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Die Differenzmaschine: Roman (German Edition)

Die Differenzmaschine: Roman (German Edition)

Titel: Die Differenzmaschine: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson , Bruce Sterling
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nichts im Ärmel versteckt.«
    Seine Daumen schoben winzige Messinghaken von zwei kleinen Knöpfen. Er legte eine effektvolle Pause ein.
    Sybil merkte, dass sie den Atem anhielt. Hatte er ihr ein Geschenk mitgebracht? Ein Unterpfand ihres neuen Status? Etwas, das sie insgeheim als seinen Abenteurer-Lehrling kennzeichnen sollte?
    Mick hob den Rosenholzdeckel mit den scharfen Messingecken.
    Er war mit Spielkarten gefüllt. Von einem Ende bis zum anderen vollgestopft, mindestens zwanzig Kartenspiele mussten es sein. Sybil war enttäuscht.
    »So was hast du noch nicht gesehen«, sagte er. »Dessen kann ich dich versichern.«
    Mick zog die Karte heraus, die seiner rechten Hand am nächsten war, und zeigte sie ihr. Nein, keine Spielkarte, wenn auch von ähnlicher Größe. Sie war aus einem seltsam milchig weißen Material gemacht, das weder Papier noch Glas war, sehr dünn und glänzend. Mick bog es leicht zwischen Daumen und Zeigefinger. Es ließ sich mühelos biegen, sprang aber elastisch zurück, sobald er die Karte losließ.
    Die Karte war mit ungefähr drei Dutzend eng gestellten Reihen kreisförmiger Löcher perforiert, und diese Löcher waren nicht größer als jene in einem guten Perlmuttknopf. Drei Ecken waren leicht abgerundet, während die vierte schräg abgeschnitten war. Nahe dieser abgeschnittenen Ecke hatte jemand mit violetter Tinte # 1 geschrieben.
    »Mit Kampfer gesättigte Zellulose«, erklärte Mick. »Ein Teufelszeug, wenn es Feuer fängt, aber nichts ist für die feineren Funktionen des Napoleon besser geeignet.«
    Napoleon? Sybil wusste nicht, wovon er redete. »Ist das eine Art Kinotrop-Karte, Mick?«
    Er lächelte sie erfreut an. Sie schien das Richtige gesagt zu haben.
    »Hast du noch nie vom Großen Napoleon Ordinateur gehört, der gewaltigsten Maschine der Französischen Akademie? Die Londoner Polizeimaschinen sind bloßes Spielzeug daneben.«
    Sybil gab vor, den Inhalt des Kastens zu studieren, da sie wusste, dass es Mick erfreuen würde. Aber es war bloß ein Holzkasten, freilich sehr hübsch gearbeitet und mit dem grünen Filz ausgeschlagen, der Billardtische bedeckte. Er enthielt eine große Zahl der glatten milchigen Karten, schätzungsweise mehrere Hundert.
    »Erzähl mir, was es damit auf sich hat, Mick.«
    Er lachte, sehr glücklich, wie es schien, und beugte sich plötzlich zu ihr und küsste sie auf den Mund.
    »Alles zu seiner Zeit.« Er richtete sich auf, steckte die Karte wieder hinein, schloss den Deckel, schob die Messinghaken über die Knöpfe. »Jede Bruderschaft hat ihre Mysterien. Ich vermute, dass niemand genau weiß, was es bedeuten würde, diesen kleinen Stoß durchlaufen zu lassen. Es würde eine bestimmte Sache demonstrieren, eine gewisse Serie mathematischer Hypothesen beweisen … Alles ziemlich geheimnisvolle Dinge. Und außerdem würde es den Namen Michael Radley in der Bruderschaft der Locher wie den Morgenhimmel erstrahlen lassen.« Er zwinkerte. »Die französischen Locher haben ihre eigenen Bruderschaften, musst du wissen. Les Fils de Vaucanson, so nennen sie sich. Die Jacquardine-Gesellschaft. Wir werden es diesen Froschessern zeigen.«
    Auf einmal kam er ihr betrunken vor, obwohl sie wusste, dass er nur zwei Flaschen Ale getrunken hatte. Nein, er war berauscht von der Idee der Karten in dem Rosenholzkasten, was sie auch verbergen mochten.
    »Dieser Kasten und sein Inhalt sind ganz außerordentlich, liebe Sybil.« Er setzte sich wieder und wühlte in dem billigen schwarzen Mantelsack. Ein gefaltetes Blatt festen braunen Papiers kam zum Vorschein, eine gewöhnliche Schere, eine Rolle kräftigen grünen Bindfadens. Während Mick redete, faltete er das Papier auseinander und begann, den Kasten darin einzuwickeln. »Sehr wertvoll und teuer. Das Reisen mit dem General bringt bestimmte Gefahren mit sich. Nach seinem Vortrag reisen wir nach Paris ab, aber morgen früh wirst du dieses Paket zum Postamt in der Great Portland Street bringen.« Fertig mit dem Einwickeln, zog er Bindfaden um das Papier. »Schneide das mit der Schere ab.« Sie tat wie geheißen. »Du wirst unser Paket nach Paris schicken. Poste restante. Weißt du, was das heißt?«
    »Es heißt, dass das Paket postlagernd für den Adressaten aufbewahrt wird.«
    Mick nickte, zog eine Stange roten Siegellacks aus einer Hosentasche, sein Feuerzeug aus der anderen. Das Feuerzeug ging beim ersten Versuch an. »Ja, es wird in Paris für uns sicher verwahrt.« Der Siegellack wurde flüssig und tropfte auf den

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