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Die Dienstagsfrauen zwischen Kraut und Rüben

Die Dienstagsfrauen zwischen Kraut und Rüben

Titel: Die Dienstagsfrauen zwischen Kraut und Rüben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Peetz
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Peggys Gesicht
huschte ein verhaltenes Lächeln, als sie Judith sah.
    »Das ist die Frau, von
der ich dir erzählt habe«, flüsterte sie ihrer Angestellten zu.
    Lydia, die wirkte, als
wäre sie in ein Teilzeitkoma gefallen, erwachte zu überraschendem Leben: »Die
Frau, die dir die Karten gelegt hat?«
    Peggy ging auf Estelle
zu. »Am besten, wir klären das im Büro.«
    Und dann raunte sie
Judith heimlich zu: »Ich habe da noch ein paar Fragen.«

41
    Einmal
den Amazonas runterfahren hatte Eva auf ihrer universellen Zu-tun-bevor-alles-vorbei-ist-Liste notiert.
Die Schwanenhavel mit ihrem kurvenreichen Lauf durch Wald, Wiesen und Weiden
konnte in ihrer Exotik durchaus mithalten. Eben noch hatte sie sich unglücklich
und überflüssig gefühlt, jetzt paddelte Eva in einem komfortablen Kanu durch
die spektakuläre Landschaft. Die Bäume, die rechts und links die Ufer säumten,
bildeten ein natürliches Dach. Über dem Wasser berührten sich ihre Kronen, als
wollten sie zusammenbringen, was das Gewässer trennte. Vielleicht wollten sie
aber auch nur zuschauen, wie die beiden Paddelnovizen sich schlugen. Eva
paddelte links, Steiner rechts. Es war eine hohe Kunst, die Kräfte gleichmäßig
auf die Paddel zu verteilen und das Gewicht im Boot so zu verlagern, dass das
Kanu nicht in dauernder Schieflage dahinschlingerte. Im munteren Zickzackkurs
trieb das Boot unter dem natürlichen grünen Dach dahin. Zum Glück waren sie
allein unterwegs. Es war schwierig, das Gefährt unfallfrei durch die schmale
Fahrrinne zu manövrieren, die kaum mehr als drei Meter maß.
    Ein flügellahmer Schwan
versuchte, dem wild gewordenen Kanu auf Kollisionskurs zu entkommen. Die Ente,
die ihn eskortierte, ließ wütend die Flügel auf die Wasseroberfläche klatschen
und bedankte sich mit einer nassen Dusche für die Ruhestörung.
    »Entweder bin ich als
Urwaldbewohner ungeeignet, oder wir sind das schlechteste Team der Welt«,
argwöhnte Eva.
    Steiner konnte nur
zustimmen: »Ich tippe auf eine Kombination von beidem.«
    »Zum Glück haben wir
keine Passagiere an Bord«, meinte Eva. »Sonst hätten wir bald eine Meuterei.«
    Mit Müh und Not konnten
sie verhindern zu kentern. Die Schwimmwesten leisteten vorzügliche Dienste als
Bootsfender, wenn das Kanu mal wieder frontal mit einem der Bäume
zusammenzustoßen drohte, die Sturmtief Lukas in den Wasserlauf getunkt hatte.
Nach einer Viertelstunde hatten sie den Bogen raus. Der Kiel des Bootes glitt
sanft dahin und durchschnitt die bizarren Astkreationen, die sich auf der
dunklen Oberfläche des Wassers spiegelten. Die Sonne hatte sich hervorgewagt
und ließ die Farben hell erstrahlen.
    Zum ersten Mal hatte
Eva das Gefühl, angekommen zu sein. In Mecklenburg. Bei sich. »Unfassbar, wie
viele Variationen einer einzigen Farbe es geben kann«, staunte sie.
    Moose, Farne und
Entengrütze, Wasserpflanzen, Wiese und Wald leuchteten in frühlingshafter
Frische. Pass auf mit Steiner , hatte Caroline
geschrieben. Aber hier gab es nichts, worauf man hätte aufpassen können. Eva
hatte selbst Muße, darüber nachzudenken, wie sie ihren Freundinnen die
überreiche Palette von Grüntönen beschreiben sollte: olivgrün, froschgrün,
weinflaschengrün, paprika- und gurkengrün, ampelmännchengrün, heuschreckengrün.
Grün wie Fridos Trainingsanzug, grün… wie Neid. War es das, was Caroline
antrieb? War sie eifersüchtig, weil Eva sich allzu gut mit Steiner verstand?
Vielleicht konnte sie der Freundin beweisen, dass er längst nicht so mysteriös
war, wie sie immer behauptete. Man musste nur die richtigen Fragen stellen. Wie
üblich war Steiner schneller.
    »Wie lange kennen Sie
sich eigentlich schon?«, erkundigte er sich in ihr Schweigen hinein.
    »Ewig«, antwortete Eva.
»So lange, dass man sich alles Mögliche an den Kopf werfen und das Unmögliche
verzeihen kann.«
    Der Spruch war von
Estelle, aber das brauchte er ja nicht zu wissen. Und ob es wirklich noch
stimmte, wusste Eva auch nicht. Seit Tagen war das Klima zwischen Eva und
Caroline gereizt.
    »Kommt mir schwierig
vor«, wandte Steiner ein. »Befreundet sein. Und dann noch Geschäfte miteinander
zu machen.«
    »Estelle hat kein
Problem damit«, erklärte Eva. »Sie ist groß darin, das Geld, das ihr Mann
verdient, umzuverteilen.«
    »Und das nimmt der hin?
Einfach so?«, erkundigte sich Steiner.
    Eva antwortete nicht.
Sie hatte etwas gesehen, das ihr weit mehr Sorgen bereitete als die Ehe von
Estelle.
    »Oh mein Gott«,
flüsterte sie. »Wie soll

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