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Die Dienstagsfrauen zwischen Kraut und Rüben

Die Dienstagsfrauen zwischen Kraut und Rüben

Titel: Die Dienstagsfrauen zwischen Kraut und Rüben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Peetz
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um sich hier einen üppigen Selbstversorgergarten vorzustellen.
Kiki sah bereits das Paradies vor sich. Sie träumte von der Unabhängigkeit:
»Wer eigene Karotten zieht«, erklärte sie voller Überzeugung, »dem kann die
Bankenkrise genauso egal sein wie Konjunktureinbrüche und Euroschwäche.«
    Es ging um nichts
Geringeres als darum, ein Leben zu führen, das für Greta und zukünftige
Generationen gut war. Ein Leben, das der Globalisierung trotzte, in dem mit den
vorhandenen Rohstoffen vorsichtig umgegangen wurde und Tomaten noch wie Tomaten
schmeckten.
    Caroline beneidete Kiki
um den Ernst, mit dem sie um eine bessere Lebensweise rang. Ehrlicherweise
gehörte sie eher zu der »Man-müsste-mal-Fraktion«, die viel über
Nachhaltigkeit, mehr Bio und Ökostrom redete und schon scheiterte, wenn es
galt, an einem Regentag das Fahrrad zu nehmen.
    »Wer hätte gedacht,
dass die kleine Greta die Königin der Kölner Nächte in eine Landpflanze
verwandelt«, meinte Estelle.
    Zu ihrem knallroten
dekolletierten Kleid trug Kiki geblümte Gummistiefel und gekonnt verwuschelte
Haare. Mit der Schaufel in der Hand sah sie so stylish aus, als entspränge sie
geradewegs einer Modestrecke zum Thema Landlust. Sie war begeistert von der
Aussicht, einen anderen Ernährungsstil auszuprobieren. Und wirkte dabei so
unverkrampft, dass ihre Begeisterung selbst für Estelle, die jeder
Bauernhofromantik abhold war, etwas Ansteckendes hatte. Auch Greta griff zu
ihrer kleinen grünen Plastikschaufel und sammelte mit wichtiger Miene Erde in
ihrem rosa Hello-Kitty-Eimer.
    Caroline und Kiki
schafften das Baumaterial zur Seite, das noch überall herumlag, Judith und
Estelle begannen schon mal mit dem Entfernen der Grassoden.
    Energisch trieb Kiki
den Spaten in den Grund. Weit kam sie nicht. Die Erde unter der Grasfläche
entpuppte sich als steinhart. Caroline fragte sich, welche Pflanze es schaffen
sollte, durch diese Erdschicht bis zur Oberfläche zu gelangen.
    »Am Abend weiß man
dann, was man geschafft hat. Das ist ein tolles Gefühl«, verkündete Judith und
kratzte ein bisschen an der Oberfläche herum.
    »Du musst unter dem
Rasen hindurchstechen und das Gras samt Wurzel entfernen«, erklärte Kiki.
    Das war die Theorie.
Und der Anfang allen Elends. Theoretisch musste danach alles, was noch stand,
mit den Wurzeln herausgerissen werden. Estelle konnte ihren Sabine-Ärger an
vielen kleinen Bäumen und hartnäckigem Unkraut auslassen, dessen Wurzelwerk
sich im Boden festgekrallt hatte.
    Eva, frustriert
darüber, dass sie keinen Beitrag leisten konnte, bekam eine Kamera in die Hand
gedrückt, um die Fortschritte für Max zu dokumentieren. Und für Kikis Blog. Sie
hielt für die Ewigkeit fest, wie die Gesichter ihrer Freundinnen in Rekordzeit
die Farbe sommerreifer Tomaten annahmen, noch bevor auch nur ein Quadratmeter
geschafft war.
    »Jetzt haben wir schon
einen Traktor und können ihn nicht einsetzen«, klagte Kiki, denn unter dem Gras
lauerten immer wieder Überraschungen. Überwachsene Stämme, alte
Beeteinfassungen, liegen gelassenes Werkzeug, Baumaterial aus früheren Zeiten.
Selbst ein massiver Siegelring kam zum Vorschein. »Gott mit uns«, prangte in
Frakturschrift in der Rundung, obenauf die Jahreszahl: 1914 bis 1918.
    »Zwei Spatenstiche
tief«, lautete die Ansage von Kiki. Das bedeutete, 45 Zentimeter in den
verkrusteten Boden zu stechen, der schon lange nicht mehr bearbeitet worden
war. Greta war die Erste, die aufgab. Nach einer halben Stunde fiel das kleine
Mädchen vor Müdigkeit um. Den Rest des Nachmittags verbrachte sie schlafend im
Buggy, bewacht von ihrem persönlichen Schlafschaf Oskar.
    Die anderen gruben
tapfer weiter.
    »Noch ein bisschen
tiefer, und das Beet ist als Grab geeignet«, witzelte Estelle.
    »Hat Caroline dich mit
ihren Mordfantasien angesteckt?«, fragte Eva. »Hör nicht zu, wenn sie wieder
mit ihren Verschwörungstheorien anfängt.«
    Steiner war Estelle
egal. Sie war mit Sabine beschäftigt. »Wenn die mir das alles ins Gesicht
gesagt hätte, ich wäre ausgerastet«, sagte sie und rammte den Spaten unter die
Grasnarbe. »Wie viel steht auf Mord im Affekt?«, erkundigte sie sich bei
Caroline. »Mit dir als Verteidigerin?«
    »Sprich mit ihr. Frag
sie. Vielleicht ist alles nur ein Missverständnis«, riet Caroline und begriff,
dass sie genau diesen Leitsatz selbst nicht beherzigte. Zweimal hatte Steiner
sie so überrascht, dass ihre ganze Taktik versagte. Zweimal hatte sie sich von
ihm den Wind aus den

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