauf. Die
Kugel knallte auf die Holzbahn. Es sah aus, als ginge sie in vollem Tempo ins
Aus. Bis sie auf einmal eine sanfte Kurve machte und traf. In die Vollen.

33
    Estelle staunte nur noch
über Judiths neue Fähigkeiten.
    »Alle Pins gefallen.
Purer Zufall, ich schwöre es«, jubelte Judith.
    Kiki und Judith waren
zurück in der Sandkrugschule und berichteten den Freundinnen in allen
Einzelheiten, was passiert war.
    »Jemand, der in seinem
Garten die Klänge des Universums einfängt, der glaubt an Übersinnliches«,
meinte Judith. »So was spürt man. Der war der Exfreund, der Peggy zur Wahrsagerin
geschleppt hat.«
    »Er gilt als chronisch
unzuverlässig«, gab Kiki zu bedenken.
    »Der kommt«, kicherte
Judith. »Der glaubt doch jetzt, ich kann die Zukunft vorhersagen.«
    »Du wirst mir
unheimlich«, sagte Caroline.
    »Mach dir nichts
draus«, winkte Eva ab. »Ihr ist neuerdings alles unheimlich.«
    Estelle wunderte sich
über den gereizten Tonfall zwischen den Freundinnen. Bevor sie nachfragen
konnte, wurde sie abgelenkt. Ihr Telefon. Ein Blick aufs Display genügte: Es
war der Anruf, auf den sie so lange gewartet hatte.
    »Gisela Pelzner. Jetzt
wird sich alles aufklären«, sagte Estelle. »Und dann ist auch das Geld da,
Handwerker zu bezahlen.«
    Dachte sie. Noch. Ein
paar Momente später

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