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Die Dienstagsfrauen zwischen Kraut und Rüben

Die Dienstagsfrauen zwischen Kraut und Rüben

Titel: Die Dienstagsfrauen zwischen Kraut und Rüben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Peetz
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hören will«, verriet Judith ihren Trick.
    Kiki verstand es immer
noch nicht: »Und woher weißt du, was sie hören will? Du kennst sie nicht mal.«
    Judith kämpfte sichtbar
mit sich: »Die hat jedes Mal so ein abstruses Blatt. Ich verstehe kein Wort
davon, was die Kombinationen bedeuten. Jedenfalls nicht ohne meine Ratgeber.«
    »Und dann?«, fragte
Caroline nach.
    »Habe ich meine
Interpretation so allgemein gehalten, dass für jeden Geschmack was dabei war.
Peggy hat selber angefangen, von Rico zu sprechen. Ich habe nur wiederholt, was
sie vorgegeben hat. Seitdem hält sie mich für das größte Orakel seit Kassandra,
Nostradamus und der Wahrsagerin von Astro- TV .«
    Estelle war begeistert:
»Ich will das auch«, meinte sie. »So eine maßgeschneiderte Zukunft.« Sie
bemerkte Carolines Blick: »Erzähl mir nichts vom Schmied und dem Glück. Das
interessiert mich nicht die Bohne. Ich bin reif für ein kleines Wunder.«
    Vielleicht war ihr
Schwächeanfall wirklich nur Hunger gewesen. Estelles Kampfgeist meldete sich
zurück. Wenn der Vergleich mit dem Fisch stimmte: Sie war vielleicht trocken
gelegt. Aber noch zappelte sie heftig. Sie würde keine leichte Beute sein. Für
wen auch immer. Energisch half sie, den Anhänger am Auto festzumachen.
    Caroline blieb zurück.
Sie hatte eine Mail bekommen. Von Nora.

43
    Das durfte nicht wahr
sein. Caroline zweifelte, ob ihre Angestellte Nora den Kern des Anwaltsberufs
begriffen hatte. Um in dieser Branche zu bestehen, musste man vor allem
Kommunikationstalent und Teamgeist mitbringen. Nora verstand eher etwas von
Suspense: gekonnt das Gegenüber im Ungewissen lassen, dann die Spannung langsam
steigern, indem man gezielt die Neugier anstachelte, ohne wirklich etwas
preiszugeben. Thomas Steiner , hatte Nora ihre E-Mail
betitelt. Versehen mit vier Ausrufezeichen. Der Text selbst war so gestaltet,
als wolle sie ihr geschätztes Publikum für einen neuen Thriller interessieren: Ich habe superinteressante Dinge herausgefunden , schrieb
Nora. Rufen Sie mich an. Als ob das so einfach wäre.
Während Kiki den Anhänger mit Tempo 60 Richtung Birkow manövrierte, probierte
Caroline es immer wieder: Erst war Nora in der Mittagspause, dann irgendwo im
Haus unterwegs, später war ständig besetzt. Pünktlich zu Dienstschluss,
17.30 Uhr, erreichte Caroline nur noch den Anrufbeantworter. Da war Nora
konsequent.
    Als die Dienstagsfrauen
auf den Vorhof der Schule einbogen, gab Caroline die Hoffnung auf, heute noch
etwas von Nora zu erfahren. Suchend sah sie sich um. Wo war Eva nur?
    »Die wird mit Steiner
unterwegs sein«, meinte Kiki lapidar.
    Caroline fragte sich,
ob das eine gute oder eine schlechte Nachricht war. Noch schlimmer war die
Aussicht auf das Arbeitsprogramm der nächsten Tage. Die To-do-Liste in der Aula
nahm beängstigende Ausmaße an. Noch so viel zu tun. Noch so viele Fragen.
Caroline konnte nicht anders: Anstatt den Freundinnen beim Ausladen des
Anhängers zu helfen, trieb sie die Neugier in Richtung Fischerhütte.
    Sie kam zum rechten
Zeitpunkt: Steiner und Eva kehrten gerade von ihrem gemeinsamen Ausflug zurück.
Mühsam schälte sich Eva aus dem Boot, was nur gelang, indem sie sich ausgiebig
auf Steiner stützte. Sie lachte viel und ließ ihre Hand beim Sprechen auf
seinem Arm ruhen. Beim Abschied umarmten sie sich. Viel zu lange für Carolines
Geschmack. Und dann küsste Steiner Eva auf die Wange.
    »Eifersüchtig?«, fragte
Kiki keck.
    Caroline fuhr ertappt
um. Sie hatte Kiki nicht kommen hören.
    »Mein Interesse ist
rein beruflich«, behauptete Caroline. »Das ist etwas ganz anderes.«
    Kiki konnte ein kleiner
Flirt nicht erschrecken: »Ich habe nie verstanden, dass Eva sich 20   Jahre lang nach keinem anderen Mann umgeschaut
hat.«
    »Sie hat Frido«, gab
Caroline zu bedenken.
    »Ja, eben«, antwortete
Kiki.
    »Und was war auf der
Pilgerreise?«, mischte sich Estelle ein. »Als Eva sich von dem flotten Jacques
hat abschleppen lassen.«
    »Die beiden haben
zusammen gekocht«, kicherte Kiki. »Mir wäre da schon was anderes eingefallen.«
    Kiki verschwand nach
drinnen, um ihren täglichen Anruf bei Max zu tätigen, bevor Greta von Ingrid
zurückgebracht wurde. Für Caroline war das Thema nicht so schnell erledigt.
    »Ich dachte, du kannst
nicht laufen«, stichelte sie, als sich Eva wenig später zu ihnen gesellte.
    »Aber ich kann mich
kutschieren lassen«, sagte Eva fröhlich. »Ich übe mich gerade als
Bienenkönigin. Überall summt und brummt es, und ich

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